1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Auf gerodeter Fläche begann es

Auf gerodeter Fläche begann es

Von Frank Grommisch 25.02.2008, 16:58

Holzdorf/MZ. - Manfred Lau konnte dazu auch "weit gereiste Gäste" willkommen heißen, aus Premsendorf und Mönchenhöfe, sagte er. Nach den Lachern in der Runde begrüßte er Zuhörer aus Dresden, Leipzig und Berlin. Sie alle folgten den Ausführungen von Ingeborg Lau. Sie gehörte wie ihr Mann Manfred und Ortschronist Heinz-Helge Schulze zu dem Organisationstrio, das die geschichtlichen Daten für diesen Nachmittag zusammengetragen hatte.

Wie alt Holzdorf tatsächlich ist, lässt sich derzeit nicht genau sagen, erfuhren die Zuhörer. Vermutlich um 1200 wurde der Ort gegründet. Da habe Mönchenhöfe bereits bestanden. Denn unweit der Mündung der Kremitz in die Schwarze Elster hätten Mönche einen Wirtschaftshof unterhalten. In der Umgebung wurden Bäume eingeschlagen und die Stämme über die Kremitz und die Schwarze Elster geflößt. An einer dieser großen Rodungsstellen sei dann Holzdorf entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung von Holzdorf gab es im Jahre 1419. Etwas mehr als 100 Jahre später, exakt 1528, habe dann Martin Luther in Holzdorf die Reformation vollzogen. Die Kirche wurde protestantisch geweiht. Und kurz darauf bekam ein weithin bekannter Mann die Pfarrstelle in Holzdorf, Pastor Michael Stifel, der Weltuntergangsverkünder (er sagte in Lochau, dem heutigen Annaburg, das Ende der Welt für den 19. Oktober 1533 voraus) und berühmte Mathematiker. Zwölf Jahre war Michael Stifel in Holzdorf.

Zu der schwersten Zeit im Ort gehörte die Phase des Dreißigjährigen Krieges. 1637 war Holzdorf nach dreijähriger Belagerung durch schwedische Soldaten geplündert und niedergebrannt worden, so auch die Kirche und das Pfarrhaus. Danach habe es lange Zeit gedauert, bis sich der Ort erholt habe. Etwa 20 Jahre später sei wieder eine Kirche gebaut worden.

In dem an Fakten reichen und schlüssig gegliederten Vortrag ging Ingeborg Lau auch auf die Bedeutung der beiden einst wichtigsten Straßen für das Dorf ein, den Bankweg, der von Halle-Torgau kommend in Richtung Frankfurt (Oder) führte, und den Töpferweg, der eine wichtige Verbindung von dem damals so bedeutenden Schweinitz in Richtung Körba und Schöna-Kolpien war.

Als die Schulgeschichte zur Sprache kam, erhielten die Zuhörer einen Überblick von der Zeit der Reformation bis zum Umzug der Bildungsstätte 1982 in den Neubau Holzdorf-Ost. Und einige Namen von Lehrern machten die Runde.

Anliegen der heimatkundlichen Lesungen sei, Geschichte und Geschichten aufzubereiten und weiterzutragen, sagte Manfred Lau. Der Erfolg der Premieren-Lesung hat bestimmt ermutigt, im Heimatverein Holzdorf weitere Veranstaltungen dieser Art zu organisieren. Zumal das Publikum den Ausführungen ganz konzentriert folgte. In der einstigen Holzdorfer Schule sei wohl keine Unterrichtsstunde so diszipliniert abgelaufen wie diese Lesung vor 90 Leuten, meinte ein Besucher anerkennend.