Buchlesung "Von Wilna nach Schlieben" Buchlesung "Von Wilna nach Schlieben": Schicksal berührt Zuhörer

Prettin/Herzberg - „Von Wilna nach Schlieben“ – die Geschichte des jüdischen Vaters Peter Schwarz, die seinen Sohn Uwe nicht losgelassen hat, fand im Evangelischen Gemeindehaus in Herzberg großen Anklang. Die Ankündigung der Lesung hat auch Interessierte aus Magdeburg, Potsdam, Jessen, Holzdorf und Prettin in die brandenburgische Kreisstadt gelockt, so dass die ursprünglich im Buchgeschäft geplante Präsentation kurzfristig in einen größeren Raum verlegt werden musste. Selbst dieser war bis auf den letzten Platz gefüllt. Stephanie Kammer begrüßte das Publikum. Wenige Tage zuvor war in ihrem Verlag „Bücherkammer“ das Buch von Uwe Schwarz erschienen. Er lebt in Cottbus und ist in Schlieben (Elbe-Elster) aufgewachsen.
Der Autor lässt die Zuhörer an seinen aufwändigen Recherchen teilhaben, die weit über die eigentliche Familiengeschichte hinausgehen. Sein Vater Peter hat als polnischer Jude die KZ-Lager Majdanek, Skarzysko-Kamienna, Buchenwald und Schlieben-Berga leidvoll durchlebt und zugleich aufrichtig ertragen. In Majdanek wird er Lebensretter eines jüdischen Kindes, das er fortan behütet. Der heute 86-Jährige Norman Frajman lebt in den USA und hat maßgebliche Informationen für das Buch geliefert: „Wir telefonieren regelmäßig miteinander“, erzählt Uwe Schwarz.
Recherchen führten Schwarz nach Israel
Peter Schwarz verstarb 1987 in Schlieben. Nur weniges hat er über sein Schicksal und das seiner Familie preisgegeben.
Uwe wurde zum Biografen seines Vaters, weil „ich wollte, dass meine beiden Kinder mehr wissen sollen, als ich in ihrem Alter wusste.“ So wird das Publikum am Vortragsende Zeuge, wie Tochter Diana ihrem Vater innig dafür dankt. Das Buch endet mit persönlichen Gedanken des Autors zu Reisen, die ihn 1996 und 1998 nach Israel führten. Er hatte eine Nachricht erhalten, die zu spät kam für seinen Vater: Uwe begegnet seiner Tante Michla, einer Schwester von Peter, die ebenso wie zwei weitere Geschwister den Holocaust überlebt hatten, aber wiederum nichts vom Überleben ihres Bruders wussten.
Arbeit des Autors wird honoriert
Melanie Engler, Leiterin der Gedenkstätte des KZ Lichtenburg in Prettin reiht sich im Anschluss an die Buchlesung in die lange Reihe von Menschen ein, die mit Uwe Schwarz reden möchten. Er freut sich über ihr Interesse und erzählt, dass er selbst viele Male „in der Lichte“ war, als Kind mit seinem Vater und auch später. Die neugestaltete Gedenkstätte in Prettin kenne er jedoch noch nicht und möchte sie bald besuchen. Melanie Engler honoriert: „Uwe Schwarz hat eine Unmenge von Forschungstätigkeit geleistet und sehr berührend zusammengeführt. Er hat eine Mission übernommen, von der wir alle profitieren können.“
Das Buch „Von Wilna nach Schlieben“, erschienen im Herzberger Verlag „BücherKammer“ (ISBN: 978-3-940635-47-1) umfasst 200 Seiten und ist mit historischen Fotos sowie Abbildungen von Originaldokumenten ausgestattet. Der Autor hat für die Recherche 21 Archive bemüht, in Deutschland, Israel, Polen, den USA und Weißrussland. (mz/gzn)