1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Auto : Auto : Harte Zeiten für den Diesel

Auto  Auto : Harte Zeiten für den Diesel

Von Thomas Tominski 07.02.2018, 18:11
2018 könnte das Jahr erster Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge werden,
2018 könnte das Jahr erster Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge werden, dpa-Zentralbild

Jessen - Die Diskussionen um den Diesel reißen nicht ab. Viele Kunden sind aufgrund fehlender Regelungen seitens der Bundesregierung sowie mehrerer Skandale verunsichert, ob es sich noch lohnt, ein Auto mit dem durchzugsstarken Sparmotor zu kaufen.

„Es fehlt eine langfristige Strategie. Die Politik muss endlich ihre Ziele veröffentlichen, damit der Kunde Planungssicherheit hat“, sagt Jürgen Gottwald, der Chef eines gleichnamigen Ford-Autohauses in Jessen ist. Es ist deutlich zu spüren, dass Kunden aufgrund der Verunsicherung geplante Investitionen aufschieben. Der Benzinmotor sei zwar im Augenblick der große Gewinner, doch Vielfahrer kommen laut seiner Einschätzung am sparsamen Diesel nicht vorbei.

Klare Steilvorlage

Beim Honda-Autohaus Preuschaft ist der Verkauf des Selbstzünders fast zum Erliegen gekommen. „Die ersten Worte unserer Kunden lauten immer: Kein Diesel!“, betont Verkaufsleiter Carsten Schiele und fügt an, dass Fahrzeuge mit der Einstufung Euro vier oder fünf praktisch unverkäuflich sind. „Vor allem ältere Menschen haben Angst, dass sie künftig nicht mehr in die Innenstädte dürfen“, so Schiele, der die neuen Dieselmotoren von Honda als „hervorragende Ingenieurskunst“ bezeichnet.

Vor allem Firmen oder Personen, die häufig mit Anhänger beziehungsweise Wohnwagen unterwegs sind, schätzen das Drehmoment und ordern weiter den Diesel. Aktuell geht der Trend aber „mehr als eindeutig“ zum Benziner.

Nur auf besonderen Wunsch

Uwe-Ives Schöne, der am Jessener Gorrenberg eine Reparaturwerkstatt betreibt, hat sich vom Diesel getrennt. „Es stehen keine Fahrzeuge mehr auf dem Hof“, sagt er, ein Selbstzünder werde nur auf besonderen Kundenwunsch geordert. Schöne schätzt ein, dass der Trend zu Hybrid- oder Elektrofahrzeugen geht. Auch er erwartet eine klare und baldige Ansage der Politik. Trotz des Skandals um manipulierte Abgaswerte heißt es bei Volkswagen nicht: Land unter!

Verkäufer Klaus Geyer vom örtlichen VW-Autohaus Faust bestätigt zwar, dass der Absatz an Dieselfahrzeugen zurückgegangen ist, doch Vielfahrer nach wie vor zum Selbstzünder greifen. Wichtig ist: Die Autos müssen die Abgasnorm sechs erfüllen. Er persönlich findet es schade, dass es für die Zukunft keine klaren Richtlinien gibt. Deshalb sei es für einen Verkäufer schwer, die Kunden perfekt und wegweisend zu beraten.

Filialleiterin Laura Czerwinski vom Nissan-Autohaus Rosenheinrich in Mühlanger betont, dass ihre Marke vom Diesel-Skandal nicht betroffen ist. Importeure wie Nissan werden so stark kontrolliert, dass schummeln nicht möglich ist. Aufgrund der Schlagzeilen sind die Kunden stark verunsichert, ob sich der Kauf eines Selbstzünders trotz Euro-6-Einstufung überhaupt noch lohnt. Wie ihre Kollegen aus den anderen Autohäusern hofft Laura Czerwinski auf eine langfristig ausgerichtete Strategie seitens der Politik, damit den Menschen endlich die Unsicherheit beim Autokauf genommen wird.

(mz)