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Deutsches Rotes Kreuz Deutsches Rotes Kreuz: Sechs Mal umgekleidet

Von Evelyn Jochade 20.10.2015, 19:48
Der Höhepunkt der Klödener Modenschau: die fesche Hochzeitsgesellschaft
Der Höhepunkt der Klödener Modenschau: die fesche Hochzeitsgesellschaft E. Jochade Lizenz

Klöden - Aus dem Raum Jessen, aus Zörnigall und Wittenberg trafen Busse mit erwartungsfrohen Senioren an Klödens Elbaue-Halle ein. Der Oktoberfest-Frühschoppen, wie die Organisatoren von der Sozialstation des Roten Kreuzes in Jessen die Veranstaltung genannt hatten, sollte in Sachen Stimmung an die vorherigen acht Jahre anknüpfen. Und das gelang.

Großen Anteil daran hatten die Akener Musikanten, die von den Senioren in höchsten Tönen gelobt wurden: „Die sind zwar nur zu Dritt, spielen aber für Zehn, reden nicht so viel und die Lieder sind genau richtig“. Auch als Begleitung zum Auftritt der Wittenberger Sportgruppe des „Gemeinwesen-Zentrums Torhaus“ bewährten sich die Akener. „Ham se nich n’ Mann für mich?“ fragten die Wittenberger in den Saal und schon erklang das nächste Alt-Berliner Lied. So wurden die Senioren musikalisch und tänzerisch mal in eine kleine Konditorei, mal an den Strand nach Wannsee entführt. Immer in entsprechender Kostümierung. Gudrun Bürger, Leiterin des Seniorenzentrums Torhaus, sprang zu „Pack die Badehose ein“ sogar in einen Ringelbadeanzug. Da wurde geklatscht, geschunkelt und mitgesungen. Marion Richter, beim DRK in Jessen für die offene Sozialarbeit verantwortlich, hatte die „Herbstzeittänzer“ im September auf dem Seniorentag in Wittenberg gesehen und für Klöden engagiert.

Zwischendurch hatte das Publikum Gelegenheit, sich selbst auf der Tanzfläche zu bewegen. Da ließ sich kaum jemand bitten, was das Akener Trio so kommentierte: „Selten, dass sich die Tanzfläche derart schnell füllt.“ Während die Paare sich der Musik hingaben, mussten in der Küche für über 150 Gäste Kaffee und Kuchen bereitgestellt werden.

Doch nicht nur dort herrschte geschäftiges Treiben. Hinter dem Bühnenvorhang bereiteten sich die „Listersisters“ auf ihre Modenschau vor. Dass es keine gewöhnliche werden würde, konnte sich jeder denken, der die Listerfehrdaer Laienkünstler kennt. In sechs Themenwelten hatten sie ihren Auftritt gegliedert, das hieß, sechs Mal umziehen. Den Auftakt machte eine „Schürzenparade“, die an alte Zeiten erinnerte, als die gute Kittelschürze für (fast) jede Gelegenheit taugte. Für die Hausarbeit und zum Einkauf. Selten gab es solch ein universelles Kleidungsstück. Darüber hinaus passte es an jeden Körper. Genäht wurden sie, das wussten nur noch wenige im Saal, in Heimarbeit für die Firma Schürzen-Schmidt Wittenberg. Die Holzdorferinnen mochten sie offensichtlich besonders, denn sie meinten: „Genau so war das!“ Und es klang wie ein Seufzer.

Die jüngsten Darsteller, Carlotta und Jonas (beide fünf), eröffneten den Block „Büro“ mit dem Lied „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“. Dass dies auch hochschwanger gut aussehen kann, zeigte ein Model im Kleiderrock aus blauem Cord-Stoff. Der hatte wie vieles andere rund 50 Jahre bei der Moderatorin der Modenschau auf dem Boden geschlummert. Christina Schönfelder sagte zu jedem Stück etwas und befand bei so mancher Garderobe, sie sei auch heute noch alltagstauglich. So die Etuikleider, die früher in Büros gern getragen wurden und jetzt wieder „in“ sind, oder die hochaktuellen Overknee-Stiefel. „Hebt alles uff“, meinte sie in erfrischender Mundart, „es kommt aales widder.“

Eines muss man den „Listersisters“ lassen, betraten sie die Bühne passte alles. Selbst das Schuhwerk und die glänzenden Accessoires. Und die Damen versicherten glaubhaft: „Die Perlen sind alle echt“. Erschienen sie allerdings in Dederonschürzen führten die zumindest eine Flotte Lotte oder Besen, Handfeger und Kehrblech mit, was sie zur Gaudi der Anwesenden durchaus einzusetzen wussten.

Passend zum Oktoberfest präsentierten sich die Damen in verschiedenen Trachten. Von asiatisch über ungarisch bis hin zum Dirndl. Etliche Besucherinnen im Saal hatten sich ebenfalls ins Bajuwarische geworfen.

Was die Mangelwirtschaft für Ideen beförderte, konnte anschließend an vielen Eigenkreationen bewundert werden. Der Stoff dafür stammte oft aus dem Westpaket. Manche Kleider waren aus Dederon, einem Material, bei dem - wenig atmungsaktiv - „weder was rein, noch was raus floss“, wie Christina Schönfelder bemerkte. Das machte sich besonders gut im Sommerurlaub, der ebenfalls unter die Lupe genommen wurde.

Als sechster Themenschwerpunkt und Höhepunkt der Modenschau aber trat eine fein gewandete Hochzeitsgesellschaft auf. Brautmoden in weiß und Lourex-Glitzer mit entsprechendem Bräutigam im eleganten Anzug. Da wurden im Publikum Erinnerungen wach an den schönsten Tag im Leben. (mz)