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Vom Lenkrad an den Blitzer Vom Lenkrad an den Blitzer: Wie Dennis Becker zum Hilfspolizist wurde

Von Anja Förtsch 26.06.2017, 12:13
Dennis Becker ist als Hilfspolizist mit einem mobilen Blitzgerät im Landkreis Mansfeld-Südharz unterwegs.
Dennis Becker ist als Hilfspolizist mit einem mobilen Blitzgerät im Landkreis Mansfeld-Südharz unterwegs. Jürgen Lukaschek

Hettstedt /Eisleben - Das Fahrzeug, das Autofahrer in Eisleben, Hettstedt und Umgebung wohl am wenigsten mögen, ist dunkelblau. Ein dunkelblauer Caddy, um genau zu sein. Der Grund, dieses Mobil nicht zu mögen, verbirgt sich im Kofferraum: Dort nämlich befindet sich die Blitzeranlage. Herr über den Blitzer und die ungeliebten Schwarz-Weiß-Fotos ist seit einigen Tagen Dennis Becker. Seit Juni ist der 30-Jährige als Hilfspolizist im Polizeirevier Mansfeld-Südharz im Einsatz.

Vom Lagerist zum Hilfspolizist - so kam Dennis Becker zu dem Job

Als Becker das Auto aus der Garage des Reviers in Eisleben fährt, den Kofferraum öffnet, die Decke von der Anlage nimmt und an den Knöpfen dreht, sieht man sofort, dass er das nicht zum ersten Mal macht. Aber wie viele Einsätze hatte er im Landkreis schon? Ein, zwei die Woche? „Jeden Tag“, antwortet Becker. „Der erste Arbeitstag war noch Eingewöhnung und Orientierung, aber seit dem 2. Juni bin ich jeden Tag auf der Straße.“ Dabei war er dort vor seinem Job als Hilfspolizist schon. Denn Becker ist ausgebildeter Lagerist, arbeitete die vergangenen sechs Jahre als Kraftfahrer. „Ich wollte eine berufliche Veränderung“, erzählt der Salzmünder. Dabei sei es keineswegs so gewesen, dass Polizist sein Traumberuf war, selbst als Kind nicht. Auch seine Freunde und Familie seien im ersten Moment „reichlich überrascht“ gewesen, als sie von seinem neuen Job erfuhren. „Dass ich hier gelandet bin, war tatsächlich eher spontan. Ich hatte gehört, dass Hilfspolizisten gesucht werden und habe mich einfach beworben.“

Und das erfolgreich: Becker wurde zum Vorstellungsgespräch in der Polizeidirektion in Halle eingeladen - und bekam die Zusage. Ab März hieß es dann für den sportlichen jungen Mann Grundausbildung in Magdeburg und Praktika bei der Autobahnpolizei in Weißenfels und beim Zentralen Einsatzdienst in Merseburg. Zum Juni nun wurden die Hilfspolizisten auf die einzelnen Reviere verteilt. Mit Becker kamen dabei noch drei Kollegen und eine Kollegin zum Polizeirevier Mansfeld-Südharz.

Und deren Arbeitstage beginnen nun um 5 Uhr morgens in der Frühschicht oder um 14 Uhr nachmittags in der Spätschicht. Dann fahren sie in Teams zur ersten Messstelle, nach zwei bis drei Stunden weiter zur nächsten und schließlich zurück aufs Revier, um ein Messprotokoll zu erstellen und die Bilder auf den Computer zu überspielen. Gute sechs Stunden pro Tag im Auto sitzen also, wird das nicht langweilig? „Nein, kein Problem“, winkt Becker ab. „Man hat ja einen Partner dabei und kann sich unterhalten.“ Zudem sei das trotz Schichtbeginn im Morgengrauen entspannter als sein vorheriger Beruf als Kraftfahrer. „Alles richtig gemacht“, sagt er grinsend.

Job als Hilfspolizist auf zwei Jahre befristet

Richtig könnte es, wenn es nach ihm ginge, auch weitergehen: Die Stelle als Hilfspolizist ist auf zwei Jahre befristet, danach winkt für einige der Wechsel in die Ausbildung zum regulären Polizeibeamten. „Das wäre schon mein Wunsch“, sagt Becker. „Ich hatte, ehrlich gesagt, vorher keine genauen Vorstellungen vom Polizeidienst, aber was ich jetzt gesehen habe, finde ich alles ganz spannend.“ Dann müssen sich die Hilfspolizisten aber noch einmal ganz normal bei der Fachhochschule Polizei in Aschersleben bewerben, inklusive Eignungstest und allem, was dazu gehört.

Für Polizeisprecher Heiko Prull gehört Becker aber jetzt schon vollständig dazu. „Er ist für uns ein Kollege wie jeder andere“, sagt der Sprecher. Und während Becker und Prull nebeneinander durch das Polizeirevier in Eisleben laufen, sehen sie von hinten betrachtet auch wie gleichrangige Kollegen aus: Sie tragen die gleichen Uniformhosen, die gleichen Hemden. Erst wenn man beide Männer von vorn sieht, fallen die Unterschiede ins Auge. Denn Beckers Schulterstücke sind hell- statt dunkelblau und ohne silberne Sterne, die den Rang anzeigen. (mz)