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Andacht  Andacht : Treffen an der Heimateiche

Von Detlef Mayer 31.05.2019, 16:02
Rund 90 Teilnehmer zählte am Donnerstagvormittag die Andacht unter der Heimateiche in der Glücksburger Heide unweit von Mügeln.
Rund 90 Teilnehmer zählte am Donnerstagvormittag die Andacht unter der Heimateiche in der Glücksburger Heide unweit von Mügeln. Detlef Mayer

Mügeln - „Himmelfahrt will das Leben in uns zurückkehren lassen, obwohl uns Christus im gleichen Moment auch verlässt... Der Schöpfer selbst wird in der Zeit erkennbar, im Ostergeschehen und heute auch im Himmelfahrtsgeschehen.“ Wie ein symbolträchtiges Bild zu diesen Sätzen aus der Predigt von Jessens Pfarrer Tobias Bernhardt erschien da die Heimateiche.

Bei der Andacht am Donnerstagvormittag reckte sie ihre frischen grünen Blätter in den sonnig-blauen Himmel. Dabei war noch eine Woche vorher deutlich zu erkennen, dass Frost ihren Knospen zugesetzt hatte.

Fast 90 Teilnehmer zählte die traditionelle Himmelfahrtsandacht an der Dahmschen Straße in der Glückburger Heide unweit von Mügeln diesmal. Der Schweinitzer Posaunenchor unter Leitung von Pfarrer Dietrich Schekatz übernahm die musikalische Begleitung. Die neunte Heidekönigin von 2002/03, Anja Wobser (vormals Müller, Mügeln), eröffnete und beschloss die Zusammenkunft.

Sie vertrat die aktuelle, die 25. Heidehoheit Lara Krampe, die wegen ihres Studiums verhindert war. Anja Wobser, 34 Jahre, Finanzsachbearbeiterin im Jugendamt Luckenwalde, war die Freude anzumerken, noch einmal als Repräsentantin des Heidevereins in Aktion treten zu dürfen.

Tobias Bernhardt widmete seine Predigt der Feststellung, dass in der Bibel die Zeit über Zeitabschnitte erklärt werde, und ging auf die daraus resultierenden Bezüge zu den Menschen ein. „Ein wichtiger Zeitabschnitt in der Bibel wird mit der Zahl 40 bestimmt“, sagte er und nannte dafür Beispiele: „Zwischen Ostern und Himmelfahrt liegen genau 40 Tage... Als Noah die Arche besteigt, lässt es Gott 40 Tage und Nächte regnen... Um sich selbst zu finden, war das Volk Israel 40 Jahre in der Hand der Philister...“

Der Pfarrer beschrieb, dass Leben und Tod dabei in der Zeit verankert werden: „Menschsein bedeutet in der Zeit sein.“ Und: „Wer die Zeit verstehen will, muss sich immer auch mit der Endlichkeit auseinandersetzen.“ Dennoch könne man manche Sachen nicht übers Knie brechen. So sei auch Himmelfahrt an die Zeit gebunden und erschließe sich nur in einem Zeitabschnitt: „40 Tage setzen sich die Jünger mit dem Auferstandenen auseinander.“

Es brauche Zeit, um das wirklich zu verstehen. „Die Passionszeit mit dem 40-tägigen Fasten und die österliche Freudenzeit von 40 Tagen bis Himmelfahrt haben einen tieferen Sinn. Sie wollen uns für die Zeit sensibilisieren.“

Doch, so Tobias Bernhardt, der moderne Mensch neige dazu zu vergessen, dass auch die Zeit ein Geschöpf Gottes sei. Dabei lande, wer sich ernsthaft mit der Zeit beschäftige, immer bei Gott. Andernfalls bekomme er mit der Zeit ein Problem. Man habe dann keine Zeit mehr, verliere das Warten-Können, versuche Zeit zu konservieren („Überall, wo das Leben ausgezogen ist, entstehen Museen.“) oder stehe vor überschüssiger Zeit, die man in Zerstreuungen investiere.

„Himmelfahrt ist kein geschichtlich-museales Ereignis“, betonte der Geistliche. Die Aufgabe der Christen sei es, das Ostergeschehen wach und lebendig zu halten. All das beginne mit der Einsicht, dass man dafür Zeit habe, geschenkte Zeit von Gott. „Wir haben nicht zu viel Zeit, auch nicht zu wenig und schon gar nicht gar keine Zeit. Und Erinnerungen finden wir nicht in Museen wieder. Das ist ein ganz großes Missverständnis unserer so aufgeklärten Zeit.“ (mz)