AZV Wipper-Schlenze AZV Wipper-Schlenze: Abwasseranschluss für 90000 Euro?

welbsleben/MZ - 90 000 Euro - genug für einen neuen Oberklassewagen. Oder gar ein Haus. Im Fall von Bodo Adam aus Welbsleben (Stadt Arnstein) reicht das Geld gerade einmal für den Abwasseranschluss. Exakt so viel soll er nämlich berappen, um sein Wohnhaus am Ortsrand mit dem zentralen Netz zu verbinden. „Ich hatte eigentlich gedacht, die Sache ist ausgestanden“, sagt der 64-Jährige. Schließlich flatterte schon im Jahr 2006 die Hiobsbotschaft vom damaligen Abwasserzweckverband (AZV) Hettstedt ins Haus, sich für knapp 90 000 Euro anzuschließen. Es folgte ein langer Streit vor Gericht. Anschließend war Adam die Sorgen los, das Geld dafür auftreiben zu müssen. Er wurde vom Anschluss freigestellt.
Doch die Ruhe war trügerisch. Denn vor kurzem steckte wieder ein Schreiben im Briefkasten. Unter anderem mit folgendem Inhalt: „Ich habe Ihnen [...] mitzuteilen, dass aller Voraussicht nach die Freistellung nicht genehmigungsfähig ist und somit der Anschluss demnächst zu erfolgen hat“, heißt es in dem Brief des Abwasserzweckverbandes Wipper-Schlenze, der vom amtierenden Verbandsgeschäftsführer Andreas Krieg unterzeichnet ist. „Ich bin bald umgefallen, als ich das gelesen habe. Hier stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis, vom Verhältnis zum Grundstückswert ganz zu schweigen“, findet der Welbslebener, der sich mit allen Mitteln weigern will, den geforderten Anschluss einbauen zu lassen. „Wie soll ich das auch bezahlen? Ich bin doch nicht Rockefeller!“, sagt Adam. Die immense Summe, die dafür nötig ist, ergibt sich aus der Lage des Hauses. Es liegt acht Meter tiefer als der Anschluss an der 140 Meter entfernten Straße. „Ich müsste die Rohre für den Weg dorthin bezahlen und die Pumpstation, damit das Abwasser überhaupt erst dorthin kommt“, sagt Adam.
Und damit nicht genug: Regelmäßig müsste die Pumpe gewartet werden und Strom frisst sie auch. Rund 1 800 Euro kommen jährlich dazu - hat sich Adam informiert. Auch auf diesen Kosten würde der Welbslebener ganz allein sitzen bleiben. Deshalb sieht er nur eine Chance - als Härtefall vom Anschluss befreit zu werden.
Eine Stellungnahme vom mittlerweile umbenannten Abwasserzweckverband Wipper-Schlenze war dazu am Mittowch nicht zu erhalten. Der nur noch bis Monatsende amtierende Geschäftsführer Andreas Krieg sei im Krankenstand, seine Stellvertreterin wolle sich erst in die Problematik einlesen, hieß es auf MZ-Nachfrage.