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1. Mai in Annaburg 1. Mai in Annaburg: "Farbtupfer" zum Mai-Start

Von Gabi Zahn 29.04.2014, 19:58
Ein Porträt von Iris Heinitz, das Gerhard Kitzig gemalt hat. Auch die anderen Dienstags-Malerinnen hat er in dieser Weise verewigt.
Ein Porträt von Iris Heinitz, das Gerhard Kitzig gemalt hat. Auch die anderen Dienstags-Malerinnen hat er in dieser Weise verewigt. G. Zahn Lizenz

Annaburg/MZ - „Blümchen malen ist kein Problem, aber ein Bild daraus zu gestalten – dazu braucht es etwas mehr“, sagt Iris Heinitz. Morgen setzen ihre Bilder „Farbtupfer“ in die Annaburger Weinscheune. So betitelt die Hobbymalerin ihre erste eigene Ausstellung. Dorothea Schulze wird die Vernissage um 14 Uhr mit Harfenmusik umspielen. Die Laudatio hält Edda Krüger. Um 15 Uhr dürfen sich die Gäste auf Frühlingslieder des Forstlichen Gesangvereins Annaburg freuen. Mit diesem feinen Arrangement aus Kunst, Musik und natürlich auch Wein setzen Dorothea und Detlef Schulze die im Jahr 2006 begonnene Veranstaltungsreihe fort: Jeden 1. Mai erhalten Künstler aus der Region Gelegenheit, ihre Arbeiten zu präsentieren. Das Besondere: Die Ausstellung ist nur einen Tag lang zu sehen.

Stets den Farbkasten dabei

Gemalt hat Iris Heinitz aus Jessen schon immer gern. Ihr pädagogisches Studium beendet sie jedoch als Lehrerin für Mathematik und Geografie – jene Fächer, die sie seit vielen Jahren in Jessen unterrichtet. „Beim Malen werde ich selbst wieder zur Schülerin, sagt die 56-Jährige und plaudert weiter: „Ich weiß noch, wie wir mit der Familie meiner Schulfreundin Astrid Paul, früher hieß sie Steinland, zum Campen gefahren sind. Wir hatten immer den Farbkasten dabei. Schlechtes Wetter störte uns nicht. Wir lagen im Zelt und malten. Als Motive nahmen wir das, was wir vor uns sahen – zum Beispiel auch unsere Clogs.“

Als 2003 in der Jessener Volkshochschule ein Malkurs mit Arngard Eichelbaum startet, nutzt sie die Möglichkeit, die über viele Jahre selbst erworbenen Fähigkeiten zu entwickeln: „Ich meldete mich gemeinsam mit Elke Ludley an. Wir kannten uns über die Sportgruppe, außerdem sind wir Kolleginnen – und Leidensgefährtinnen. Sie kann nämlich auch nicht ohne Pinsel und Farben leben“, scherzt Iris Heinitz. Fast 40 Jahre lang lehrte Elke Ludley Biologie und Chemie an der Lingner-Schule: „Als der Malkurs begann, ging ich in den Ruhestand. Das passte. Drei Jahre dauerte der Lehrgang. Die Frauen bezeichnen ihn heute als Basis für ihr weiteres Schaffen.

Weil sich niemand mehr seine Freizeit ohne gemeinsame Malstunden vorstellen kann, treffen sich einige Teilnehmerinnen fortan im „Freiluftatelier“ Raschig. Als ein solches darf der wunderschöne Garten wohl bezeichnet werden. Dann wieder findet reihum in jedem Zuhause ein „Malkränzchen“ statt: „Wir hatten uns mittlerweile richtig dick angefreundet“, berichtet Elke Ludley. Keine wollte ausschließlich im stillen Kämmerchen dem Hobby frönen, aber etwas fachliche Anleitung fehlte dennoch. „Irgendwann hatte ich die Idee, meinen Schulkameraden Gerhard Kitzig anzusprechen. Zur großen Freude der „Weibs-Bilder“, wie später eine Ausstellung in der Prettiner Lichtenburg heißen wird, sagt der in Jessen geborene und mittlerweile Wahl-Berliner Maler und Diplom-Designer zu. Das war die Geburtsstunde der Dienstags-Malerinnen. Zu ihnen gehören außerdem Anne-Kathrin Weiner, Susanne Möbius, Birgit Wolf, Sonja Sandow und Edith Schmidt.

Seit vielen Jahren haben sie eine feste Bleibe. Jeden Dienstag trifft sich die Runde im Haus von Anne-Kathrin Weiner am Jessener Markt. Wer dort Einlass begehrt – so wie die Schreiberin dieser Zeilen – wird erst einmal zu einem Glas trockenen Rotwein eingeladen. Diesen einzuschenken, übernimmt Gerhard Kitzig höchst selbst, wobei er das Füllen des Glases mit den Worten zelebriert: „Ohne diesen Tropfen geht gar nichts hier.“

Anne-Kathrin Weiner pariert jedoch prompt: „Gerhard ist der Erfinder des Depressionismus. Davon heilen wir ihn allmählich. Seit er bei uns ist, sind seine Bilder sogar ein klein wenig freundlicher geworden.“ – Das wiederum bestreitet der große Meister nicht: „Natürlich hellt eure Runde meinen Charakter etwas auf“, gibt er mit der ihm eigenen fast unbewegten Mine zu verstehen, aus der versteckt ein verschmitztes Lächeln leuchtet. Iris Heinitz weiß diesen gegenseitigen Beistand sehr wohl zu würdigen: „Dass wir seinen kritischen Blick erdulden müssen, ist das Beste, was uns passieren kann.“

Es wird auch getöpfert

Die schier unerschöpfliche kreative Lust von Iris Heinitz muss jedoch vor allem Ehemann Matthias aushalten: „Manchmal steht der halbe Frühstückstisch voll mit Malutensilien. Aber er toleriert das und freut sich mit mir, wenn ein Bild gut gelungen ist.“ Schon in der Diele hängen Bilder und Zeichnungen. Das setzt sich im Wohnzimmer und in den anderen Räumen fort: (Urlaubs)-Landschaften, Blumen, Wildfrüchte und Obst. Die Frau macht sogar Zwiebeln zum Kunstwerk. Und: Töpfern ist auch noch ihr Ding, weswegen vielerlei Glocken und Figuren aus Keramik ein urig-schönes Ensemble mit den gemalten Kunstwerken bieten.