Eisenbahn Eisenbahn: Eine Ära geht in aller Stille zu Ende

Gerbstedt/MZ - Vor elf Jahren ging in Gerbstedt eine Ära zu Ende: Am 28. September 2002 fuhr zum letzten Mal ein Triebwagen vom hiesigen Bahnhof nach Hettstedt; das Land Sachsen-Anhalt stellte den Betrieb auf der Strecke aus Kostengründen ein. Die letzte Fahrt erfolgte in aller Stille, kein Vergleich zur spektakulären Jungfernfahrt am 20. Mai 1896, als ein mit Blumen geschmückter Zug von Halle über Gerbstedt nach Hettstedt rollte. „Überall stand die Bevölkerung begeistert Spalier, endlich hatte man auch seine Eisenbahn bekommen“, jubelte die Hettstedter Zeitung.
Die Halle-Hettstedter Eisenbahn war auf private Initiative errichtet worden, weil die Staatsbahn sich nicht so recht für den Bau der 45 Kilometer langen Strecke erwärmen konnte. Saaleübergänge und schwieriges Gelände ließen es fraglich erscheinen, ob sich die Investitionen überhaupt lohnen würden.
Doch der Bedarf an der Eisenbahn war letztlich so groß, dass die Mansfelder Wirtschaft das Projekt mit der Stettiner Eisenbahn Bau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. umsetzte. Vor allem italienische Gastarbeiter waren es, die den Schienenstrang verlegten, dessen Bau sich keineswegs als Flop erwies. Denn die Bahn arbeitete lange rentabel. Täglich rollten etwa zehn Personenzüge zwischen Halle, Gerbstedt und Hettstedt, die für die Strecke knapp zwei Stunden benötigten. Hinzu kamen Güterzüge in beachtlicher Zahl.
1898/99 wurde von Gerbstedt noch ein Anschlussgleis bis zum Saalehafen in Friedeburg gebaut, einem wichtigen Umschlagplatz. Die knapp zehn Kilometer lange Stichbahn bestand bis 1961. Sieben Jahre später rollte der letzte Personenzug vom Bahnhof Klaustor in Halle nach Hettstedt.