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Geplante Photovoltaikanlage Geplante Photovoltaikanlage: Thondorf will Biotop erhalten

Von wladimir kleschtschow 09.06.2015, 17:01
Heiße Diskussionen gab es gestern am Rand des grünen Areals bei Thondorf.
Heiße Diskussionen gab es gestern am Rand des grünen Areals bei Thondorf. Jürgen Lukaschek Lizenz

thondorf - „Warum soll hier überhaupt gebaut werden? Wir haben schon jetzt zu viel Strom.“ „Wieso werden wir nicht informiert?“ „Wo anders werden Bäume gepflanzt und hier sollen sie gefällt werden.“ Laute Stimmen unterbrachen am Dienstag die idyllische Stille im Areal „Auf dem Dampf“ bei Thondorf. Etwa 20 Einwohner folgten der Einladung der Schutzgemeinschaft „Deutscher Wald“ zu einem Gespräch an der Fläche, auf der ein Privatinverstor eine Photovoltaik-Anlage errichten will. Das Projekt stößt bei vielen Thondorfern auf Widerstand. Sie wollen nicht einsehen, dass die vielen Bäume und Büsche, die auch etlichen Tieren einen Lebensraum bieten, Platz für Photovoltaikmodulen machen soll.

„Man will hier ein Biotop vernichten“, kritisierte Peter Frobel, einer der Initiatoren der Veranstaltung, und kündigte Widerstand an. Damit stieß der Vertreter der Schutzgemeinschaft bei den Anwesenden auf offene Ohren. „Wir haben zusammengetragen, welche Tierarten hier vorkommen, und die Liste an die Verwaltung und den Bürgermeister Schwarz geschickt“, teilte der Jäger Uwe Hoppstock mit. „Hier gibt es Hasen, Fasane. Wir Jäger schießen auf sie nicht, damit auch unsere Enkelkinder sehen können, was ein Fasan ist.“

Die Fläche, auf der die Anlage stehen soll, gehört zu unterschiedlichen Teilen der Einheitsgemeinde Stadt Gerbstedt, der evangelischen Kirche und der Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten (Gesa). Die evangelische Kirche will ihre Fläche nicht verkaufen.

Gegner des Bauvorhabens im grünen Areal bei Thondorf verweisen auf andere brachliegende Flächen, die ihrer Meinung nach als Alternative dazu für eine Photovoltaikanlage geeignet währen. Genannt wird unter anderem ein Grundstück am Sierslebener Bahnhof.

Die Fläche, um die es geht, war früher zum großen Teil eine Aschedeponie, wobei dort nach Aussagen von Thondorfern besonders kurz nach der Wende „alles Mögliche“ entsorgt worden sei. Ein Teil der Fläche wurde mit Fördergeld-Finanzierung aufgeforstet, ein Teil des Wäldchens entstand als Wildwuchs.

Die geplante Photovoltaikanlage sorgt bereits seit mehr als einem Jahr für Debatten in Thondorf. Damals beschloss der Stadtrat Gerbstedt mit einer großen Stimmenmehrheit, für die 6,6 Hektar einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen, damit die Alsleben Land GmbH die Errichtung der Anlage vorbereiten kann.

Inzwischen steht ein anderer Investor hinter dem Vorhaben. Um ihm den Weg zu ebnen, soll der Gerbstedter Stadtrat nun am 17. Juni den zweiten Schritt gehen und einen städtebaulichen Vertrag zum Bau der Anlage abschließen. Auf der Tagesordnung steht auch der Verkauf von Grund und Boden in Gemarkung Siersleben - allerdings im nichtöffentlichen Teil. Offenbar geht es dabei um dieses Areal, vermuten die Thondorfer.

Der Ortschaftsrat Siersleben unterstützte seinerzeit das Vorhaben. „Wir wussten nicht genau, um welche Fläche es sich handelt“, sagt heute Ortschaftsrat Mario Schneider. Inzwischen besteht im Rat in Bezug auf dieses Thema eine Pattsituation. „Deshalb werde ich mich bei der Abstimmung im Stadtrat enthalten“, kündigte der Sierslebener Ortsbürgermeister Lutz Sommer, der dem Stadtrat angehört, bereits an.

Wie es scheint, müssen bei der Ratssitzung am 17. Juni in Gerbstedt diesmal viel mehr Stühle als üblich im Zuschauerraum aufgestellt werden. Denn etliche Thondorfer wollen zu den Beratungen kommen. (mz)

Während vorne diskutiert wird, vermessen am anderen Ende Fachleute aus Hettstedt „im Auftrag eines Investors“ bereits das Areal.
Während vorne diskutiert wird, vermessen am anderen Ende Fachleute aus Hettstedt „im Auftrag eines Investors“ bereits das Areal.
Jürgen Lukaschek Lizenz