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Bäckerei Schäl in Teutschenthal Bäckerei Schäl in Teutschenthal: Kunst aus Teig und Fondant

Von Sophie Elstner 30.01.2019, 09:48
Martin Schäl zaubert mit viel Geduld ausgefallene Tortenkunstwerke.
Martin Schäl zaubert mit viel Geduld ausgefallene Tortenkunstwerke. Jürgen Lukaschek

Wansleben/Teutschenthal - In der Auslage der Bäckerei Schäl in Teutschenthal liegen Pfannkuchen, Bienenstich, Törtchen und andere süße Leckereien; gleich daneben Brötchen und Brot aus eigener Produktion. Doch ein Blick in die Backstube verrät: Hier entstehen, abseits vom geschäftigen Trubel im Verkaufsraum, besondere Torten. Ein Fisch und einen Traktor kann man da gerade betrachten, auch ausgefallenere Motive wurden hier bereits gestaltet.

Der Tortenkünstler dahinter ist Martin Schäl aus Wansleben, Bäcker in fünfter Generation. Ihm wurde sozusagen das Handwerk in die Wiege gelegt - sein Vater Thoralf Schäl ist Inhaber der Bäckerei in Teutschenthal.

Auf die Idee, ausgefallene Motivtorten zu kreieren, hatte ihn vor vielen Jahren ein Freund gebracht. „Er fragte mich, ob ich nicht mal eine Torte in Form eines Minions backen könnte“, erinnert sich der 34-Jährige. „Die war natürlich totaler Schrott“, fügt er hinzu und lacht.

Doch Fortschritte waren schnell zu erkennen. 2004, damals hatte Martin Schäl gerade seine Lehre erfolgreich abgeschlossen, wurde er Vierter bei den Deutschen Meisterschaften. „Man muss sich eben immer weiterbilden, um den Anspruch der Kunden gerecht zu werden.“

Martin Schäl hat sich zum Beispiel Airbrush mit Lebensmittelfarbe selbst beigebracht und Rosenseminare besucht. „Hier lernt man, wie eine Rosenblüte aufgebaut ist, wie man sie aus Marzipan oder Fondant herstellen kann.“ Und darauf legt der Tortenbäcker besonderen Wert: „Alles, was ich für die Torten verwende, wird bei uns in der Backstube selbst hergestellt. Wir kaufen nichts ein“, erklärt er.

Weniger Süßes als früher

So entstehen nicht nur Teig, bunter Fondant und kleine Verzierungen in Handarbeit. Auch die Füllungen für die Torten, von Fruchtgelees bis hin zur klassischen Buttercreme, fertigt Martin Schäl selbst. „Der Trend geht zu mehr Variation“, plaudert er aus dem täglichen Geschäft. „Die Kunden möchten nicht mehr so viel Schweres, Süßes.“ Im Familienunternehmen achte man darauf, dass die bunten Kreationen nicht allzu süß werden. „Wir reduzieren den Zucker“, sagt der Tortenkünstler.

Die aufwendigste Torte, die Martin Schäl bislang gebacken und verziert hat, ist dem Allee-Center in Magdeburg gewidmet. „2018 wurde ich gefragt, ob ich an einem Tortenwettbewerb dort teilnehmen möchte“, sagt Schäl. „Zehn Teilnehmer waren eingeladen, alles richtig gute Leute.“ Entstanden ist das Einkaufszentrum ganz aus Teig, Fondant und Lebensmittelfarbe. „Mindestens 20 Stunden habe ich dafür gebraucht“, sagt Schäl. Doch auch die Werke in Fisch- oder Traktorform dauern vom Entwurf bis zur fertigen Torte rund vier Stunden, sagt Schäl. „Viele fragen, ob man das auch wirklich essen kann.“ Der Tortenkünstler verwende so wenig Plastik und Holz wie möglich. „Manchmal braucht man es aber für die Stabilität“, erklärt er.

Gutes Handwerk hat seinen Preis

Bislang gab es noch keinen Wunsch, der so außergewöhnlich war, dass Martin Schäl ihn seinen Kunden ausschlagen musste. „Eine Kettensäge, einen Biertruck, ein DJ-Pult, selbst Eisenbahnen, historische VW-Busse und Fotoapparate habe ich schon aus Teig gemacht“, zählt er auf. Das nach seinen Angaben wohl verrückteste Stück überhaupt war ein essbarer Totenkopf, den Schäl mit der Airbrush-Technik mit vielen kleinen Totenköpfen verziert hatte.

Dass all das seinen Preis hat, ist Martin Schäl wohl bewusst. „Für gutes Handwerk muss man eben zahlen, das gilt für Brötchen wie für Torten.“ Obwohl das Leben als Bäcker mittlerweile ein „hartes Brot“ sei, will er die Familientradition fortführen und irgendwann die Firma vom Vater übernehmen. „Jeder sollte seinen Kindern zeigen können, dass es Handwerksbetriebe gibt und Brötchen nicht aus der Maschine kommen.“ (mz)