1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. 600 Euro für Internetanschluss: 600 Euro für Internetanschluss: Anwohner sollen jetzt auch für Breitbandausbau zahlen

600 Euro für Internetanschluss 600 Euro für Internetanschluss: Anwohner sollen jetzt auch für Breitbandausbau zahlen

Von Tina Edler 01.03.2019, 08:34
Eberhard Natho und Silke Seydler wundern sich über die Post der Telekom.
Eberhard Natho und Silke Seydler wundern sich über die Post der Telekom. Lukaschek

Friedrichrode - Verwundert halten Silke Seydler und ihre Nachbarn Petra und Eberhard Natho den Brief der Telekom in der Hand. Für den Anschluss ihrer Häuser im Rahmen des Breitbandausbaus in ihrem Ort Friedrichrode (Gemeinde Arnstein) sollen sie knapp 600 Euro zahlen. „Diese Zahlungsaufforderung verstehen wir nicht. Das ist schon eigenartig“, sagt Seydler. Und Nachbarin Petra Natho meint, „da wird man skeptisch, ob das nicht ein Fake ist. Es hieß doch immer, der neue Ausbau wird gefördert“.

Kupferkabel reicht nicht aus

Ein Fake ist der Brief der Telekom keineswegs, wie Georg von Wagner, Pressesprecher der Deutschen Telekom AG, auf Anfrage der MZ bestätigt. Aber bei der Förderung gibt es offensichtlich Unterschiede. Wie von Wagner weiter erklärt, beinhaltet die Förderrichtlinie, die das Land Sachsen-Anhalt für den flächendeckenden Breitbandausbau vorgibt, dass jeder private Haushalt am Ende eine Bandbreite von 50 MBit pro Sekunde haben muss. Normalerweise erreiche man das in den meisten Ortschaften mit einfachem Kupferkabel.

Kunden müssen für Glasfaser zahlen

Doch es gibt eben auch Orte oder Grundstücke, die liegen so weit entfernt vom nächsten Netzknotenpunkt, da reichen die Kupferkabel nicht mehr aus. Das funktioniere ähnlich wie bei einem Trichter, je kleiner die Öffnung wird, desto weniger kommt am Ende durch. Dann müssen Glasfaserkabel her, um die geforderte Leistung in den Haushalten zu gewährleisten, erklärt von Wagner. Das aber kostet extra und zwar für die Anwohner. Denn voll gefördert wird in Sachsen-Anhalt nur der Kupferkabelanschluss an die Haushalte, erklärt der Telekomsprecher. Beim Glasfaserkabel muss der Kunde selbst in die Tasche greifen. „Die Förderbedingungen und -richtlinien stellt das Land. Wir setzen nur um, was von ihnen in der Ausschreibung gefordert ist“, sagt von Wagner.

Aufs Internet angewiesen

Wer quasi weit ab vom Schuss wohnt, hat offensichtlich beim Thema Breitbandausbau das Nachsehen. „Wir werden jetzt dafür bestraft, dass wir auf dem flachen Land wohnen. Eigentlich wollte man doch immer die ländliche Region stärken“, sagt Petra Natho. Auf das schnellere und bessere Internet habe sie sich gefreut. Es sogar herbeigesehnt, denn „für uns ist das schon lebenswichtig“.

Im Ort selbst gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten und auch keinen Bankautomat. Für jeden Weg müssen die Anwohner in die Nachbarorte oder weiter entfernten Städte nach Hettstedt oder Mansfeld fahren, berichtet Natho. Gut funktionierendes Internet würde den Alltag erleichtern, ist sie sich sicher. Internet gebe es zwar in Friedrichrode schon, „aber das hängt sich immer auf und reicht nur für die einfachsten Sachen“, berichtet die Seniorin aus dem Alltag.

Anwohner fühlen sich benachteiligt

Sie und ihre Nachbarn überlegen nun, sich direkt ans Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt zu wenden und nach einer Lösung zu fragen. „Warum sollen wir denn benachteiligt werden?“, fragt Natho. Im Ministerium ist die Problematik mittlerweile bekannt, bestätigt Theo Struhkamp, Referatsleiter im Wirtschaftsministerium, auf Anfrage der MZ. Auch in anderen Landkreisen gebe es diese Situation. Beispielsweise im Burgenlandkreis in der Einheitsgemeinde Teuchern. „Wir sind in der Prüfung, wie wir damit umgehen“, sagt Struhkamp. Mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Zahlung kein Muss

Die Einwohner aus Friedrichrode wollen jetzt erst mal abwarten, bevor sie die 600 Euro an die Telekom überweisen. Zahlen müssten die Anwohner ohnehin nur, wenn sie das schnellere Internet haben wollen, erklärt Georg von Wagner.

Die Leitungen in den Straßen würden so oder so verlegt, das gehöre zum Breitbandprojekt dazu und werde durch die Fördermittel finanziert. Auch in Friedrichrode. Lediglich über den Anschluss am Haus entscheide dann der Eigentümer selbst.

Georg von Wagner weist darauf hin, dass ein späterer Anschluss mit Glasfaserkabel ans Haus auch wieder teurer werden kann. Derzeit laufen die Ausbauarbeiten, die Mitarbeiter und Firmen seien vor Ort. Müssen die Bauarbeiter aber nach Beendigung der Arbeiten irgendwann erneut anrücken, könne das wieder teurer werden. (mz)