Bufdi als zweite Chance Hettstedt Haus der Jugend: Bundesfreiwilligendienst als Alternative

Hettstedt - Basteln, den Kindern bei Hausaufgaben helfen, Veranstaltungen vorbereiten oder auch putzen und kochen: Die jungen Leute, die im Hettstedter Haus der Jugend derzeit einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren, haben jede Menge zu tun.
„Das macht mir wirklich Spaß. Und ich bin froh, dass ich den Schritt gemacht habe“, sagt Lena Sophie Marquardt. Denn für die 18-Jährige ist ihr Einsatz als Bufdi - wie man die Bundesfreiwilligen umgangssprachlich nennt - eine zweite Chance. Ihren Schulabschluss hat die junge Hettstedterin nicht geschafft, sagt sie.
Hettstedt Haus der Jugend: Bundesfreiwilligendienst als Alternative
Um aber nicht in „irgendwelche Maßnahmen beim Jobcenter zu kommen“, habe sie sich selbst gekümmert und eben jenes Bufdi-Jahr begonnen. „Ich will jetzt meinen Abschluss an der Abendschule nachholen und dann im sozialen Bereich arbeiten“, sagt Marquardt.
Auch die 17-jährige Maren Nientiedt nutzt ihr Bufdi-Jahr, um Erfahrungen im Bereich der sozialen Arbeit zu sammeln und sich so auf eine Ausbildung im kommenden Jahr vorzubereiten, sagt sie. Lea Schmidt ist da schon einen Schritt weiter. Die 17-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung an der Berufsbildenden Schule in Sangerhausen. Als Praktikantin ist sie in diesem Zusammenhang im Haus der Jugend im Einsatz.
Bundesfreiwilligendienst: Haus der Jugend freut sich über die Helfer
Dass derzeit so viele junge Helfer in der Einrichtung tätig sind, findet Leiterin Ines Wohlsein gut und wichtig. „Das lockt natürlich mehr Jugendliche her, weil sei alle im ähnlichen Alter sind und ähnliche Interessen haben.“
Mit der Arbeit der Helfer sei sie sehr zufrieden und wolle künftig häufiger auf den Einsatz von jugendlichen Bufdis setzen, erklärt Wohlsein. Auch Lena Sophie Marquardt spricht sich dafür aus. „Es sollten sich mehr Jugendliche für ein solches Jahr entscheiden. Man kann viel dazulernen und sich aktiv mit einbringen“, sagt sie.
Auch in dieser Woche stehen im Haus der Jugend Veranstaltungen an: An diesem Donnerstag, 14. November, wird von 17 bis 19 Uhr Weihnachtsbaumschmuck aus ökologischen Materialien gebastelt. Für das Material wird ein Unkostenbeitrag von vier Euro erhoben. Am Freitag, 15. November, gibt es einen Henna-Workshop. Das Material wird für drei Euro zur Verfügung gestellt. Anmeldungen sind nicht nötig.
Bufdi-Jahr: Jeder kann die Chance nutzen
Dabei richte sich der Bundesfreiwilligendienst nicht an bestimmte Gruppen. „Jeder kann das machen. Selbst Menschen mit Handicap“, sagt Ines Wohlsein und verweist auf Tobias Thomas, der ebenfalls im Team im Haus der Jugend arbeitet. Der 27-Jährige ist chronisch nierenkrank, muss häufig zur Dialyse.
„Ich bin zwei Jahre ausgefallen wegen der Krankheit und konnte meinen Beruf nicht ausüben“, sagt Thomas, der gelernter Bürokaufmann ist. Um aber Schritt für Schritt wieder ins Berufsleben zurückzufinden, habe er sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden. „Viel zu schnell werden Menschen mit Behinderung in eine Behindertenwerkstatt abgeschoben. Bei mir wollte man das auch machen. Aber man muss sich mehr trauen und braucht keine Angst zu haben, wenn man behindert ist“ sagt Thomas.
Für den jungen Mann sei das Bufdi-Jahr aber nicht nur eine zweite Chance auf dem Arbeitsmarkt, sondern habe ihn auch seine Berufswahl überdenken lassen. Zwar finde er seinen ursprünglich erlernten Beruf noch gut, aber „die Kinder- und Jugendarbeit bietet mehr Abwechslung“, sagt Thomas. Er wolle deswegen nach seinem Bufdi-Jahr auch im Bereich der sozialen Arbeit tätig werden.
›› Informationen rund um den Bundesfreiwilligendienst gibt es im Internet unter: www.bundesfreiwilligendienst.de (mz)