Job-Speed-Dating in Hettstedt Job-Speed-Dating in Hettstedt: Bewerbung ohne Anschreiben?

Hettstedt/MZ - Das Job-Speed-Dating vom Jobcenter Mansfeld-Südharz entwickelt sich zu einem echten Erfolgsmodell. Denn dabei zählen erst einmal nicht die Zeugnisse der Bewerber, sondern der erste Eindruck, den sie bei einem potenziellen Arbeitgeber hinterlassen. Bereits bei den beiden ersten Veranstaltungen im vergangenen Jahr konnten 40 von den rund 140 Bewerbern sofort vermittelt werden.
Unter den 18 Arbeitgebern, die jetzt im Hettstedter Klubhaus zwischen 70 Kandidaten auf der Suche nach Arbeitskräften waren, fand sich auch Christian Lorenz. Der Projektmanager der MAS Ketzenberg aus Rothenschirmbach war bereits zum dritten Mal bei einem solchen Speed-Dating präsent, um Fachkräfte für sein Unternehmen zu finden. Lorenz sucht händeringend Schweißer für sein Unternehmen. Dafür braucht es zwingend einen gültigen Schweißerpass.
"Er hat mich einfach überzeugt"
Den konnte David Frindt vorweisen und bekam direkt eine Anstellung bei Lorenz. Es war das erste Gespräch für den 35-Jährigen an diesem Tag. Und der hatte damit überhaupt nicht gerechnet, denn der Benndorfer hat weder ein Auto noch einen Führerschein. Eigentlich seien das für Arbeitgeber immer wieder K.o.-Kriterien, hört man von vielen Bewerbern. Nicht so zur jüngsten Veranstaltung. „Er hat mich einfach überzeugt“, meinte Lorenz. Bei beiden habe die Chemie sofort gestimmt, sagten sie.
An Frindts Körpersprache habe Lorenz sofort gemerkt, dass sein Gegenüber unbedingt arbeiten wolle. Die fehlende Mobilität muss Frindt aber noch bis zum Arbeitsantritt beheben. Dafür springt das Jobcenter in die Bresche. „Wir finanzieren ihm den Führerschein“, verspricht Monika Grellman, die Bereichsleiterin Vermittlung des Jobcenters. Auch mit einem Zuschuss für den Autokauf kann er rechnen, erklärt sie.
Im normalen Firmenalltag schwört Lorenz sonst eher auf die Zeugnisse, die mit den schriftlichen Bewerbungen in seinem Unternehmen eingehen. Allerdings sieht er auch große Vorteile in diesem umgekehrten Bewerbungsverfahren, an dem die persönliche Erscheinung des Bewerbers im Vordergrund steht. Denn während der rund zehnminütigen Vorstellungsgespräche bekommt er von den Arbeitsuchenden nur einen kleinen Flyer mit einem kurzen Lebenslauf in die Hand. Vor allem aber sieht der Projektmanager einen enormen Zeitvorteil in dem Speed-Dating.
Bereits am Mittag war er mit seinen zehn angekündigten Gesprächspartnern durch. „Normalerweise hätte ich gut zwei Tage dafür gebraucht“, erklärte er. Lorenz hat zwar auch noch vier weitere Bewerber entdeckt, die sein Interesse geweckt haben, aber über sie muss er erst noch einmal mit der Firmenleitung sprechen.