Zuckerrüben-Anbau Zuckerrüben-Anbau: Mansfelder Land profitiert von Reform der Zuckererzeugung

Gerbstedt - Mansfelder Land - Zuckerrübenland? Die Landwirtschaft im Mansfelder Land wird von der Reform in der Zuckererzeugung profitieren und mehr Rüben anbauen. Davon ist Wolfgang Beer, Geschäftsführer der Gerbstedter Agrar GmbH, fest überzeugt. Sein Unternehmen hat gegenwärtig eine Fläche von 280 Hektar unter Zuckerrüben.
Qutenregelung wird abgeschafft
Zum 1. Oktober kommenden Jahres wird nämlich in der EU die Quotenregelung abgeschafft, die den Landwirten den Absatz einer bestimmten Menge von Zuckerrüben an verarbeitende Fabriken zu einem vertraglich vereinbarten Mindestpreis garantierte. Künftig spielt die Quote keine Rolle mehr, jeder Landwirt kann so viele Rüben anbauen, wie er will. Allerdings muss er dann den Preis mit dem Abnehmer selbst oder mit Hilfe seines Berufsverbandes aushandeln. Im Ergebnis wird ein verschärfter Wettbewerb in der Branche erwartet, von dem diejenigen Landwirtschaftsunternehmen profitieren werden, die am profitabelsten arbeiten.
Der Zuckerrübenanbauerverband Könnern wurde 1993 gegründet. Sein Einzugsgebiet reicht vom Harz bis zum Oderbruch. Hier bestellen rund 600 Landwirtschaftsbetriebe etwa 25 000 Hektar mit Zuckerrüben, die in einer der modernsten Zuckerfabriken Europas in Könnern, einem Werk der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, zu Weißzucker und Raffinade verarbeitet werden. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich in der Zuckerfabrik.
Der Verband und Pfeifer & Langen haben für 2017 bis 2019 einen neuen Rübenlieferungsvertrag unterschrieben. Demnach werden die Preismodelle „Flexibel“ (voll abhängig vom Markt) und „Sicherheit“ (mit einem Minimum-Maximum-Korridor) angeboten - mit einer Laufzeit bis zu drei Jahren.
Laut Beer, der zugleich Vorsitzender des Zuckerrübenanbauverbandes Könnern ist, habe es intensive Verhandlungen zwischen dem Verband und dem Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG gegeben, das die Zuckerfabrik in Könnern betreibt. Das Ziel war, einen Vertrag auszuarbeiten, der sowohl den Landwirten als auch dem Betrieb in Könnern eine gewisse Planungssicherheit gibt. „Zwar fällt die Quote erst im nächsten Jahr, doch wir Landwirte überlegen uns bereits jetzt, was wir 2017 anbauen werden“, so Beer. Der Vertrag, der Mitte April unterschrieben wurde, sei fair.
Das muss er auch sein. Denn beide Seiten sind auf einander angewiesen. Die Fabrik in Könnern steht im weltweiten Wettbewerb, sie will ihre Produktivität ausbauen - und braucht Zuckerrüben. Beer zufolge sollen hier schon bald 2,16 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet werden statt 1,33 Millionen Tonnen heute. Für die Zuckerrübenanbauer der Region ist die Fabrik wiederum der einzige Abnehmer, der sich in einer vernünftigen territorialen Reichweite Nähe befindet. Gut 600 Lieferanten bringen ihre Ernte nach Könnern.
Beteiligung an Transportkosten
In den Zeiten der Quote war die Fabrik für die Abholung der Rüben vom Ackerland zuständig - und zwar auf eigene Kosten. Künftig müssen sich die Landwirte an den Transportkosten beteiligen. Wie viel das für jeden ausmacht, hängt vor allem von der Entfernung ab: Je weiter von Könnern liegt der Rübenacker, desto mehr kostet der Transport jeder Tonne Rüben.
Damit sind die Transportkosten ab nächstes Jahr jener Faktor, der den Wettbewerb in der Branche entscheidend beeinflussen wird, meint Beer. Gute Chancen sieht der Verbandsvorsitzende für Rübenanbauer im Umkreis von maximal 80 Kilometern um Könnern. Zum Vergleich: Zwischen Gerbstedt und Könnern liegen nur zwölf Kilometer. „Zuckerrübenanbauer im Harz oder in Anhalt werden im Vorteil sein, die im Oderbruch dagegen nicht, weil zu weit weg,“ meint Beer.
Der Landwirt kennt die Branche nicht erst seit gestern. Und kann gut vergleichen, wie weit sie sich gerade im Osten Deutschland entwickelt hat. Noch 1989 habe ich an die 2 000 Leute gebraucht, um Rüben zu hacken“, erinnert er sich an DDR-Zeiten. Heute würde die Rüben technologisch so gepflanzt, dass keine Helfer zum Vereinzeln gebraucht werden.
Anbauflächen werden wachsen
Da die Äcker im Mansfelder Land günstig in der Nähe der Fabrik in Könnern liegen, werden die Anbauflächen in unserer Region wachsen. Hinzu kommt, dass Zuckerrüben zum Beispiel im Vergleich zum Getreide weniger Düngemittel brauchen - ebenfalls ein klarer finanzieller Vorteil. „Da werden hier selbst jene Zuckerrüben anbauen, die es heute noch nicht tun“, wirft Wolfgang Beer einen Blick voraus. „Und diejenigen, die es heute schon tun, werden ihre Zuckerrüben-Anbauflächen erweitern.“ Die Gerbstedter Agrar GmbH will dies übrigens auch tun - von den 280 auf 425 Hektar. (mz)