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Jugendblasorchester Hettstedt Jugendblasorchester Hettstedt: Musiker spielen nicht zur Eröffnung der Eisleber Wiese

Von Grit-Beate Eisenberg 14.09.2016, 08:37
Mike Peinert (vorn) mit dem Jugendblasorchester und Musikern aus Haifa in Israel bei einem Auftritt zum Blasmusikfest in Helbra.
Mike Peinert (vorn) mit dem Jugendblasorchester und Musikern aus Haifa in Israel bei einem Auftritt zum Blasmusikfest in Helbra. Archiv/Lukaschek

Hettstedt/Eisleben - Erstmals nach zehn Jahren wird das Jugendblasorchester Hettstedt nicht zur Eröffnung des Eisleber Wiesenmarktes am Freitag spielen. Dieser Entschluss, den offenbar ein Großteil der jungen Musiker und ihre Eltern gefällt haben, scheint unumstößlich. Was ist passiert?

Seit Beginn des neuen Schuljahres an der Kreismusikschule „Carl Christian Agthe“ ist der Leiter des Jugendblasorchesters Mike Peinert von seinen Aufgaben entbunden. Dem vorausgegangen war ein offener Brief, der von zwei Mitgliedern des Elternbeirates unterschrieben ist. Er ist an Landrätin Angelika Klein, Musikschulleiterin Peggy Bitterolf und an den zuständigen Sachgebietsleiter Jürgen Stüwe gerichtet.

Schwere Anschuldigung an Musiklehrer Mike Peinert in offenen Brief der Eltern

In diesem Brief, der der MZ vorliegt, werden gegen Peinert schwere Anschuldigungen erhoben. Es ist von „Achtlosigkeit, Demütigung und Manipulation eines Musikpädagogen“ die Rede, später fällt dann der Name Mike Peinert. Peinert wird unter anderem von den Briefeschreibern unterstellt, dass es ihm nicht um die musikalische Ausbildung der Schüler, sonder lediglich um das Jugendblasorchester gehe.

Anhand vieler konkreter Beispiele wird Peinerts Verhalten kritisiert. So sei er mit dem Orchester ins Probenlager gefahren, habe das Ensemble aber teilweise ohne Aufsicht gelassen beziehungsweise die Aufsicht den älteren Schülern überlassen.

Musiklehrer Peinert weist Vorwürfe der Eltern zurück

Und: Schüler hätten durch ihn Prüfungen nicht ablegen können, heißt es. Vorwürfe, die Peinert gegenüber der MZ entschieden zurückgewiesen hat. Er habe nichts getan, was nicht mit seiner Arbeit vereinbar und erforderlich gewesen wäre, um eine Ausbildung auf hohem Niveau zu gewährleisten, sagte er.

Wie dem auch sei: Der Großteil der Orchestereltern will, dass Peinert zurückkehrt. Sie haben sich nach eigenen Angaben bislang beim Landkreis als Träger der Kreismusikschule und in der Bildungseinrichtung selbst vergeblich um eine Antwort bemüht. Einzig ein Brief von Amtsleiter Stüwe landet beim Orchester.

Darin wird mitgeteilt, dass Peinert „... für Unterricht nicht mehr zur Verfügung steht“ und man sich „... bemüht, zeitnah einen neuen Lehrer zu gewinnen, der den Unterricht nahtlos weiterführt.“ Auf jeden Fall freut man sich, wie man weiter versichert: „Wir würden uns jedoch freuen, wenn Sie … sich vergewissern, ob die Zusammenarbeit mit einem neuen Kollegen oder Kollegin eine tragfähige Lösung für Sie sein wird.“

Das reicht den Eltern, die Peinert zurück haben wollen, allerdings nicht aus und sorgt stattdessen für Entrüstung. Eine folgende Unterschriftenaktion und die Forderung nach einer Elternversammlung laufen ins Leere. So sieht der Vorsitzende des Elternbeirates der Kreismusikschule, Enrico Kotzur, offenbar keinen Handlungsbedarf. Er stellt in seinem Antwortschreiben an die aufgebrachten Eltern fest: „Dementsprechend ist die Elternvertretung auch bisher in der durch Sie geschilderten Angelegenheit nicht tätig gewesen.“

Landkreis äußert sich zur laufenden Personalsache um Peinert nicht

Nun haben sich die Eltern an die MZ gewandt mit der Bitte um Unterstützung. Auf MZ-Anfrage erklärt Kreissprecherin Michaela Heilek: „Es gibt kein Jugendblasorchester Hettstedt. Das hat es noch nie gegeben. Es gibt schon immer nur ein Jugendblasorchester der Musikschule Mansfeld-Südharz. Es hat noch nie zwei gegeben. Das Orchester übt lediglich an zwei verschiedenen Orten, mit zwei verschiedenen Lehrern. Und das wird auch in Zukunft so bleiben. In Sangerhausen leitet Maik Menzel die Proben. Wer das in Zukunft in Hettstedt macht, kann ich nicht sagen. Zu laufenden Personalsachen äußern wir uns nicht.“

Es werde an der Klärung der Vorwürfe gegen Mike Peinert gearbeitet. Mehr ist beim Landkreis nicht herauszubekommen.

Die Stimmung im Orchester hebt sich damit nicht. Und die Entscheidung zum Wiesenauftritt steht, wie der Vorsitzende des Orchester-Fördervereins, Peter Linke, unmissverständlich klar macht: „Wir werden die Wieseneröffnung nicht spielen ohne die Leitung von Herrn Peinert. Wir sind nicht einverstanden mit der mangelnden und widersprüchlichen Informationspolitik der Musikschule, die Tatsachen verschleiert, auf Anfragen nicht reagiert beziehungsweise schwammige Aussagen trifft.“ (mz)