Hilfe bei Erkrankung Hilfe bei Erkrankung: Reittherapie bringt Lächeln zurück

Sylda/MZ - Die Hand von Madlen Meister streift durch das Fell der Stute Evita. Das Pferd bleibt ruhig stehen. Dem Tier, das speziell für Reittherapien ausgebildet ist, gefällt das offensichtlich, es bleibt völlig gelassen und scheint die Streicheleinheit zu genießen.
Die inzwischen 13-jährige Madlen leidet an einer seltenen Erbkrankheit - dem Adams-Oliver-Syndrom. Die genetischen Grundlagen liegen bisher noch im Dunkeln. Über 20 Mal musste das Mädchen bisher an Gliedmaßen und Kopf operiert werden. Diese hat sie tapfer hinter sich gebracht. Doch die Angst vor den weiteren Operationen ist immer da. Die Reittherapie, die im März in Stangerode begonnen hat, soll dazu beitragen, diese Angst zu mindern.
Ruhe überträgt sich
Zu Beginn sei Madlen schüchtern und ängstlich gewesen, sagt Mutter Bianca Meister. Doch seit sie sich regelmäßig mit Evita beschäftigt, sei es deutlich besser geworden. „Das Lächeln ist bei ihr wieder zurückgekehrt“, bestätigt Therapeutin Jana Henneberg, die in Stangerode ein Reitareal geschaffen hat. Gute Erfahrungen gebe es bei der ergotherapeutischen Behandlung mit Pferden bei Kindern mit Entwicklungsstörungen oder Konzentrationsdefiziten.
Man sieht Madlen an, wie ihr die Zeit mit der Stute gut tut. „Ich freue mich immer auf die Stunden mit Evita“, sagt das Mädchen. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Reiten. Auch die Pflege des Tieres oder Spiele, bei denen das Pferd einbezogen wird, stehen auf dem Therapieprogramm. Evita strahle dabei eine Ruhe aus, die sich zusehends auf Madlen überträgt.
Auch wenn bei Madlen die Fortschritte zu erkennen sind, es wird weitere Operationen geben - die Nummer 22. Im Herbst wird ein Plastikstück in die Schädeldecke verpflanzt, sagt Mutter Meister. Denn aufgrund der Krankheit ist Madlen mit einem Loch im Schädel geboren worden. Aus diesem Grund musste sie bis zum vergangenen Jahr auch immer einen Helm tragen. Zwar sei das Loch kleiner geworden, der Helm hat deshalb inzwischen auch ausgedient.
Gleichwohl müsse die Syldaerin immer wieder an Füßen und Kopf operiert werden. Wie oft noch, das weiß keiner genau zu sagen. „Auf alle so lange, wie meine Tochter noch wächst“, sagt die Mutter. Das könne sich freilich noch einige Jahre hinziehen. Sie hofft, dass Madlen das auch mit Hilfe der Reittherapie in Zukunft meistern wird.
Ablenkung in den Ferien
Jetzt will Familie Meister so gut es geht die Gedanken an die anstehenden ärztlichen Eingriffe verdrängen und die letzten Tage der Sommerferien gemeinsam genießen. Am Sonnabend geht es gemeinsam zu einem Kurzurlaub an die Ostsee. Darauf freuen sich Madlen, ihre Brüder Marvin (8) und Christian (16) schon riesig.
Im Meer baden, im Sand buddeln, einfach einmal abschalten, bevor es für die Kinder mit der Schule weitergeht. Madlen besucht eine Spezialschule in Halle, kommt jetzt in die sechste Klasse. Auch dort hat sie sich gut entwickelt. Viele Einsen zieren ihr Zeugnis.
