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«Das haben wir nicht verdient»

Von Sven Gückel und Detlef Mayer 24.11.2005, 17:51

Jessen/MZ. - Von "ungenießbar" und "verdorbener Ware" war hierbei die Rede. Eine Aussage, die Meyer so nicht gelten lassen kann. Fakt ist, dass eine an Netto in Staffenhagen gelieferte Packung "Kaisergemüse 1000 Gramm" Ursache der Diskussion ist. Ein Verbraucher hatte die Verunreinigung in seiner Ware angeblich gesehen und sich umgehend mit dem Veterinäramt in seiner Nähe in Verbindung gesetzt. Dieses bescheinigte offensichtlich die Verunreinigung, ohne jedoch weitere Instanzen zu bemühen. Der Käufer selbst ging indes mit dem Schreiben sofort zur Presse. Erst zwei Tage später, am Mittwochvormittag, erhielt man in Jessen offiziell Kenntnis von dem Vorgang. Nach Meyers Worten begann bei Jütro daraufhin ein Krisenmanagement zu arbeiten, das als Erstes die gesamte betroffene Lieferung dieser Charge nach Jessen zurückbeorderte. Damit, so der Geschäftsführer, wollte man weiteren Schaden vom Unternehmen abwenden.

Als Folgeschritt nahm Jütro mit den hiesigen Veterinärämtern in Wittenberg und Jessen Kontakt auf, um außerordentlich Proben sowohl an der betroffenen Charge als auch in der laufenden Produktion analysieren zu lassen. Ergebnis: Ohne Mängel. Das bestätigte am Donnerstagnachmittag auch die Kreisverwaltung Wittenberg. Hinweise auf Verunreinigungen seien nirgendwo gefunden worden, teilte Pressesprecher Ronald Gauert mit.

"Ganz offensichtlich sind wir hochgradiges Opfer einer Thematik geworden, die sich an gegenwärtige Lebensmittelskandale anlehnen will", vermutet Michael Meyer. Für Jütro sei dieser Fall deshalb "der blanke Wahnsinn, ein Schuss ins Genick". Die Firma selbst, einschließlich der Belegschaft, steht nach Aussage von Michael Meyer unter Schock.

Falschmeldungen, in denen von "verdorbenem Gemüse" die Rede ist, heizen die Glut zusätzlich an. "Wir verarbeiten grundsätzlich nur Frischware, für deren Qualität wir bürgen können", stellte Meyer unmissverständlich klar. Für Jütro gilt es nun, deutlich in die Offensive zu gehen. "Wir haben nichts zu verbergen. Wer einen Blick in unsere Produktionsstätten wirft, wird schnell feststellen, dass hier äußerst korrekt gearbeitet wird."

Deutliche Worte fand auch Jütro-Seniorchef Bernd-Richard Meyer, Jüterbog. Er sprach gegenüber der MZ von Betriebsschädigung, wenn man wegen einer Made, die trotz Eingangskontrolle im Brokkoli aufgefunden worden sein soll, Jütro-Produkte in eine Ecke mit dem derzeit mehrfach aufgespürten verdorbenen Fleisch stelle. "Das ist ein Skandal! Darüber bin ich entsetzt! Es handelt sich bei dem Kaisergemüse um kein vergammeltes Gemüse." Er verglich die Angelegenheit mit Äpfeln, auch da sitze in manchem eben eine Made. "Das lässt sich nicht immer vermeiden. Wir verarbeiten nun mal Naturprodukte."

Sowohl Netto als auch andere Großabnehmer von Jütro-Waren haben dem Unternehmen bereits signalisiert, mit der Zusammenarbeit uneingeschränkt fortfahren zu wollen. Dennoch, ein Makel, und das ist der bittere Nachgeschmack daran, wird wohl bleiben.