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Zwei Sprachen schildern ein Problem

Von Detlef Färber 30.05.2008, 19:42

Halle/MZ. - Das Kinder- und Jugendtheater hat sich nämlich die Pflege der französischen Dramatik und hier insbesondere die Popularisierung neuer Texte von meist noch unbekannten Autoren aus dem Nachbarland in unseren Breiten zur Aufgabe gemacht. Was bei diesen Erkundungen herauskommt, ist schon seit langem aus dem Thalia-Spielplan nicht mehr wegzudenken.

Das Prinzip ist inzwischen bewährt. Die neuen Texte werden "aninszeniert" - in gestalteten Lesungen, die die Stücke erlebbar machen sollen. Vom den so erprobten Geschichten wird dann im Nachgang jeweils eine für den Spielplan der folgenden Spielzeit ausgewählt, produziert und selbstredend dann auch beim nächstjährigen Festival dem Publikum präsentiert. Wie das Stück "Die Nacht von wegen Angst" wird es also auch einer jener sieben Texte aus Frankreich, die seit Mittwoch in Halle auf dem theatralischen Prüfstand stehen, bald auf die große Bühne schaffen.

Wie wichtig ihren Autoren diese Chance ist, via Halle im Ausland Fuß zu fassen, zeigt übrigens die Tatsache, dass zehn von ihnen bei der Festivaleröffnung zugegen waren oder sich seither im Thalia ins Geschehen mischen. Kathrin Westphal, die Projektleiterin von "Nouveaux Auteurs", hat aber neben dieser inhaltlichen Strecke im Festival zuletzt noch ein zweites, sozusagen theaterpädagogisches Projekt etabliert: die Schreibwerkstatt. Dort haben sich seit Mittwoch 15 Gymnasiasten aus Moissy-Cramayel, einem weniger problematischen Pariser Vorort, mit 16 Schülern des Landsberger und des Neustädter Christian-Woff-Gymnasiums unter Autoren-Anleitung an eigenen Texten versucht.

Natürlich wird es auch für die besten Resultate dieses Unterfangens einen Bühnen-Härtetest geben - und zwar schon am Samstagabend. Dass der Sinn dieser Werkstatt weniger im Text-Casting besteht, macht die Pariser Lehrerin Dianne Delamarre deutlich. "Auch bei uns in Frankreich gehen Jugendliche nicht von alleine ins Theater", sagt sie. Man müsse sie halt heranführen. So zeigte sich auch diesmal, dass man in den beiden Festival-Sprachen schnell auf ein gemeinsames Problem zu sprechen kommt.

Hier zum Beispiel auf die Schwierigkeit, Kultur auch bei der Jugend und in schrumpfenden Städten aufrechtzuerhalten. Dazu hatte Halle mit Dirk Laukes Stück "Silberhöhe gibt's nicht mehr" einen idealen eigenen Diskussionsbeitrag zu bieten, der auch vielen der französischen Gäste aus dem Herzen sprach. Nächstes Jahr würden die meisten gern wieder kommen.