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Industriekultur in Hettstedt Industriekultur in Hettstedt: Sonderauftrag für New York

Von Anke Losack 03.10.2013, 09:15
Die Umkehrwalze von MKM in Hettstedt, auf der auch die Bleche für die Gedenkstätte des World-Trade-Centers in New York gewalzt wurden.
Die Umkehrwalze von MKM in Hettstedt, auf der auch die Bleche für die Gedenkstätte des World-Trade-Centers in New York gewalzt wurden. Archiv/Stedtler Lizenz

Hettstedt/MZ - Wie kann man Hettstedt bekannter machen - vielleicht sogar weltweit? Indem man mit dem, was man zu bieten hat, nicht geizt, sondern es öffentlich zur Schau stellt. Beim Bürgerforum am Dienstagabend im Ratssaal der Stadt erläuterte der 74-jährige Horst Wesche seine Idee, eine Walze als Denkmal in der Stadt zu errichten. Der Hettstedter Reinhardt Tilgner (77) unterstützte den Vorschlag. Immerhin seien mittels der Hettstedter Umkehrwalze die Bleche für die Gedenktafeln produziert worden, auf denen in New York an die Opfer der Terroranschläge auf das World Trade Center erinnern, sagte Tilgner.

Eine grundsätzliche Ablehnung für die Idee gab es von Hettstedts Bürgermeister Danny Kavalier (CDU) nicht: „Wir wollen uns natürlich zu unserer Geschichte bekennen und wir müssen sehen, wie wir das mit Stolz nach außen tragen.“ Aufgrund klammer Kassen wird die Idee von Seiten der Stadt aber schwer zu realisieren sein. „Wenn wir dafür Akteure finden, die das mit unterstützen wollen, werde natürlich auch ich mit all meiner Kraft dafür kämpfen“, sagte der Bürgermeister.

Für Horst Wesche ist ein Denkmal als Erinnerung an die Hettstedter Industriekultur eine Herzensangelegenheit. Er hat viele Jahre im Walzwerk gearbeitet und erzählt mit Stolz davon: „Das Walzwerk ist weltweit einmalig.“ Das Umkehrwalzwerk ist das breiteste und modernste der Welt.

Diese Aussage stimmte vor mehr als 100 Jahren schon und stimmt auch heute noch. Darum meinte Wesche: „Es ist an der Zeit, dass in unserer Stadt irgendwo daran erinnert wird, dass hier über 100 Jahre Buntmetall-Halbzeuge gefertigt werden.“ Es sei eine Sensation in der Metallurgie, dass ein solch altes Walzwerk noch wie vor 100 Jahren seine Arbeit verrichtet.

Und dann ist ja da noch der spektakuläre Auftrag, den die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM), zu der das Walzwerk gehört, im Januar 2010 an Land zog. Wer heute in New York das Denkmal für die Opfer der Terroranschläge auf das World Trade Center besucht und die Metallplatten mit den eingefrästen Namen berührt, streicht über Metall, das durch die breite Umkehrwalze Hettstedts gelaufen ist. Insgesamt wurden 385 Bleche mit einem Gesamtgewicht von 125 Tonnen produziert und über den großen Teich geliefert.

„Es wäre eine Sensation“, sagte Reinhardt Tilgner, „eine Walze und gleichzeitig so eine Gedenktafel auch hier in Hettstedt aufzustellen.“ Die Tafel solle als Hinweisschild dienen. Und wenn darauf der Verweis zum World Trade Center geschrieben steht, „dann wäre das möglicherweise eine weltweite Attraktion, die Hettstedt bekannter macht“, meinte Tilgner weiter. Über das Ausmaß des Denkmals hat sich Horst Wesche auch schon Gedanken gemacht. „Am attraktivsten wäre es, eine verschlissene Umkehrwalze aufzustellen. Das müsste man aber entsprechend vorbereiten und ein Fundament machen“, erzählte Wesche. Es gebe aber auch noch die Möglichkeit, eine Skulptur, bei der Bleche kunstvoll zusammengeschweißt werden, aufzustellen. „Da weiß jeder Besucher, der daran vorbeifährt, in dieser Stadt ist Industriekultur“, sagte Wesche.