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Mühle Gerbstedt Mühle Gerbstedt: Enkelin des Müllermeisters meldet sich nach Aufruf des Mühlenbesitzers

Von Tina Edler 20.11.2017, 13:40
Kurt Göricke (2.v.li.), Müllermeister in der Gerbstedter Mühle von 1920 bis circa 1960, mit Mitarbeitern in der Mühle.
Kurt Göricke (2.v.li.), Müllermeister in der Gerbstedter Mühle von 1920 bis circa 1960, mit Mitarbeitern in der Mühle. Repro/Lukaschek

Gerbstedt/Hettstedt - „Diesen Geruch von Mehl, Öl und Holz hab ich noch heute in der Nase“, schwärmt Martina Albrecht aus Hettstedt. Zuletzt hat sie ihn vor über 50 Jahren in der Mühle in der Gerbstedter Kaplanstraße wahrgenommen. Dort war ihr Opa, Kurt Göricke, rund 40 Jahre von 1920 bis etwa 1960 der Müllermeister.

Mühlenbesitzer Dirk Jangel sucht mit Hilfe der MZ nach Zeitzeugen, die etwas über das  Industriedenkmal wissen

Und Martina Albrecht als kleines Kind mittendrin im Getreide- und Mehlgetümmel. „Für uns war das als Kinder wie ein großer Abenteuerspielplatz“, sagt sie und erzählt gleich darauf von riesigen Getreidehaufen, die in der untersten Etage lagerten und nur so zum Toben einluden.

Die Erinnerungen an diese Zeit hat jetzt Dirk Jangel bei der Hettstedterin wachgerufen. Der Unternehmer aus Elben hat die Gerbstedter Mühle seit 1999 im Besitz und sucht mit Hilfe der MZ nach Zeitzeugen, die etwas über das alte Industriedenkmal zu erzählen wissen. Martina Albrecht hat diesen Aufruf gelesen und sich ihrem Opa zu Liebe gemeldet, wie sie sagt: „Ich weiß, wie viel ihm an der Mühle lag, und dass er mit Leib und Seele Müller war.“

Zum Glück, wie Dirk Jangel findet. Denn Albrecht besuchte ihn sogar in der Mühle in Gerbstedt und konnte bei einem Rundgang durch das Gebäude viel über das damalige Aussehen der Mühle, Platzierung von Maschinen und weitere Details klären. Besonders der Fahrstuhl, der die drei Etagen des Gebäudes verbindet und hauptsächlich für Lastentransporte genutzt wurde, weckte dabei Albrechts Interesse, wie sie erzählt.

Mühlenbesitzer Dirk Jangel will die Geschichte des Gebäudes für die Nachwelt erhalten und dazu auch alte Fotos auttsellen

„Mein Opa hat sich immer mit mir da reingestellt und dann sind wir die Etagen hoch und runter gefahren. Das war wahrscheinlich gar nicht so erlaubt, hat aber einen Riesenspaß gemacht“, schwärmt die pensionierte Lehrerin.

Bei ihrem Besuch stieß sie sogar auf einen alten Strick, der verstaubt in einer Ecke lag. „Ich habe sofort erkannt, dass das der Strick war, mit dem der Aufzug betrieben wurde.“ Der hängt mittlerweile zu Jangels Freude wieder an der richtigen Stelle und lässt den Fahrstuhl wie in alten Zeiten auf und ab fahren.

Aber auch andere Teile der Mühle, die in Vergessenheit geraten sind, finden dank der Enkelin des Müllers nun wieder ihren Weg zurück zum alten Denkmal. So ist beispielsweise anhand einiger Fotos, die Martina Albrecht ausgegraben hat, eine Tafel samt Schriftzug, die an der Vorderseite der Mühle angebracht war, zu erkennen. Dampfmühle steht dort geschrieben und der Name Zeumer ist zu erahnen.

„Das waren die damaligen Besitzer“, erklärt Albrecht. Eben jenen Schriftzug will Jangel nun mit Hilfe der Aufnahmen reproduzieren. Er will versuchen, alle Worte entziffern zu lassen, um dann eben jene als Schild oder durch einen Maler wieder am Industriedenkmal zu verewigen, sagt er.

Mühlenbesitzer Dirk Jangel ist immer noch an Material und alten Fotos zur Mühle interessiert

Für die alten Fotos aus Albrechts Besitz selbst hat der Mühlenbesitzer derweil auch eine Verwendung gefunden. Er will die Aufnahmen vergrößern lassen und dann im Innenbereich der Mühle aufhängen. „Dazu könnte man zu jedem Bild noch einen kleinen Text mit Informationen stellen“, sagt Jangel. Damit wolle er die Geschichte des Gebäudes auch für die Nachwelt erhalten. Jangel überlegt nämlich, das alte Denkmal in der Gerbstedter Innenstadt dann möglicherweise für Schulklassen zugänglich zu machen.

Wer auch etwas über die Mühle in Gerbstedt zu berichten weiß oder alte Aufnahmen hat, kann sich an die Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung in Eisleben wenden: [email protected]

Der Kontakt zur Dirk Jangel wird dann vermittelt. (mz)

Dirk Jangel lässt sich von Martina Albrecht alte Aufnahmen von der Gerbstedter Mühle zeigen.
Dirk Jangel lässt sich von Martina Albrecht alte Aufnahmen von der Gerbstedter Mühle zeigen.
Lukaschek
Das Haus, in dem Albrechts Großeltern - hier ihre Oma mit den Kindern im Vordergrund - lebten. Links hinten ist die Mühle zu sehen.
Das Haus, in dem Albrechts Großeltern - hier ihre Oma mit den Kindern im Vordergrund - lebten. Links hinten ist die Mühle zu sehen.
Repro/Lukaschek