Neuer Verein in Möllendorf Neuer Verein in Möllendorf: Im Dorf soll mehr los sein

Möllendorf - Schläft das öffentliche Leben im Dorf ein? Dagegen kann man etwas tun - gemeinsam, wenn sich möglichst viele engagieren. Das meinen Mitglieder des neuen Vereins „Dorfleben“ im mansfeldischen Möllendorf. Sie wollen Bewegung in den Dorfalltag bringen. „Wir haben zwar mehrere Vereine, sie arbeiten aber mehr jeder für sich“, sagt Ortsbürgermeister Adolf Hildebrandt. „Wir wollen die Bemühungen aller bündeln.“
Für den neuen Verein waren nach Angaben der Gründungsmitglieder verschiedene Namen im Gespräch. Schließlich habe man sich auf den Namen „Dorfleben“ geeinigt. Dieses kurze Wort bringe genau jenes Anliegen zum Ausdruck, um das es geht. Zur Vorsitzenden des Vereins wurde Katja Honigmann gewählt. Edda Kaczmarek ist Schriftführerin. (wkl)
Möllendorf mit seinen knapp 290 Einwohnern leidet wie andere Harzdörfer an seiner Abgeschiedenheit, obwohl es bis nach Mansfeld, Eisleben oder Sangerhausen gar nicht so weit ist. Zu DDR-Zeiten war im Dorf allerhand los. „Wenn in der Gaststätte mal Tanz war, so war der Saal brechend voll“, erinnert sich Edda Kaczmarek.
Als die Wende kam, haben die Möllendorfer geglaubt, mit ihrem Ort könnte es nun auch touristisch aufwärtsgehen. Gute Voraussetzungen dafür gibt es: Die malerische Lage in einem von Wäldern gesäumten Tal, viele Wander- und Radwege sowohl in die Natur als auch zu kulturellen Sehenswürdigkeiten der Region. In Erwartung eines Touristen-Ansturms wurde im Dorf sogar ein großer Parkplatz gebaut, der heute meist leer ist.
Auch mit dem Dorfleben stand es mit der Zeit nicht zum Besten. Nein, die Möllendorfer sterben nicht aus und wandern nicht ab, wie dies in vielen kleinen Orten der Fall ist. „Wir haben sogar mehrere Zuzüge“, sagt der Ortsbürgermeister. „Im Dorf leben viele junge Paare mit Kindern“, ergänzt Ingo Honigmann. Seine Frau Katja und er haben sich nach drei Jahren in Dresden in Möllendorf niedergelassen. Beide sind wie der Ortsbürgermeister Gründungsmitglieder des neuen Vereins. Auch der Zusammenhalt im Dorf sei da, meinen die drei. Es könnte aber mehr los sein, mehr Interessantes, mehr Gemeinsames.
Dass man zusammen allerhand bewegen kann, bewiesen die Möllendorfer in der jüngsten Vergangenheit. Bei einem Arbeitseinsatz haben sie einen Kinderspielplatz gebaut - mit allem, was dazu gehört. „Wenn wir auf Fördergelder oder eine Unterstützung von außen gewartet hätten, wäre immer noch kein Spielplatz da“, so Hildebrandt.
Dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen, gipfelte in der Idee, einen Verein zu gründen, der die Zusammengehörigkeit stärkt. Es ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Denn die Möllendorfer fühlen sich von den übergeordneten kommunalen Strukturen alleingelassen.
„Vom Landkreis kommt nichts“
„Vom Landkreis kommt nichts“, sagt Hildebrandt. Als Beispiel nennt er Tourismus. Es gebe zwar viele Wander- und Radwege. Daran sei aber lange nichts mehr gemacht worden. Die Schilder seien in schlechtem Zustand. Darum kümmere sich niemand, obwohl viel von einem Tourismus-Konzept des Landkreises geredet werde.
Der neue Verein will mehr Veranstaltungen auf die Beine bringen. Auch der Tourismus ist nicht abgeschrieben. „Wir haben eine schöne Gaststätte, den ,Forellenhof’, mit anspruchsvoller Küche, zählt der Ortsbürgermeister die Trümpfe auf. Auch Übernachtungen werden von der Besitzerin angeboten. Die Bowlingbahn, in die zum Beispiel Sachsen-Anhalts Vizeregierungschef Jens Bullerjahn mit seinen SPD-Genossen einkehrt. Der malerische private Dorfteich mit guten Angelmöglichkeiten. Und die Natur, die Landschaft.
Die Hoffnung, dass der große Parkplatz doch noch viele Besucher-Autos sieht, lebt in Möllendorf wieder auf. (mz)
