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Wut über Lehramtsstudium Wut über Lehramtsstudium: Uni Halle will die schlechten Studienbedingungen nun ändern

Von Jonas Nayda 20.11.2019, 06:00
Dicht an dicht sitzen die Studenten in den Hörsälen - das ist in der Medizin so wie bei den Lehramtsstudenten.
Dicht an dicht sitzen die Studenten in den Hörsälen - das ist in der Medizin so wie bei den Lehramtsstudenten. DPA

Halle (Saale) - Neue Lehrer braucht das Land. Deshalb bildet die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) aktuell so viele junge Lehrer aus wie noch nie zuvor. Doch damit stößt die Hochschule so langsam an ihre Kapazitätsgrenze. Studenten beschweren sich immer lauter über schlechte Studienbedingungen in Halle. Das Rektorat der MLU möchte nun mit den Studenten gemeinsam das Lehramtsstudium verbessern und den Dozentenmangel bekämpfen. Wie Uni-Rektor Christian Tietje auf MZ-Anfrage erklärte, sei ihm das Problem schon lange bekannt und er begrüße es, dass die Studenten sich Gedanken über die Bedingungen ihres Studiums machten.

Kein Platz: Vor zehn Jahren auf 380 Plätze ausgelegt, inzwischen sind es 800

Vor rund drei Wochen war eine studentische Arbeitsgruppe in die Öffentlichkeit getreten, um auf den ihrer Meinung nach eklatanten Dozentenmangel und die daraus resultierenden Probleme für Studenten aufmerksam zu machen. Ein Lehramtsstudium sei in Halle für manche Studenten kaum noch möglich, weil zu wenige Seminare angeboten würden und die Dozenten überlastet seien.

Wie Christian Tietje erklärt, sei die Uni vor zehn Jahren auf 380 Plätze pro Semester im Lehramtsstudium ausgelegt gewesen. Das sei schrittweise auf inzwischen 800 erhöht worden. Die insgesamt 3400 Lehramtsstudenten an der MLU machen rund 17 Prozent aller Studenten in Halle aus. „Es ist unser gesellschaftlicher Auftrag, Lehrer auszubilden und den nehmen wir wahr, auch wenn es mehr sind, als ursprünglich geplant“, sagt Tietje. Zwar habe die Politik Fehler gemacht und zu spät auf die neue Situation reagiert, aber deshalb wolle er nicht lamentieren.

Uni Halle will zusätzliche Räume für Studenten anmieten

Ein viel größeres Problem sei die Raumsituation in Halle. „Der Dozentenmangel, den viele Studierende bemerken, ist oftmals eigentlich ein Raummangel, weil die Seminarräume teilweise zu klein sind und nicht alle Studierende einen Sitzplatz finden“, so Tietje. Die Infrastruktur sei einfach nicht so schnell mitgewachsen wie die Zahl der Studenten. Das Problem wolle er so schnell wie möglich lösen, etwa indem die Uni zusätzliche Räume in der Stadt anmietet.

Die große Scheune in den Franckeschen Stiftungen, die aktuell für mehrere Millionen Euro saniert wird, soll nach ihrer Fertigstellung den Erziehungswissenschaften zur Verfügung stehen. Gleichzeitig plant die Uni, den Steintorcampus weiter auszubauen. Das Julius-Kühn-Haus in der Ludwig-Wucherer-Straße soll saniert werden. Eine Machbarkeitsstudie sei bereits erstellt worden.

„Die Stundenplanerstellung ist eine besondere Herausforderung"

Ein weiteres Problem, das die studentische Arbeitsgruppe öffentlich gemacht hatte, waren die Stundenpläne. Weil in einigen Seminaren die Plätze nicht ausreichten, könnten manche Stundenten ihr Studium nicht wie vorgesehen durchführen. Sie müssten Module verschieben und kämen dadurch in Verzug.

Marie-Theres Müller, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung in Halle (ZLB), sieht darin jedoch nicht nur ein Problem der Uni. „Die Stundenplanerstellung ist eine besondere Herausforderung, vor allem für Studenten, die direkt aus der Schule kommen, wo alles stark reglementiert war“, sagt sie.

Die Uni lebe jedoch davon, dass Studenten ihre Fächerkombinationen frei und eigenständig zusammenstellen könnten. Dabei gebe es immer auch Module, die man bedenkenlos verschieben könne. „Wenn man erstmal im Studium drin ist, dann kennt man die Onlineportale und es funktioniert“, sagt sie. Wer Hilfe bei der Organisation seines Lehramtsstudiums brauche, der könne sich jederzeit an das ZLB wenden.

Uni-Rektor: „Wir wollen unser gutes Renommee nicht gefährden"

Die Studenten haben für Mittwoch, 20. November, 18 Uhr, eine Podiumsdiskussion im Deutschen Saal in den Franckeschen Stiftungen organisiert. Neben Rektor Tietje und betroffenen Studenten sollen dabei auch Vertreter aus dem Bildungs- und dem Wissenschaftsministerium zu Wort kommen.

Die MLU habe sich auch in der Lehrerausbildung in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet, sagt Tietje. Deshalb sei es wichtig, über die Herausforderungen offen zu sprechen. „Wir wollen unser gutes Renommee nicht gefährden, aber dass nicht alles paradiesisch ist, können wir nicht verheimlichen.“ (mz)