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Heimatfest in Harkerode Heimatfest in Harkerode: Tückische Strohballen

Von Susann Salzmann 26.07.2015, 16:42
Bei den gemischten Mannschaften siegte das Vater-Sohn-Gespann von André und Sohn Danny Kühne.
Bei den gemischten Mannschaften siegte das Vater-Sohn-Gespann von André und Sohn Danny Kühne. Salzmann Lizenz

Harkerode - Sicher wird das Strohballenrennen wohl niemals zu den olympischen Disziplinen zählen. Das wiederum heißt noch lange nicht, dass der olympische Sportsgeist bei den Teilnehmern der Harkeröder Sportspezialität fehlt.

Zu den einfallsreichsten Teamnamen gehörten neben den „Dicken Bäuchen“ und „Die Russen kommen“ auch die „Alpha Kevins“, hinter denen sich der 30-jährige Tino und sein drei Jahre jüngerer Bruder Tim Borris verbargen. „Alpha Kevin“ wurde jüngst als Jugend-Unwort des Jahres eingereicht und bedeutet der „Dümmste von allen“.

Sekunden vor dem Start weicht dem Roll- und Schiebeduo das Lachen aus dem Gesicht. Eine ernste Miene wird aufgesetzt. Es geht schließlich um einen Wanderpokal. Einen neuen und großen. „Der letzte Gewinner des Rennens hat seinen Wanderpokal nicht wieder zurückgegeben“, begründet der erste Vorsitzende des SV Arnstein 48 Harkerode, Andreas Schmeißer. So schlimm sei das allerdings auch nicht, beeilt er sich hinzuzufügen, denn nach einjähriger Pause, die das Heimatfest im vergangenen Jahr eingelegt hatte, könne man mit Fug und Recht durchaus auch mit einem neuen Wanderpokal starten.

Auf dem Sportplatz rollt es. Nicht wie gewohnt das runde Leder, sondern 350 Kilogramm schwere Strohballen. Wie der gebundene Strohball am schnellsten über 25 beziehungsweise 50 Meter Wegstrecke für die erwachsenen Teilnehmer rollt, das entscheiden die Teams selbst.

Toni Henschen und dessen Vater Jörg Kitschke haben eine anscheinend ideale Taktik gefunden. Der Vater nimmt sogleich die Seitenposition ein, drückt gegen den Ballen, sorgt dafür, dass er nicht unverhofft ausbricht. Sohn Toni, bereits einmaliger Gewinner des Strohballenrennens, schiebt von hinten. Mit immer mehr Tempo bahnt sich das Team seinen Weg nach vorn – und zur neuen Rekordzeit von 13,60 Sekunden. Und damit rund drei Sekunden schneller als die bisherigen Rekordhalter, würdigt Schmeißer die Leistung.

In diesem Jahr seien die Ballen auch ungefähr 50 Kilogramm leichter als bei den Auflagen zuvor. Leichter ist das Rollen des in Schieflage stehenden Ballens deshalb aber noch nicht. Denis Hesse und sein zehnjähriger Sohn Markus erfahren das am eigenen Leib. Das gemischte Kinder-Erwachsenen-Duo hat die Ziellinie in 25 Meter Entfernung bereits anvisiert, als der Ballen auf der Hälfte der Strecke ausbricht. Die „Bernburger Bären“, das ist ihr selbst erdachter Mannschaftsname, geraten in Bedrängnis. Die Muskeln seien vom Spinatverzehr zuvor gestählt, lacht der Bernburger, der gebürtig aus Harkerode stammt und am Wochenende bereits den Thron als örtlicher Schützenkönig bestiegen hat. Doch auch die Muskeln ändern wenig. Sekunden des Korrigierens kosten Zeit und Sieg.

Dabei hat das Ganze diesmal schon besser als bei der Teilnahme 2012 geklappt. „Damals trug ich meine Schützenuniform. Damit Strohballen zu schieben, kann ich niemandem empfehlen“, meint er vor dem großen Auftritt. Was er empfehlen könne, ist das Barfußlaufen. Am richtigen „Grip“ fehle es nicht.

Vielleicht findet seine Taktik im nächsten Jahr mehr Anhänger. Die anderen nämlich griffen zum bewährten Turnschuh. Spezielle Spikes oder Stollenschuhe seien zu diesem Anlass auch verboten, erklärt Andreas Schmeißer.

Kurz vor knapp, das heißt zwei Tage vor Festbeginn, habe man die Ballen bekommen. Landwirt Ziegenhorn, erklärt der Vereinsvorsitzende, habe das Stroh nicht eher pressen können. (mz)

Die Bernburger Bären alias Markus und Denis Hesse.
Die Bernburger Bären alias Markus und Denis Hesse.
Salzmann Lizenz