Windpark bei Gerbstedt Windpark bei Gerbstedt: Debatte über 200 Meter hohe Anlagen am Galgenhügel

Gerbstedt - Die von einem Investor vorgesehene Errichtung von bis zu neun Windkraftanlagen im Windpark „Am Galgenhügel“ Gerbstedt-Ihlewitz sorgt für kontroverse Debatten in der Einheitsgemeinde. Umliegende Ortschaften befürchten größere Belastungen unter anderem durch steigenden Geräuschpegel. Immerhin gibt es in der Gegend schon zahlreiche Windräder. Nach einer teilweise sehr emotionsgeladenen Debatte hat der Stadtrat der Einheitsgemeinde am Dienstagabend die Entscheidung über den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages mit der Windpark Gerbstedt Repowering GmbH&Co. KG, Bremen, von der Tagesordnung genommen.
Die neuen Windräder will der Investor im Zuge des sogenannten Repowerings installieren. Das bedeutet, dass die neun Anlagen, die moderner und leistungsfähiger sind, die neun alten Anlagen ersetzen, welche zurückgebaut werden sollen. Auf den ersten Blick ändert sich nichts. Nur: Während die alten Windkraftanlagen eine Höhe von 100 Metern haben, wären die neuen doppelt so hoch.
Der Windpark Gerbstedt-Ihlewitz ist um die Jahrtausendwende entstanden. Laut Wikipedia gehört er mit über 30 Anlagen und der Gesamtkapazität von 44, 2 Megawatt zu den größten derartigen Parks in Deutschland.
Die Betreibergesellschaft Windpark Gerbstedt Repowering GmbH&Co. KG, Bremen, wird in der Sache von der WPD Repowering Verwaltungs GmbH, Bremen, vertreten. Im Windpark sollen neun alte, 100 Meter hohe Anlagen samt Fundamente entfernt und durch bis zu neun neue, 200 Meter hohe ersetzt werden.
Um Planungssicherheit zu haben, wollen die Betreiber mit der Stadt Gerbstedt einen städtebaulichen Vertrag abschließen. Da die neuen Anlagen doppelt so hoch wie die alten sind, muss auch der Bebauungsplan geändert werden. Die Kosten dafür will die Betreibergesellschaft übernehmen.
Das abgesetzte Thema soll wieder so schnell wie möglich vom Stadtrat behandelt werden.
„Unser Ort liegt in der Nähe der Windkraftanlagen und schon jetzt beeinträchtigt das ,Spargelfeld’ die Lebensqualität der Ihlewitzer“, so Barbara Olze (CDU), Ortsbürgermeisterin von Ihlewitz und Stadtratvorsitzende in Gerbstedt. Udo Reichert (SPD), Stadtrat und Ortsbürgermeister von Rottelsdorf, verweist unter anderem auf das neue Landesentwicklungsgesetz von Sachsen-Anhalt, das im Juli in Kraft tritt. Die Stadt solle bis dahin abwarten. Außerdem solle sie prüfen, wie sie wirtschaftlich von dem Vorhaben profitieren könne. Auch andere Stadträte und Ortsbürgermeister regen an, genau darauf zu achten, dass die Stadt finanziell ordentlich vom dem Vorhaben in ihrer Gemarkung profitiert. Man spreche nicht umsonst davon, dass eine Windkraftanlage wie eine Gelddruckmaschine sei, bemerkte der Welfesholzer Ortsbürgermeister Edgard von Stromberg. Bei Ihlewitz stehen zwar viele Windräder, von der Gewerbesteuer habe der Ort aber nie etwas gesehen, erklärte Barbara Olze. „Alle Versprechungen waren nur Lug und Trug.“ „Wenn sich die Ihlewitzer damals über den Tisch haben ziehen lassen, so dürfen sie das den jetzigen Investoren nicht anlasten“, konterte Bürgermeister Siegfried Schwarz (CDU).
Nicht einig waren sich die Stadträte auch, ob der Austausch der alten Anlagen gegen die neuen im Verhältnis 1:1 erfolgen darf. Im neuen Landesentwicklungsgesetz sei von 2:1 die Rede, meinten mehrere Räte. Das treffe für das Vorhaben nicht zu, da die fraglichen Windräder voll in einem Vorranggebiet für Windenergie liegen, entgegnete der Vertreter der Investoren. Auf jeden Fall würde die Stadt für die neuen Anlagen mehr Geld bekommen als für die alten.
Die Debatte entwickelte sich teilweise zu einem heftigen Wortwechsel, ohne dass den Beteiligen das Wort erteilt wurde. Auch Bürgermeister Schwarz ließ sich von der Gereiztheit anstecken. Bisher habe er den Ortschaften viel Freiheiten eingeräumt, so Schwarz. Er könnte aber künftig Entscheidungen mit seiner Mehrheit durchsetzen. Die CDU hat im Stadtrat 11 von den 20 Sitzen.
Schwarz war es dann aber auch, der vorschlug, dass der Investor baldmöglichst in einer Veranstaltung mehr Informationen liefern soll. Jeder könne dazu im Vorfeld Fragen einreichen. Die Entscheidung werde so lange vertagt, Die überwiegende Mehrheit der Räte stimmte dafür. Zuvor sorgte der Vertreter des Investors für einige Entspannung. Die Stadt könne einen Anwalt nehmen und die Verträge zum Repowering prüfen lassen, sagte er. Die Investoren würden die Kosten dafür übernehmen. (mz)