Soziale Dienste Achtung, frisch gestrichen: Der „Wir“-Verein öffnet nach Renovierung das Mehrgenerationenhaus in Jessen
Der „Wir“-Verein feiert Wiedereröffnung des Jessener Mehrgenerationenhaus nach einwöchiger Renovierung. Wer zu den ersten Besuchern gehört und was sich für Kunden verändert hat.

Jessen/MZ. - Einmal kurz mit Sekt anstoßen und mit den Kundinnen Christine Tränkler und Sonja Quaiser in die Kamera lächeln, deren lobende Worte über die neugestalteten Räume des Mehrgenerationenhauses in der Robert-Koch-Straße in Jessen entgegennehmen und schon geht es für Margit Mehr und Antje Rausch weiter. Die Chefin des „Wir“-Vereins und dessen Geschäftsführerin haben wie alle Mitarbeiter trotz laufenden Betriebes noch einiges zu erledigen. Da wäre beispielsweise das gemeinsame Büro im Obergeschoss, das in der vergangenen Renovierungswoche zeitweise zum Lagerraum wurde.
20 Räume in einer Woche
Nach dem zweitägigen Trödelmarkt unter dem Motto: „Der Frühling kommt, alles muss raus“ (die MZ berichtete) hatten sich die Mitarbeiter des Vereins eine Woche Zeit für eine große Frühjahrsputzaktion genommen. In dieser Woche wurden in rund zwanzig Räumen inklusive des langen Flurs im Erdgeschoss knapp acht Eimer weiße Farbe an die Wände gebracht. „Wir haben uns für Weiß entschieden, weil die Möbel meist bunt sind“, erklärt Margit Mehr das Farbkonzept. Darüber hinaus wurde die Gelegenheit genutzt, das gesamte Haus von Grund auf neu zu strukturieren.
Sodass am Tag der Wiedereröffnung häufig die Frage gestellt wird, wo denn, was zu finden sei. Claudia Graupner, die mit einer Kollegin in der hauseigenen Wäscherei arbeitet, erklärt so manchem verdutzten Stammkunden, dass die Nähstube vom Erdgeschoss eine Etage höher gezogen ist. „Noch ist es für alle ungewohnt, aber das wird werden“, ist sie sicher und freut sich über den großen Raum, in dem sie nun bügeln und Gardinen verkaufen kann.

Anna Dargel unterbricht das Einsortieren der Stoffe immer wieder, um Kundenwünsche zu erfüllen. Am ersten Tag ist noch Improvisationstalent in den neuen Räumen der Nähstube gefragt. Ein bisschen sorgt sie sich darüber, wie gerade die älteren Kunden, die auf Gehilfen angewiesen sind, zu ihr in den ersten Stock kommen sollen. Colette Schmidt positioniert die kleine Auswahl an Osterdekorationsartikeln, wegen der Malerarbeiten hat die Kreativabteilung des Vereins nur Bestellungen für Präsente übernommen. Die Mitarbeiterin freut sich besonders über die knapp 30 neuen Deckenlampen. „Das sind alles Energiesparlampen.“ Sie hofft, dass die neuen Strukturen bei den Kunden ankommen.
Neue Aufteilung
Kaum hat sie ein großes Osterei in das Regal geräumt, steht Stammkundin Veronika Seiche mit großen Augen vor ihr und fragt, wo denn jetzt die Damenabteilung sei. Die Jessenerin, die jeden Tag zum Essen in die Robert-Koch-Straße kommt, kennt das Haus auch als Mitarbeiterin. „Vor vielen Jahren habe ich hier auch gestrichen“, sagt die rüstige Rentnerin, die genau weiß, was die Mitarbeiter geleistet haben. Da sie jeden Tag das Mittagsangebot des Suppenstübchens annimmt, hat sie die Renovierungsfortschritte gut verfolgen können. Ihr eindeutiges Urteil: „Es sieht richtig gut aus“.

Dem kann Sebastian Thiersch, nur hinzufügen: „Es ist viel heller jetzt“. Seine Schuhe mit den weißen Farbspritzern bezeugen, dass die Mitarbeiter bis zum Sonntagabend noch gestrichen haben. Er und seine Kollegen tragen gespendete Möbel und elektrische Geräte an ihre Bestimmungsorte, von vielen wissen sie, dass sie nicht lange stehen werden.

Kathrin Hänsel, die mit Tochter Johanna kurz im Nähstübchen und dem Kreativstübchen etwas vorbeibringen wollte, ist begeistert von den Veränderungen. Die Jessenerin gesteht, dass sie von den Renovierungsarbeiten nichts gewusst hat, aber der Geruch nach Farbe habe ihr schon beim Betreten des Hauses angezeigt, hier hat sich etwas verändert.

Sonja Quaiser und ihre Cousine haben ihren Rundgang beendet. „Es ist schön geworden“, lobt Christine Tränker, die zum zweiten Mal das Mehrgenerationenhaus besucht. Ihren Mann will sie mit einer ordentlichen Portion grüne Bohnensuppe überraschen. „Dann muss ich nicht kochen“, fügt sie lachend hinzu.
Ihre Cousine, die öfters vorbeischaut, bescheinigt dem neuen Konzept mehr Platz und eine bessere Übersichtlichkeit. Auch sie geht nicht mit leeren Händen nach Hause.