Brunnenholz in Zuckerwasser
Seyda/MZ. - Die Holzteile von vier im Jahre 2002 in Seyda geborgenen historischen Holzbrunnen werden seit etwa zwei Jahren in der Juri-Gagarin-Grundschule in einer Zuckerlösung konserviert (MZ berichtete). Mitte März wurde nun zum letzten Mal die Zuckerkonzentration erhöht und damit ihr Endwert eingestellt.
Bei diesen Arbeiten heißt es kräftig zupacken, denn die Holzteile bringen es inzwischen auf über 250 Kilogramm und die 280 Liter Zuckerlösung enthalten zurzeit fast fünf Zentner Zucker.
"Kann ich mir das nicht mal ansehen, wenn ihr das macht", fragte Maximilian Wegener aus der vierten Klasse. Über das Interesse des Seydaer Schülers haben sich die beiden Betreuer der Holzkonservierung gefreut und einen Termin mit der Schulleitung für die Besichtigung vereinbart. Und so drängten sich dann auf engstem Raum in einem Keller der Grundschule in der großen Pause 20 Mädchen und Jungen der dritten und vierten Klasse mit ihrer Lehrerin Anke Fritzsche in zwei Gruppen um die herausgenommenen Brunnenhölzer.
Fragen über Fragen waren zu beantworten. Wie findet man so einen Brunnen, wie wurde Wasser in welchen Gefäßen hochgeholt, wie bestimmt man das Alter von Holz, wie alt ist Seyda, warum ist die Zuckerlösung so klebrig und so weiter. Für alle Beteiligten war es eine sehr schöne und lebhafte Geschichtsstunde.
Nach Abschluss der Konservierung, etwa Mitte Juni, und an einem weiteren Tag Anfang Mai besteht noch einmal die Möglichkeit für Interessenten aller Altersklassen, diese nicht alltägliche Fundkonservierung zu beobachten.
Danach gehen die Brunnen-Hölzer cirka sechs Wochen nach Wünsdorf zur Gefriertrocknung. Der im getrockneten Holz verbliebene Zucker wird die etwa 800 beziehungsweise 500 Jahre alten und zum Teil stark angegriffenen Holzteile mechanisch stabilisieren, so dass sie danach hoffentlich noch lange als Anschauungsstücke vom handwerklichen Geschick der Seydaer Vorfahren künden können.