Hettstedt Hettstedt: Weihnachtsfeier Anfang Januar
Hettstedt/MZ. - Russische Weihnachtslieder klangen leise im Hintergrund, als immer mehr Menschen in den Hettstedter Ratssaal strömten, so dass bald "Stühlenotstand" herrschte: Die 2011 gegründete Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland hatte zum ersten Jolka-Fest in Hettstedt eingeladen, und dieser Einladung waren viele Hettstedter vor allem mit ihren Kindern gefolgt, die fast alle in wunderschöne Kostüme als Häschen, Engelchen oder kleine Märchenfiguren geschlüpft waren.
Nach der Begrüßung in Deutsch durch Andreas Kleinke und der temperamentvollen Ansage in Russisch durch die Moderatorin Lydia Krass begann ein heiteres, lebhaftes Programm, an dem alle Zuschauer ihre Freude hatten, eingeleitet von der Tanzgruppe des Klubs der Behinderten, Hettstedt, das "tanzende Mosaik".
Seit Jahren schafft diese Tanzgruppe viel Freude an der Bewegung auch dann, wenn Alter oder Behinderung die Bewegungsfähigkeit einschränken. Dank der Betreuung durch Elena Klaan, die auch mit verantwortlich zeichnet für dieses Fest. Die Männer und Frauen zeigten, dass auch im Sitzen getanzt und Freude und Freundschaft symbolisiert werden können.
"Merry Xmas" hieß es dann musikalisch:Swetlana Hejduk, Hergisdorf, wirbelte mit ihrer Kindertanzgruppe "Lustige Zwerge" über die Tanzfläche zu internationalen Weihnachtsliedern. Dabei zeigten die Drei- bis Sechsjährigen, dass sie schon den Rhythmus in sich haben.
Plötzlich wurde nach Deduschka Moros (Väterchen Frost) und seiner Enkelin Snegurotschka (Schneeflöckchen) gerufen, der Ruf wurde immer lauter und auch befolgt: Zwei hässliche, düstere Gestalten folgten ihm - das waren natürlich nicht Väterchen Frost und Enkelin, sondern Hexe Baba Jaga, dargestellt vonNadja Karle und ein genau so hässlicher Waldschrat alias Alexander Rudi. Doch die Kinder ließen sich nicht täuschen, sie riefen das "echte" Väterchen (Waldemar Meier) und seine zauberhafte Enkelin (Elena Klaan) Schneeflöckchen herbei, und allen gelang es, auch die zwei Bösewichte in die fröhliche Tanzrunde mit einzubeziehen. Da tanzten am Ende nicht nur die Kinder und die Hauptakteure, sondern viele der Zuschauer um den schönen Weihnachtsbaum in der Saalmitte, so dass kaum Platz auf der Tanzfläche blieb, deutsche, englische und russische Weihnachtslieder erklangen, und wer den Text nicht konnte, der verstärkte den Chor durch internationales "Lalala". Viele Kreisspiele erfreuten vor allem die Jüngsten.
Das Jolkafest wurde und wird nicht nur in Russland, sondern in vielen Teilen der ehemaligen Sowjetunion am 6. Januar, dem gregorianischen Silvesterabend, gefeiert, und das Fest dauert bis zum 7. Januar.
Eine Seniorin, die 1997 aus Kasachstan nach Hettstedt kam und ihre beiden Enkelinnen zum Fest begleitet hatte, hat noch Erinnerungen an ihre Kindheit in der Sowjetunion: In ihrem deutschstämmigen Elternhaus wurde der 24. Dezember, also Heiligabend, gefeiert. "Doch das durften wir in der Schule nicht erzählen, denn das christliche Fest war verpönt", erzählt sie rückblickend.