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Pflanzaktion in Gerbstedt Pflanzaktion in Gerbstedt: Bäume für die Einheit

Von Wladimir Kleschtschow 30.09.2015, 17:05
Vertreter verschiedener Generationen waren beim Pflanzen dabei.
Vertreter verschiedener Generationen waren beim Pflanzen dabei. Jürgen Lukaschek Lizenz

Gerbstedt - Die deutsche Nachkriegsgesichte - Westdeutschland, die DDR und das vereinigte Deutschland - sind seit gestern in Gerbstedt symbolisch durch ein Bäumchen-Trio vertreten. Auf dem Sport- und Festplatz in der Freien Straße wurden anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung feierlich eine Kiefer, eine Buche und eine Eiche als Denkmal für die deutsche Einheit eingepflanzt.

Aktion auch in Sangerhausen geplant

Somit ist Gerbstedt nach Angaben von Peter Edel, Kreisvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die zweite Gemeinde im Landkreis, die sich an der bundesweiten Pflanzaktion beteiligt. Die ersten drei Deutschland-Bäume sind im Eisleber Ortsteil Helfta eingepflanzt worden. Als nächstes, so Edel, ist am 23. Oktober Sangerhausen dran. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald begleitet die Aktion.

„Bäume als Denkmäler haben eine Besonderheit: Sie sind nicht nach hinten, sondern nach vorn gerichtet“, sagte der Wippraer Forst-ingenieur und Träger des Bundesverdienstordens, Manfred Fischer. Streng genommen animieren zumindest zwei der Bäumchen aber zu einem Blick zurück. Immerhin steht die Kiefer für die DDR und die Buche für Westdeutschland - beide erinnern also an die geteilte deutsche Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft repräsentiert der dritte Baum, die Eiche, ein Symbol fürs vereinte Deutschland.

Der Ursprungsidee: Jede deutsche Gemeinde pflanzt drei Bäume in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit zehn Meter Seitenlänge. Das Wachsen der Bäume soll Wachstum, Aufschwung, Wandel und das Zusammenwachsen des ehemals geteilten Landes dokumentieren. Würde jede Gemeinde diese Idee aufgreifen, würde eine Gemeinsamkeit entstehen, wie sie es in Deutschland in dieser Hinsicht noch nie gab. Diese Plätze könnten zu Treffpunkten für Veranstaltungen werden.

Sollten alle Gemeinden die Aktion unterstützen, würden mehr als 33.000 Bäume gepflanzt. Bisher gibt es allerdings erst gut 200 solche Denkmale. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bäume werden gespendet vom Optik-Konzernchef Günther Fielmann.

Geschichte, Gegenwart und Zukunft spiegelten auch die Anwesenden wieder. „Viele von uns haben die friedliche Revolution miterlebt“, sagte Siegfried Schwarz, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Gerbstedt, an Vertreter der älteren Generation gewandt. Für Jungen und Mädchen aus der örtlichen Kita „Sonnenschein“ liegen die Ereignisse vor 25 Jahren dagegen bereits eine Ewigkeit weg. Sie nahmen an der Pflanzaktion als Verkörperung der Zukunft teil. Während die Erwachsenen mit einem Glas Sekt auf ein langes Leben der Bäumchen anstießen, freuten sich die Kinder über eine große Schale mit Süßigkeiten, in die sie greifen durften.

Apropos langes Leben. Dem Forstfachmann Fischer zufolge könnte das Gerbstedter Baum-Denkmal sehr alt werden: die Buche 300 Jahre, die Kiefer doppelt so alt und die Eiche 700 bis 800 Jahre. „Wir haben auch schon von tausendjährigen Eichen gehört“, so Fischer.

Die drei Bäumchen haben also eine lange Zukunft vor sich. Vorausgesetzt, sie werden zumindest in den nächsten Jahren ordentlich gegossen. Schwarz zufolge übernimmt der Betriebshof der Einheitsgemeinde die Pflege. (mz)