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Frostdesaster Hauptthema in Hettstedt Pflanzenschutz, Bewässerung und Frost: Was die Obstbauern im Land bewegt

Obstbauern aus Sachsen-Anhalt tagen im Kolpingwerk in Hettstedt. Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) kündigt dort an, sich für „Unterstützungsleistungen zur Versicherung“ einzusetzen.

Von Beate Thomashausen Aktualisiert: 30.01.2025, 14:36
Beim Obstbautag  im Kolping-Berufsbildungszentrum in Hettstedt
Beim Obstbautag im Kolping-Berufsbildungszentrum in Hettstedt (Foto: Jürgen Lukaschek)

Hettstedt/MZ. - Axel Neutag vom Obsthof am Süßen See in Aseleben wünscht sich nichts mehr als ruhiges Winterwetter in den nächsten Wochen. Aktuell sieht alles gut aus. Ein bisschen zu warm ist es vielleicht gerade, sagt der Obstbauer. Etwas weniger warm wäre aber besser, denn die Obstblüten brauchen für ihre Entwicklung den Kältereiz, weiß der Experte. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, zeigte sich im April vergangenen Jahres, als den Obstbauern eine einzige Frostnacht alle Träume von einer guten Ernte zunichtemachte.

Eiskalt erwischte es damals auch die Obstbauern in Mansfeld-Südharz. Fast alle Obstblüten erfroren in jener Nacht. Die Folge waren riesige Ernteverluste, resümierte Jörg Geithel, der Vorsitzende des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt am Mittwoch beim 72. Obstbautag Sachsen-Anhalt im Kolpingwerk in Hettstedt. Ein Fünftel weniger Ertrag bei den Äpfeln wurde im gesamten Verbandsgebiet eingebracht, wobei manche Betriebe gerade in der hiesigen Region Totalverluste hinnehmen mussten.

Aussteller rund um die Landwirtschaft und Obstbau haben ihre Produkte  im Foyer vorgestellt. Birgit Lehnerdt bietet Produkte an, die den Reifeprozeß für Apfel bei der Lagerung verlangsamt.
Aussteller rund um die Landwirtschaft und Obstbau haben ihre Produkte im Foyer vorgestellt. Birgit Lehnerdt bietet Produkte an, die den Reifeprozeß für Apfel bei der Lagerung verlangsamt.
(Foto: Jürgen Lukaschek)

Als positiv hob Geithel die unbürokratische Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt hervor. Die Beantragung von Beihilfen sei in Sachsen-Anhalt besonders reibungslos und schnell abgelaufen im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Auch die Aseleber Obstbauern beantragten Beihilfe und bekamen sie schnell gewährt, wie Neutag bestätigte. „Das hat geholfen, die Verluste ein bisschen auszugleichen.“ Ein Lob, das Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU), der beim Obsttag in Hettstedt zu Gast war, gern hörte. Dabei handelte es sich um insgesamt fünf Millionen Euro, die an die Obstbauern des Landes im vorigen Jahr als Beihilfe ausgezahlt wurden.

Minister Sven Schulze sprach zu den Teilnehmern des Ostbautages.
Minister Sven Schulze sprach zu den Teilnehmern des Ostbautages.
(Foto: Jürgen Lukaschek)

Schulze will in seiner Unterstützung der Obstbauern noch weiter gehen, wie er ankündigte. Er wolle jetzt in der aktuellen Haushaltsdiskussion anregen, dass im neuen Etat „Unterstützungsleistungen für Versicherungen“ mit eingestellt werden. Sich gegen Frostschäden beispielsweise zu versichern, ist für Obsthöfe schwierig und auch kostspielig. Bislang gibt es dafür keine staatlichen Zuschüsse. Schulzes Vorstoß wurde in Hettstedt mit Beifall quittiert.

Teilnehmer des Obstbautages
Teilnehmer des Obstbautages
(Foto: Jürgen Lukaschek)

Das Frostdesaster des Jahres 2024 spiegelte sich auch im weiteren Tagungsverlauf wieder. Weitere wichtige Themen neben den Auswirkungen der Spätfröste des vergangenen Jahres waren dort aber auch die effiziente Bewässerung, Textilien zum Schutz von Plantagen und Pflanzenschutzmittel beispielsweise.

Elisabeth Schwitzky übernahm im vergangenen Jahr den Vorsitz in der Landesfachgruppe Sachsen-Anhalt. Ihr Vorgänger habe von einem geringen Arbeitsaufwand gesprochen, tatsächlich habe die Frostnacht ein sehr herausforderndes Jahr daraus gemacht. „Mein neuer Job hat mich ziemlich auf Trab gehalten“, gab sie zu. Erleichternd sei gewesen, dass die Frosthilfe des Landes „top gemacht“ worden sei. Nun hofft sie, wie alle anderen Obstbauern, auf ein gutes Erntejahr 2025, immerhin habe sie gerade zum Anfang des Jahres den väterlichen Betrieb übernommen. „Im Obstbau wird es nie langweilig und hoffentlich erwartet uns alle in diesem Jahr eine positive Überraschung.“

Eine Aussage, die auch Axel Neutag sofort unterschreiben könnte. „Die Gefahr von Nachtfrösten besteht eben leider bis ins späte Frühjahr hinein“, so der erfahrene Obstbauer.