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"Das hat mich schockiert" Feuerwehrmann aus Hettstedt berichtet vom Unfall: "Das hat mich schockiert"

Von Tina Edler 15.05.2019, 05:00
Andreas Wagner steht an dem Laternenmast in der Obermühlenstraße in Hettstedt, an dem sich der Unfall ereignete.
Andreas Wagner steht an dem Laternenmast in der Obermühlenstraße in Hettstedt, an dem sich der Unfall ereignete. Lukaschek

Hettstedt - „Alles ging ganz schnell. Ich habe erst im Krankenwagen wirklich realisiert, was passiert ist“, sagt Andreas Wagner, als er an den Unfall denkt. Der 20-jährige Hettstedter war in der vergangenen Woche mit seinem Fahrrad auf dem Weg zum Feuerwehrgerätehaus in der Obermühlenstraße. Er und seine Kameraden waren zu einem Einsatz gerufen worden. Doch Wagner brauchte wenige Minuten später selbst Hilfe.

Feuerwehrmann unter Schock

Als der junge Mann aus Richtung Wilhelmstraße in die Obermühlenstraße abbiegen will, geschieht es. „Da stand ein Auto in der Burgstraße. Ich habe noch gedacht: Das wird doch nicht losfahren“, sagt er. Das aber tut der Pkw.

Geistesgegenwärtig reißt Wagner seinen Fahrradlenker herum und kann so dem Fahrzeug gerade noch ausweichen. Doch dadurch gerät er ins Straucheln, erzählt er, touchiert die Bordsteinkante und prallt fast ungebremst mit einem Laternenmasten zusammen.

„Ich war total benommen, stand unter Schock. Dann habe ich mich erstmal begutachtet, ob noch alles dran ist“, sagt Wagner. Sein ganzer Körper habe in dem Moment geschmerzt, erinnert er sich. Dass eine Platzwunde an seinem Unterarm klafft und er blutet, realisiert er da noch nicht.

Bänderriss diagnostiziert

Im Krankenhaus werden zudem Prellungen am Bauch und ein Bänderriss in der rechten Schulter diagnostiziert. „Ich habe nur gedacht, ich muss zum Gerätehaus. Da sind Leute, die dir helfen“, sagt Wagner.

Denn am Unglücksort selbst bekommt er keine Hilfe. Das Fahrzeug, das Wagner die Vorfahrt genommen hat, ist längst weiter gefahren. Passanten, die in der Nähe standen, hätten auch nicht reagiert, sagt Wagner. „Das hat mich wirklich schockiert und geärgert, dass niemand hilft. Das muss man doch gesehen haben“, so der Feuerwehrmann.

Unfallverursacher begeht Fahrerflucht

Ob das bei dem Autofahrer der Fall war, kann nicht eindeutig gesagt werden, sagt Heiko Prull, Sprecher des Polizeireviers Mansfeld-Südharz. „Es gibt immer wieder Fälle, in denen der Verursacher den Unfall nicht mitbekommt.“ Das sei aber eher bei großen Fahrzeugen wie einem Lkw der Fall, der beispielsweise kleinere Gegenstände oder Schilder übersieht.

Unfallfluchten - auch Fahrerflucht genannt - gibt es immer wieder. Im vergangenen Jahr wurden der Polizei 682 Fälle aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz angezeigt. In den Jahren zuvor waren es sogar rund 800.

Dass der Rückgang einen langfristigen Trend darstellt, könne man aber nicht sagen, meint Polizeisprecher Heiko Prull. „Das ist ein ständiges Auf und Ab von Jahr zu Jahr.“ Eher konstant bleibe hingegen die Aufklärungsrate, die im Kreis in den vergangenen Jahren bei um die 50 Prozent lag.

Polizei und Kameraden suchen nach Hinweisen

Von einer Aufklärung ist man im Hettstedter Fall noch weit entfernt. Wie die Polizei mitteilt, seien bislang keine Zeugenaussagen oder Hinweise eingegangen. Der verunglückte Radfahrer habe angegeben, dass es sich um ein graues Fahrzeug gehandelt habe.

Zur Marke oder dem Kennzeichen konnte er dagegen keine Angaben machen. Auch die Angaben dazu, wer hinter dem Steuer saß, sind schwammig. Andreas Wagner glaubt eine Frau gesehen zu haben, gibt er bei der Polizei an. „Das bereitet uns natürlich Probleme, Ermittlungsansätze zu finden, bei so wenig Hinweisen“, sagt Prull.

Die Polizei bittet daher die Bevölkerung um Mithilfe und sucht nach Zeugen, die am 8. Mai gegen 11 Uhr den Unfall am Abzweig Wilhelmstraße in die Obermühlenstraße beobachtet haben. Auch die Mitglieder der Hettstedter Feuerwehr suchen nach Zeugen.

Auf ihrer Facebookseite veröffentlichten sie noch am Unfalltag einen Aufruf. Hinweise habe es bei den rund 40 Kommentaren noch nicht gegeben, heißt es. „Aber es gab so viele Genesungswünsche für mich, das hat mich persönlich sehr überrascht und gerührt“, sagt Wagner. (mz)