Platter Reifen Frau bleibt auf Kosten sitzen: Hoher Schaden durch offenen Kanaldeckel in Gerbstedt
Jana Heidler fuhr nach einem starken Regen in Gerbstedt in einen offenen Kanal und beschädigte dabei ihr Auto. Warum der Kommunale Schadensausgleich nicht zahlen will.

Gerbstedt/MZ. - Mit einem Rumms endete für Jana Heidler die Fahrt auf der Freien Straße in Gerbstedt. Ihr Auto war mit dem Rad in einem offenen Gully hängengeblieben. Passiert war das am 14. August auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Es hatte einen starken Regenguss gegeben. Die Freie Straße war ein reißender Bach geworden. Die Fahrbahn war nicht mehr zu sehen.
Unfall in Gerbstedt: Offener Gullydeckel durch Starkregen
Da die Straße nicht abgesperrt war und andere Autofahrer vor ihr dort entlangfuhren, folgte ihnen Jana Heidler im Schritttempo. Vielleicht hatten die anderen Autofahrer einfach Glück und umschifften das plötzliche Hindernis, denn der Kanal fasste das Regenwasser nicht mehr und die Wassermassen drückten den Gullydeckel nach oben.
Fatal für Jana Heidler. Sie hatte einen Platten und auch einiges mehr an ihrem Auto war beschädigt. Insgesamt rund 1.100 Euro kostete die Reparatur in der Werkstatt.
Versicherungen wollen nicht für Schaden am Auto zahlen
Jana Heidler war aber guter Dinge, dass der Schaden reguliert würde, denn sie hatte ja nichts falsch gemacht. Sowohl bei der Stadt Gerbstedt als auch beim Abwasserzweckverband Wipper-Schlenze nahm man ihre Schadensanzeige auf.
Die erste Absage von der Versicherung, zuständig ist sowohl für die Kommune als auch für den Zweckverband der Kommunale Schadensausgleich (KSA). Im Falle der Stadt Gerbstedt lehnte die Versicherung eine Zahlung ab, weil es sich bei der Straße um eine Landesstraße handelt, für die die Kommune nicht zuständig ist.

Das nahm die Gerbstedterin noch gelassen hin. Denn ganz sicher würde die KSA ja für ihren anderen Versicherungsnehmer, den Abwasserzweckverband, einstehen und zahlen. Denn es handelte sich ja um einen offenen Kanal, der ihr Auto ins Straucheln brachte. Aber denkste.
Am 7. November erreichte sie ein Schreiben des KSA, in dem es hieß, dass die Überprüfung des Schadensfalles ergeben habe, dass „unser Mitglied (der Abwasserzweckverband) zum Schadenersatz nicht verpflichtet ist“.
Zwar ereignete sich der „bedauerliche Unfall“ „in einem Schacht unseres Mitgliedes. Jedoch erfolgte das Hochdrücken des Kanaldeckels wegen des zum Schadenszeitpunkt herrschenden Starkregens. Der Schaden wurde durch höhere Gewalt verursacht.“
Gullydeckel verursacht Schaden bei anderen Pkw-Fahrer
Auf Nachfrage bestätigte KSA-Pressesprecher Klaus Kocks die bereits schriftlich dargelegte Sichtweise des Versicherers und schrieb, das „eine solche Extremwetterlage nicht im Verschulden der kommunalen Einrichtungen liegt. Grundsätzlich muss jeder Autofahrer seine Fahrweise immer den äußeren Bedingungen anpassen.“
Nun sind für Jana Heidler 1.100 Euro eine Menge Geld, und sie braucht ihr kleines Auto, um damit täglich zur Arbeit zu fahren. Da es nicht mehr das neueste Fahrzeug ist, hat sie auch keine Vollkaskoversicherung abgeschlossen, die eventuell den Schaden zumindest teilweise regulieren könnte.
Udo Behler, ebenfalls Gerbstedter, kann Jana Heidlers Frust sehr gut verstehen, denn im September 2017 ist ihm an gleicher Stelle genau dasselbe wie Jana Heidler passiert. Nach einem Starkregen war der Gullydeckel weg und Udo Behler blieb mit einem Rad seines Autos in dem offenen Kanal hängen.
Die Schadenssumme sei sogar ähnlich gewesen. Und wie bei Jana Heidler sei der KSA anfangs auch nicht gewillt gewesen, den Schaden zu regulieren. Behler blieb dran, telefoniert, schrieb Widersprüche und rät dasselbe auch seiner Leidensgefährtin, denn er hatte schließlich Erfolg. Der KSA beglich seine Werkstattrechnung, auch wenn es ihn Zeit und Nerven kostete.
Zustand der Straße in Gerbstedt hat sich nicht verändert
Was Behler, der selbst einmal Ortsbürgermeister von Friedeburgerhütte war, wirklich anpiept, ist die Tatsache, dass offenbar in den sechs Jahren seit seinem Unfall in der Freien Straße in Gerbstedt an dem Umstand, dass ein starker Regen zumindest einen Kanaldeckel anhebt, nichts verändert wurde.
„Muss denn da erst ein Mensch bei einem Unfall verletzt werden?“, fragt er. Das stelle doch offenkundig eine Gefahr dar, die beseitigt werden müsse. Provokant ergänzte er: „Wenn ein hohes Tier nach Gerbstedt käme, würden zur Sicherheit die Kanaldeckel zugeschweißt werden.“
Jana Heidler hat indes ein bisschen Hoffnung geschöpft, was ihren eigenen Fall betrifft, nachdem sie jetzt noch einmal beim Abwasserzweckverband vorgesprochen hatte. Ein Mitarbeiter wollte noch einmal Kontakt mit dem Versicherer aufnehmen und sich für sie verwenden.
„Wirklich, für mich sind 1.100 Euro viel Geld. Für einen Versicherer wohl nur Peanuts“, überlegt sie und hofft, dass der KSA noch einlenkt.