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Zuckerrüben-Anbau Zuckerrüben-Anbau: Mansfelder Land profitiert von Reform der Zuckererzeugung

12.05.2016, 08:34
Zuckerrüben: Der Transport zur Fabrik wird zum wichtigen Kostenfaktor.
Zuckerrüben: Der Transport zur Fabrik wird zum wichtigen Kostenfaktor. Archiv/Lukaschek

Gerbstedt - Mansfelder Land - Zuckerrübenland?  Die Landwirtschaft  im Mansfelder Land  wird von der  Reform in der Zuckererzeugung profitieren und mehr Rüben anbauen. Davon ist  Wolfgang Beer, Geschäftsführer der Gerbstedter Agrar GmbH, fest überzeugt. Sein   Unternehmen hat gegenwärtig eine  Fläche von 280 Hektar unter Zuckerrüben.

Qutenregelung wird abgeschafft

Zum 1. Oktober kommenden Jahres  wird  nämlich in der EU die   Quotenregelung abgeschafft, die den  Landwirten den Absatz einer bestimmten Menge von Zuckerrüben an verarbeitende Fabriken zu einem vertraglich vereinbarten Mindestpreis garantierte.  Künftig spielt die Quote keine Rolle mehr,  jeder  Landwirt kann so viele Rüben anbauen, wie er will. Allerdings muss er dann den Preis mit dem Abnehmer selbst oder mit Hilfe seines Berufsverbandes aushandeln. Im Ergebnis   wird ein verschärfter Wettbewerb in der Branche erwartet, von dem diejenigen Landwirtschaftsunternehmen  profitieren werden, die am profitabelsten arbeiten.

Der Zuckerrübenanbauerverband Könnern   wurde 1993 gegründet. Sein Einzugsgebiet reicht vom Harz bis zum Oderbruch. Hier  bestellen rund 600 Landwirtschaftsbetriebe   etwa 25 000 Hektar mit Zuckerrüben, die in einer der modernsten Zuckerfabriken Europas in Könnern,  einem Werk der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG, zu Weißzucker und Raffinade verarbeitet werden. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich in der Zuckerfabrik.  

Der Verband und  Pfeifer & Langen   haben  für  2017 bis 2019  einen neuen Rübenlieferungsvertrag unterschrieben.  Demnach werden die  Preismodelle „Flexibel“ (voll abhängig vom Markt)  und „Sicherheit“ (mit einem Minimum-Maximum-Korridor) angeboten - mit einer  Laufzeit bis zu  drei Jahren.

Laut Beer, der  zugleich Vorsitzender des Zuckerrübenanbauverbandes Könnern ist,   habe es intensive Verhandlungen zwischen dem Verband und dem Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG  gegeben, das die Zuckerfabrik in Könnern betreibt.  Das Ziel war, einen Vertrag auszuarbeiten, der sowohl den Landwirten als auch  dem Betrieb in Könnern  eine gewisse Planungssicherheit gibt.  „Zwar fällt die Quote erst im nächsten Jahr,  doch wir Landwirte überlegen uns bereits jetzt, was wir 2017 anbauen werden“, so Beer. Der Vertrag, der  Mitte April unterschrieben wurde, sei fair.

Das muss er auch sein. Denn beide Seiten  sind auf einander  angewiesen.  Die Fabrik in Könnern  steht im weltweiten Wettbewerb, sie will ihre  Produktivität ausbauen - und braucht Zuckerrüben. Beer zufolge sollen hier  schon bald 2,16 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet werden statt 1,33 Millionen Tonnen heute. Für die Zuckerrübenanbauer der Region ist die Fabrik wiederum der einzige  Abnehmer, der sich in einer vernünftigen territorialen Reichweite  Nähe befindet.   Gut  600 Lieferanten bringen ihre Ernte nach Könnern.

Beteiligung an Transportkosten

In den Zeiten der Quote  war die  Fabrik  für die Abholung der Rüben  vom Ackerland zuständig - und zwar  auf eigene  Kosten. Künftig müssen sich die Landwirte an den Transportkosten beteiligen. Wie viel  das für jeden  ausmacht, hängt  vor allem von der Entfernung ab:  Je weiter  von Könnern liegt der Rübenacker, desto mehr  kostet  der Transport jeder Tonne Rüben.

Damit  sind die Transportkosten ab nächstes Jahr jener  Faktor, der den Wettbewerb in der Branche entscheidend  beeinflussen wird, meint Beer.  Gute Chancen sieht der   Verbandsvorsitzende für  Rübenanbauer im Umkreis von maximal 80 Kilometern um Könnern.   Zum Vergleich: Zwischen Gerbstedt und Könnern liegen nur zwölf Kilometer. „Zuckerrübenanbauer  im Harz oder in Anhalt werden im Vorteil sein, die im Oderbruch dagegen nicht, weil zu weit weg,“ meint Beer.

Der Landwirt kennt die Branche nicht erst seit gestern. Und kann gut vergleichen, wie  weit sie sich  gerade  im Osten Deutschland   entwickelt hat. Noch 1989 habe ich an die 2 000 Leute gebraucht, um Rüben zu hacken“,  erinnert er sich an DDR-Zeiten.   Heute  würde  die Rüben technologisch so gepflanzt, dass  keine Helfer zum Vereinzeln gebraucht werden.

Anbauflächen werden wachsen

Da die Äcker  im Mansfelder Land günstig in der Nähe der Fabrik  in Könnern liegen, werden die Anbauflächen in unserer Region wachsen.   Hinzu kommt, dass Zuckerrüben zum Beispiel im Vergleich zum Getreide   weniger Düngemittel brauchen -  ebenfalls ein klarer  finanzieller Vorteil.  „Da werden  hier selbst jene Zuckerrüben anbauen, die es heute noch nicht tun“, wirft Wolfgang Beer einen Blick voraus. „Und diejenigen, die es heute schon tun, werden ihre Zuckerrüben-Anbauflächen erweitern.“ Die Gerbstedter  Agrar GmbH  will dies übrigens auch tun - von den 280 auf 425 Hektar. (mz)