Kinderbetreuung in Hettstedt Kinderbetreuung in Hettstedt: Mutter muss draußen bleiben

hettstedt/MZ - Es sollte einer der schönsten Momente im Leben von Mathias Franz und seiner Frau Sabine werden. Ein paar Tage nach der Geburt ihrer ersten Tochter Petra-Ursula sollte das Familienglück in den eigenen vier Wänden starten. „Wir hatten alles bereit gestellt: Kinderbett, Wickeltisch und alles, was ein Kleinkind braucht“, erzählt der junge Familienvater. Doch Zuhause kamen sie nicht an. Bis heute - mehr als drei Wochen später - nicht.
Stattdessen hat sich der 24-Jährige mit seiner Tochter in einer Hettstedter Mutter/Vater-Kind-Einrichtung so gut es eben geht eingerichtet. „Unsere Jugendhelferin vom Jugendamt wollte es so. Sie hat einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden. Hätten wir uns gewehrt, hätten sie uns die Kleine weggenommen“, erzählt Franz, der immer wieder seine in Tränen aufgelöste Frau trösten muss. Denn Frau Sabine muss draußen bleiben. Jede Nacht. „Es wird finanziell nicht unterstützt, dass sie hier mit übernachtet“, bekam Mathias Franz als Begründung von seiner Jugendhelferin zu hören. Warum gerade er als Vater mit dem Kind in der Einrichtung bleiben soll und nicht die Mutter oder bestenfalls beide gemeinsam, ist ihm schleierhaft.
Inzwischen geht es seiner Frau von Tag zu Tag schlechter. „Am Wochenende ist sie sogar zusammengebrochen. Sie kommt damit nicht klar, dass sie nachts ihr Kind nicht sehen kann“, erzählt Franz, der nach Sonnenuntergang auf sich allein gestellt ist, das Trockenpulver zu Milch anrührt und die Windeln wechselt. Immer wieder kommt er dann ins Grübeln, wie es weiter gehen soll. Am liebsten würden die jungen Eltern sofort die Koffer packen und in ihre gemeinsame Wohnung ziehen. „Wir kommen gut klar und würden das auch zu Hause“, ist Franz überzeugt, aber zugleich auch den Mitarbeitern der Einrichtung dankbar für ihre Unterstützung in der vergangenen Wochen. Zumindest tagsüber durfte sich dort auch die Mutter selbst um ihr Kind kümmern. „Manchmal haben sie auch ein Auge zugedrückt und sie durfte da schlafen“, erzählt der Familienvater. Bis zur endgültigen trauten Zweisamkeit müssen sie sich aber noch etwas gedulden. Erst in einer Woche kann das Paar sich wieder vereint um die gemeinsame Tochter kümmern, auch nachts. Das gab die Pressestelle des Landkreises, dem das Jugendamt unterstellt ist, auf MZ-Nachfrage bekannt. Dort reagierte man allerdings überrascht über die Reaktion des Paares: „Herr Franz hat die Familienhilfe selbst beantragt und derjenige, der den Antrag stellt, bekommt auch den Platz. So ist die Gesetzeslage“, sagte Uwe Gajowski von der Pressestelle. Denn auch aus finanziellen Gründen sei nur Platz für ein Elternteil. Und darüber seien beide ausführlich informiert worden. Vater Mathias Franz sieht das etwas anders: „Wir wurden nicht gefragt.“ Zumindest ist er aber über eins froh: ab Mitte nächster Woche mit seiner Tochter endlich nach Hause zu können.
