Bowling in Jessen Bowling in Jessen: Zehn auf einen Streich

Jessen - Konzentriert richtet Tobias Schönfelder seinen Blick gerade aus. Sein Augenmerk gilt jenen zehn Pins, die noch aufrecht und stolz am Ende der Bowlingbahn zu einem Dreieck aufgestellt stehen. Schönfelder weiß, was er tun muss, um sie alle mit einem Ball zu treffen. Einen Strike zu erzielen, braucht sicher etwas Glück, vor allem aber bedarf es des sportlichen Vermögens eines Spielers.
Seit 2002 wird in Jessen auf sportlich anspruchsvollem Niveau gebowlt, von Beginn an unter der Regie des Jessener SV 53. Gut 30 Mitglieder zählt diese Abteilung des JSV heute, zu der mit Johannes Krawalle (15) aus Jessen, Tobias Schönfelder (18) aus Listerferda und Paul Scholz (16) aus Schweinitz auch drei Jugendliche gehören. Sie sind es, die dem Bowling aus Jessen zu besonderem sportlichem Glanz verhelfen.
Ihre Leistungen im Spielbetrieb der Landesliga sowie die Ergebnisse bei Deutschen Meisterschaften und Landesmeisterschaften lassen den JSV inzwischen auch in das Blickfeld höchster Ebene rücken. „Während der Herbstferien sind die drei Jungs nach Premnitz gefahren, um dort an einer vom Bundestrainer durchgeführten Sichtung teilzunehmen“, betont Peter Wozny, dem das Training des Nachwuchses obliegt.
In Premnitz, dem Leistungszentrum Brandenburgs, ist die Bahn mit Kameras bestückt. Ideale Voraussetzungen also, um eine genaue Analyse der Spieler vorzunehmen. Wie gestaltet sich ihr Anlauf, setzen sie den Ball richtig auf die Bahn, stimmt der Bogen, den der Ball in Richtung Ziel nehmen muss und weitete Details, lassen sich so genau ergründen. Dass die Jessener diese Chance erhalten, kommt nicht von ungefähr.
„Das zweimalige Training in der Woche zahlt sich aus“, sagt Wozny und verweist zugleich auf die Resultate bei Meisterschaften. Besonders Schönfelder konnte hier schon ordentlich punkten. Als amtierender Landesmeister und Teilnehmer der letzten Deutschen Meisterschaft in München, die er im guten Mittelfeld beendete, gilt er heute als größter Hoffnungsträger des Vereins. „Es macht Spaß, ihn beim Bowlen zu beobachten. Es ist aber auch schön zu sehen, welche Entwicklung er in den fünf Jahren, die er bei uns ist, genommen hat“, ergänzt Abteilungsleiter Hanno Janny. Schönfelder selbst sagt, dass seine Eltern ihn mit dem „Virus Bowling“ infiziert hätten.
Inzwischen dürften die auf ihren Sprössling mächtig stolz sein, zumal er seinen Weg noch längst nicht am Ziel wähnt. „Bei der kommenden Deutschen Meisterschaft, die 2019 in Berlin stattfindet, möchte ich mindestens unter die ersten Zwölf kommen“, gibt er die Richtung vor. Sein jüngerer Vereinskamerad Johannes Kawalle hingegen strebt vorerst die dafür nötige Qualifikation an. „Das Zeug dazu hat er. Auch eine Nominierung in den Landeskader halte ich für realistisch“, schätzt Trainer Wozny ein.
Bowling, so Peter Wozny, sei ein Sport ohne Kraft. Demnach spielt es keine Rolle, wie schnell der Ball auf der Bahn unterwegs ist. „Wer mit Kraft wirft, spielt zumeist ungenau“, erläutert er. Wichtiger sei da schon, dass der Ball, der je nach Altersklasse zwischen drei und acht Kilogramm wiegt, perfekt in der Hand sitzt. Echte Profis, zu denen sich die Jessener Leistungsspieler berechtigt zählen, lassen sich den Ball daher speziell für ihre Hand anpassen. „Das gibt ein völlig anderes Spielgefühl“, weiß Peter Wozny.
Dieses Spielgefühl auskosten möchten aber auch jene erwachsenen Bowler, die zwar regelmäßig trainieren, jedoch an keinem Wettkampfbetrieb teilnehmen. Ihnen kommt es vielmehr auf die sportliche Betätigung und des Gemeinschaftsgefühl an. Gemeinsames Feiern und Reisen zählt deshalb ebenso zum Vereinsleben wie der Erfolg auf der Bahn, verdeutlicht Janny. Ihrem Nachwuchs drücken aber auch sie die Daumen.
Zumal der mittlerweile in Sachsen-Anhalt zu den Aushängeschildern gehört. „Wirkliche Konkurrenz haben wir hier nicht zu fürchten. Die kommt eher aus Berlin und Bayern“, verdeutlicht Tobias Schönfelder. Und zeigt damit an, wen er zur nächsten Deutschen Meisterschaft definitiv hinter sich lassen möchte.
Neue Mitglieder sind in der Abteilung Bowling des JSV 53 immer gern gesehen. Wer Interesse hat, kann sich immer montags um 19 Uhr auf der Bowlingbahn Jessen einfinden. Jugendliche trainieren außerhalb der Ferien montags ab 16 Uhr. (mz)
