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Altes Pfarrhaus Altes Pfarrhaus: Grundschüler studieren Oper ein

Von Detlef Mayer 15.03.2013, 18:20
Die zwölf Mädchen und Jungen der Evangelischen Grundschule Wittenberg durften bei ihrer Frühlingswerkstatt in Klöden, um die Oper Carmen nachzuspielen, in entsprechende Kostüme schlüpfen.
Die zwölf Mädchen und Jungen der Evangelischen Grundschule Wittenberg durften bei ihrer Frühlingswerkstatt in Klöden, um die Oper Carmen nachzuspielen, in entsprechende Kostüme schlüpfen. D. Mayer Lizenz

Klöden/MZ - Ein Drama mit allen Zutaten - Liebe, Eifersucht und Intrigen - spielte sich in den zurückliegenden drei Tagen im Alten Pfarrhaus in Klöden ab. Und das gleich mehrfach.

Anlass zur Beunruhigung besteht dennoch nicht. Zwölf Mädchen und Jungen der Evangelischen Grundschule Wittenberg spielten in dem kirchlichen Tagungs- und Freizeitenheim nämlich die Oper Carmen nach und zwar mit spanischen Dialogen. Denn die Theater-Übung war eingebettet in ein Begabtencamp unter dem Motto „Spanische Rhythmen“.

Die Projekt-Teilnehmer im Alter zwischen sieben und zehn Jahren gehören zur Spanisch-Arbeitsgemeinschaft der Wittenberger Bildungseinrichtung oder sind an Spanisch besonders interessierte Schüler der Klassen zwei bis vier. „Die Kinder zeigen eine hohe Motivation, Spanisch zu lernen“, erklärten Sprachen-Lehrerin Antje Penk und Musiklehrer Christoph Roßner, die gemeinsam mit der pädagogischen Mitarbeiterin Kornelia Titsche die Frühlingswerkstatt in Klöden betreuten.

Verschiedenste Motivationen

Die besondere Neigung zum Spanischen rühre, wie Antje Penk sagte, beispielsweise daher, dass ein Kind einen Papa aus Venezuela habe. In anderen Fällen seien Urlaubserlebnisse im spanischsprachigen Raum der Auslöser oder es existiere ganz einfach eine Hinwendung zur spanischen Kultur im weitesten Sinne, angeregt vielleicht durch Mitschüler, Freunde oder Medien.

Die Adaption auf die Carmen-Oper, mit der sich die Grundschüler befassten, wich im Übrigen leicht ab von der Vorlage. „Bei uns stirbt niemand“, machte Antje Penk den wesentlichsten Unterschied deutlich. Womit sie meinte, dass Carmen am Ende nicht erstochen wird. Vielmehr tritt in der in Klöden geprobten Fassung der Torero Escamillo von seinen Ansprüchen auf Carmen zurück und macht den Weg frei für Don José und seine Liebe zur Hauptfigur der Geschichte. Es gibt also ein filmreifes und sicher kindgerechtes Happy End. „Das ganze Leben ist ein Spiel“, natürlich auf Spanisch, lautet der letzte Satz.

Nun war das Theaterspielen nicht der einzige Inhalt des Begabtencamps im Alten Pfarrhaus. In den drei Tagen wurde das Spanischlernen eher ganzheitlich angegangen. „Wir sind hier Selbstversorger“, hob Christoph Roßner einen weiteren wichtigen Punkt hervor. „Es wird also gemeinsam typisch spanisch gekocht. Dabei lernen die Kinder nicht nur die spanische Küche ein bisschen kennen, sondern erfahren dazu auch die Vokabeln für Obst, Gemüse und Fleisch.“

Kein Stunden-Korsett

Als äußerst positiv stellte der Musikpädagoge heraus, dass es in dem Camp keine Einengung durch den Unterrichtsstunden-Takt gibt. „Mit Pausen an der frischen Luft wird solange gemacht, bis die Kinder müde sind, sechs oder mehr Stunden über den Tag verteilt. Das ist ja keine Klassenfahrt, sondern ein Begabtencamp, die Schüler sollen schon gefordert werden.“

Das trifft auch auf den dritten Baustein des Projektes, den Flamenco-Rhythmus, zu. Den durften die fünf Jungen und sieben Mädchen an verschiedenen Percussion-Instrumenten ausprobieren. Außerdem standen ihnen Gitarren zur Verfügung. Die wurden ihnen erklärt und natürlich konnten sie selbst mal Hand anlegen und einige Griffe ausprobieren.

Das Urteil der jungen Akteure fiel denn auch eindeutig aus: „Das macht noch mehr Spaß als Schule“, erklang es beinahe im Chor. Dabei steht der eigentliche Abschluss der so genannten Frühlingswerkstatt noch aus. Christoph Roßner hat das Carmen-Stück, in dem die Kinder in Kostümen agierten, die von der Phönix Theaterwelt zur Verfügung gestellt worden waren, nämlich filmisch mitgeschnitten. Zurück in der Evangelischen Grundschule soll der Streifen dann allen Mädchen und Jungen gezeigt werden. Und zur Umrahmung des Ganzen sind die einstudierten spanischen Live-Rhythmen gedacht.