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Hettstedt Hettstedt: «Holzmichel» statt Kinderlied

Von helga langelüttich 13.02.2012, 18:47

hettstedt/MZ. - So war fast jeder Platz im großen Klubhaussaal besetzt von erwartungsvollen großen und kleinen Leuten und alle warteten darauf, dass sich der "Märchenwald-Express" in Bewegung setzte. Doch das ging nicht so schnell: Zwar begann Lokführer, Komponist und Musiklehrer Helmut Frommhold mit fröhlicher Musik, doch wo waren Pitti und seine Freunde?

Moderatorin und "Märchenlandexpress-Zugbegleiterin" Babett war auch erstmal ratlos, bis plötzlich ein Schrei durch die Reihen ging: "Hallo, Moby!" riefen die Kinder, und der liebe Moby, der für Schnatterinchen einen schweren Koffer transportiert hatte, führte sich gleich unartig ein: Statt ein Kinderlied zu singen, begann er mit dem "Holzmichel"! Doch davon kannten die vielen Kinder genau so gut Text und Melodie wie vom Kinderlied "Alle meine Entchen", das Moby anschließend anstimmte. Fast alle seit Generationen bekannten Fernsehfiguren tollten nun im Märchenlandexpress herum: Pitti hatte sich von Moby im Koffer tragen lassen als echter Kobold, Herr Fuchs zankte mit der toll aufgemotzten Frau Elster und verwechselte sie sogar mit dem Frosch Quaaak, Babett verwandelte sich in eine böse Hexe, wenn sie nicht im Expresszug verschwand und als Schnatterinchen, Kätzchen oder Frosch wieder auftauchte!

Viele der Kinder hielt es nicht mehr auf den Plätzen, sie wollten ihren Lieblingen nahe sein, und so waren immer viele direkt vor der Bühne lebhaft zugange. Bis zum Ende gab es einen ständigen Dialog zwischen den Puppenspielern auf der Bühne und dem jungen Publikum, das auf alle Ereignisse "da oben" sofort reagierte.

Die drei Interpreten haben seit Jahren viel Freude an ihrer Arbeit. Babett, Schnatterinchen und Hexe wird von Bärbel Möllendorf dargestellt. Sie war zunächst Ansagerin beim DDR-Kinderfernsehen, seit 1993 arbeitete sie mit dem "Star der Puppenspieler" Heinz Schröder zusammen, der bis zu seinem Tode vor zwei Jahren Pittiplatsch, Herrn Fuchs, Frau Elster und anderen Puppen aus dem Märchenwald seine Stimme lieh.

Die seit Generationen bei wohl allen Kindern beliebten Figuren sollten erhalten bleiben, nicht einfach im Märchenwald verschwinden. Und so entstand die Idee, Pittiplatsch und seine Freunde in einem Zug auf Reisen zu schicken. Tobias Schülke, 32-jähriger Schauspieler und Puppenspieler mit Hochschulausbildung an der Schauspielschule Ernst Busch, Berlin, übernahm die stimmliche Nachfolge Schröders. Dabei ist es nicht einfach, ständig die Stimme den gerade agierenden Handpuppen anzupassen. "Die Kinder als Zuschauer sind sehr ehrlich. Wenn sie sich langweilen, reagieren sie sofort", weiß Schülke aus seiner zweijährigen Erfahrung als Pitti, Herr Fuchs, Frau Elster und Moby.

Die Verbindung zu allen schafft dabei das Mehrfachtalent Helmut Frommhold: Er ist der Lokführer mit roter Mütze, sorgt für die musikalische Begleitung, die er zum Teil selbst komponiert hat. Er ist zwischen den temperamentvollen Figuren quasi der Ruhepol.

"Solange ich denken kann, habe ich kaum eine Fernsehsendung mit Pittiplatsch verpasst. Auch heute noch gehört sie zu den Lieblingssendungen in der Familie", sagte Regina Koch, die mit Enkel Maximilian aus Augsdorf nach Hettstedt kam, um ihre Lieblinge zu sehen.