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Zoff am Riebeckplatz Zoff am Riebeckplatz in Halle: Eigentümergesellschaft will Ladenzeile verkaufen

Von Jan Möbius 04.07.2016, 07:29
Rondell am Riebeckplatz in Halle (Saale)
Rondell am Riebeckplatz in Halle (Saale) Günter Bauer

Halle (Saale) - Die zu Teilen leerstehende Ladenzeile am Riebeckplatz wird zum Streitobjekt zwischen der Eigentümergesellschaft WIP aus Dresden und der Rathausspitze in Halle. WIP-Geschäftsführer Martin Wenzel kündigte gegenüber der MZ an, die Stadtverwaltung verklagen zu wollen. Hintergrund der drohenden juristischen Auseinandersetzung ist dem Unternehmer zufolge ein Streit um die Reinigung des Platzes vor der Ladenzeile und um Strom, den die Stadt von der Eigentümergesellschaft ohne deren Wissen für eine Werbebeleuchtung abgezapft haben soll.

Wenzel geht sogar noch weiter: „Bei der Entwicklung der Ladenzeile werden uns von der Stadt nur Steine in den Weg gelegt. Eine ordentliche Zusammenarbeit gibt es nicht.“ Deshalb wolle er die Einkaufspassage so schnell wie möglich verkaufen.

Ladenzeile wird bereits im Internet angepriesen

Wenzels Gesellschaft preist die Ladenzeile mit einer Grundfläche von rund 960 Quadratmetern bereits im Internet an. 1,95 Millionen Euro stehen in dem Exposé als Kaufpreis. Angeboten werden 19 exklusive Gewerbeeinheiten im Innenring, also dem eigentlichen Rondell und in den Seitenflügeln am Vorplatz zum Lehrer-Institut. Zwölf davon seien vermietet, die Lage exzellent. Doch warum will Geschäftsmann Wenzel ein solches Filetstück loswerden?

„Unsere Gesellschaft ist auf den Kauf, die Entwicklung und den Verkauf von Immobilien spezialisiert“, sagt Wenzel. Vor allem die Weiterentwicklung der Passage sei aber problematisch. Die Schuld an der Situation, dass große Flächen vor allem im Rondell selbst leer stehen und nicht weiterzuentwickeln seien, gibt Wenzel der Stadt. „Das fängt damit an, dass die Verwaltung sich gegenüber potenziellen Mietern mit Bauauflagen sperrt oder Formulare einfach liegen lässt.“ Ein Bauantrag der Wettbüro-Kette „Tipico“ etwa liege schon seit zirka zwei Jahren im Bauamt und warte dort seither auf eine Bearbeitung.

Gericht soll Zuständigkeiten klären

Zudem würden die Ladenmieter am Riebeckplatz zehn Prozent der Pacht für die Reinigung des Platzes zahlen. „Die organisieren seit Jahren wir, obwohl der Platz der Stadt gehört. Die Kosten müssen wir umlegen, damit wir wirtschaftlich arbeiten können.“ Wenzel will nun ein Gericht die Zuständigkeiten klären lassen. „Man kann sich ja vorstellen, welche Menge Schmutz allein bei 50 Straßenbahnen pro Stunde zusammenkommt“, argumentiert der Geschäftsmann.

Und noch eine weitere gerichtliche Auseinandersetzung droht dem Rathaus: Wenzel will die Stadt wegen Stromdiebstahls verklagen. „Wir haben uns jahrelang über unsere hohen Stromkosten gewundert. Bis rauskam, dass die Stadt eine ihrer Werbebeleuchtungen aus unserem Netz eingespeist hat.“ Erst auf Betreiben der Eigentümergesellschaft sei das geändert worden. „Das Geld gab es nie zurück“, sagt Wenzel.

Rathaus schweigt zu Vorwürfen

Zu den Vorwürfen will man sich im Rathaus nicht äußern. „Diese Fragen betreffen vertragliche Angelegenheiten Dritter, zu denen die Stadt keine Auskunft geben kann“, teilte der stellvertretende Stadtsprecher Markus Folgner mit. Dabei ist die Verwaltung aber selbst daran interessiert, die Passage zu übernehmen. Wenzel zufolge habe es aus dem Rathaus ein Kaufangebot gegeben. Das Geschäft aber werde nicht zustande kommen: „Die Stadt hat 500.000 Euro geboten. Da treffen sich unsere Vorstellungen nicht annähernd.“

Dennoch will das Rathaus offenbar mit Wenzel weiterverhandeln, wie Folgner durchblicken lässt. „Die Bahn baut den Standort Halle zu einem der modernsten Güterverkehrsknotenpunkte Europas aus. Ab 2017 ist Halle Direkthaltepunkt auf der ICE-Strecke Berlin-München. Wir wollen die Dynamik nutzen und den ,Stadteingang Riebeckplatz’ verbunden mit der oberen Leipziger Straße stärken.“ (mz)