Kein Platz mehr am Riebeckplatz Wohin sollen die Fernbusse in Halle (Saale)?

Halle (Saale) - Der Busbahnhof am Riebeckplatz in Halle stößt an seine Kapazitätsgrenze. Grund dafür ist die rasante Entwicklung des Fernbusverkehrs seit Fertigstellung des Busbahnhofs im Jahr 2010.
Wählten Reisende damals vor allem den Zug für lange Strecken, gibt es laut Schätzungen der Stadt derzeit bis zu 150 geplante Fernbus-Halte am Zentralen Omnibusbahnhof (Zob). Viel zu viel für den Platz, der für ein solches Aufkommen nie ausgelegt war.
Haltestellen-Dilemma für Fernbusse in Halle (Saale): Alle Alternativen haben einen Haken
Das Problem: Der bestehende Busbahnhof kann um maximal einen Bussteig erweitert werden. Wohl eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Verwaltung prüft deshalb nun, auf welche anderen Flächen die Fernbusse ausweichen könnten, um den Zob zu entlasten.
Im Planungsausschuss am Dienstag stellte die Stadt drei Varianten vor. Doch alle haben mindestens einen großen Nachteil.
So könnte der bei Pendlern beliebte Parkplatz an der Volkmannstraße umgebaut werden. Allerdings erst ab 2021, weil die Bahn den Platz bis dahin nutzt. Außerdem müssten für die Pendler andere Parkplätze geschaffen werden.
Zweite Möglichkeit: Ein Fernbus-Bahnhof gegenüber dem Landesverwaltungsamt. Der hätte den Vorteil, das er, nach dem Umbau der Merseburger Straße, in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt. Das Grundstück gehört aber nicht der Stadt.
Die dritte Variante ist ein bisher noch recht schmuddeliger Platz an der Delitzscher Straße, mehrere hundert Meter weg vom Hauptbahnhof. Auch dieses Grundstück gehört nicht der Stadt.
Außerdem wäre wohl ein Zugang über eine Treppe nötig - für Rollstuhlfahrer sehr ungünstig. Eine Anfrage, wie die Stadt die Chancen sieht, die Kapazität in den kommenden Jahren dennoch zu erhöhen, ließ die Stadt unbeantwortet.
Planer des Busbahnhofs hatten zum Zeitpunkt des Baus nicht mit den Fernbussen gerechnet
Im Planungsausschuss hieß es von einem Mitarbeiter der Verwaltung lediglich: „Die Verwaltung sieht keine schnelle Lösung. Das ist nicht befriedigend.“
Grund für das Dilemma ist, dass die Planer des Busbahnhofs damals nicht mit dem starken Fernbusverkehr gerechnet hatten, erklärt Wolfgang Ball, Sprecher der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa). Über die Nasa kam damals ein Großteil der Fördermittel für den Bau des Zobs. „Damals wurde noch nicht an Fernbusse gedacht. Wir haben ausgerechnet, dass sieben Bussteige ausreichen“, so Ball.
Einem möglichen Neubau eines achten Haltepunkts steht er offen gegenüber. „Wenn die Stadt der Meinung ist, dass der Busbahnhof erweitert werden sollte, kann sie einen Antrag stellen und die Nasa prüft, ob er förderfähig ist.“
Nasa zeigt sich neuem Bussteig gegenüber offen
Im Planungsausschuss hatte es noch geheißen, dass eine Förderung schwierig sei, da Fernbusse kein Öffentlicher Personennahverkehr seien. Doch das sieht die Nasa offenbar gar nicht so kritisch. „Wir sehen das pragmatisch. Auch Fernbusse gehören ins Verkehrsangebot. An manchen Bahnsteigen halten ja auch Nah- und Fernverkehrszüge“, sagte Ball. So könnte zumindest ein achter Bussteig die Not am Zob etwas lindern.
Christoph Bernstiel (CDU) hatte die Diskussion ursprünglich mit einem Beschlussvorschlag für eine Überdachung des Fernbus-Steigs ins Rollen gebracht. Er zeigte sich über das Engagement der Stadt einerseits positiv überrascht: „Ich nehme an, die Verwaltung war vielleicht selbst schon an dem Thema dran.“ Andererseits sagte er: „Es ist schade, dass es trotzdem keine Überdachung geben wird“ Denn mehr als ein Provisorium ist laut der Präsentation der Verwaltung am Zob wohl nicht möglich. Nicht nur die Finanzierung ist unklar. Auch der Architekt des Busbahnhofs müsste dafür um Erlaubnis gefragt werden.
(mz)