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Wittekind-Bad in Halle wird saniert Wittekind-Bad in Halle wird saniert: Erste Mieter sind bereits eingezogen

Von Michael Falgowski 05.02.2015, 21:42
Der Aufbau der 1924 entstandenen Kolonnaden des Wittekind-Bades musste aus statischen Gründen zurückgebaut werden. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz werden sie mit den originalen Stützen aber wieder aufgebaut. Hier entsteht Halles wohl ungewöhnlichster Kindergartenbau.
Der Aufbau der 1924 entstandenen Kolonnaden des Wittekind-Bades musste aus statischen Gründen zurückgebaut werden. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz werden sie mit den originalen Stützen aber wieder aufgebaut. Hier entsteht Halles wohl ungewöhnlichster Kindergartenbau. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Die „Villa Margarethe“ ist das älteste erhaltene Gebäude im Wittekind-Bad. Im Jahr 1846 wurde das Haus gebaut, als die Solequelle zu einem immerhin doch einigermaßen mondänen Kurbad ausgebaut wurde. Die „Villa Margarethe“ ist nun auch das erste Haus im Wittekind, das nach Jahrzehnten des Verfalls der Kuranlagen wieder bewohnt ist: Familien mit je zwei Kindern haben die ersten drei Wohnungen in dem sanierten Denkmal bezogen. Das Haus ist sogar „originaler“ geworden: Ein lange vergessener Balkon, der sich auf Bauzeichnungen fand, wurde neu gebaut.

Den jungen Erstbeziehern im Haus „Margarethe“ wird klar gewesen sein, dass sie direkt an eine Baustelle ziehen. Denn auch die anderen Gebäude um den 3 500 Quadratmeter großen, ebenfalls denkmalgeschützten Kurpark werden saniert. „Noch in diesem Jahr sollen auch Gesellschaftshaus und Verwalterhaus saniert sein. Und auch der Kindergarten kann wie vorgesehen die Kolonnaden beziehen“, sagt Temba Schuh. Er ist Geschäftsführer der Bauträgerfirma Prof. Schuh Securities, die vor fast drei Jahren das Wittekind-Areal von der Stadt gekauft hat.

Gerade an der Sanierung der geschwungenen Kolonnaden mit dem Bühnenhaus wird deutlich, wie aufwendig die Arbeiten sind. „Wir konnten es gar nicht glauben: Die Säulen, die das Dach tragen, hatten kein Fundament, sie standen da einfach. Und es fehlte die Bewehrung. Als sie 1924 entstanden, in der Weltwirtschaftskrise, wurde eben oft billig gebaut“, sagt Temba Schuh. „Es ist zwar erstaunlich, dass das Dach fast 100 Jahre stand. Aber wenn man einen Kindergarten baut, kann man keinerlei Risiko eingehen“, sagt Schuh. Mit solchen Schwierigkeiten müsse man rechnen, wenn man ein Denkmal saniere. Schuh hat da einige Erfahrungen in Halle gesammelt. Deswegen habe ihn das auch nicht erschüttert, dass sich Kolonnaden-Mauer ebenso wie die Villa Margarethe zur Straße hin geneigt hatten. Auch sie haben keine richtigen Fundamente. Mit einem Spezialverfahren musste deshalb der Untergrund auf der ganzen Straßenfront stabilisiert werden.

Auch hier entstehen Wohnungen

Trotz solcher Schwierigkeiten liegen Arbeiten am Wittekind im Plan. Nachdem im Sommer letzten Jahres auf dem Geländeteil an der Kurallee bereits ein Neubau teuren Eigentums bezogen wurde, kommen die Arbeiten an den Baudenkmalen voran. Das prächtige, vollständig entkernte Gesellschaftshaus hat bereits wieder ein Dach und Decken, teilweise sind auch schon neue Fenster eingebaut. Ein Gesellschaftshaus wird es freilich nicht mehr. Auch hier entstehen Wohnungen. Sieben der acht teilweise sehr großen Wohnungen seien praktisch vermietet, sagt Temba Schuh. „So große Wohnungen waren vor zehn Jahren in Halle noch nicht gefragt. Das hat sich doch sehr verändert“, sagt der hallesche Immobilienentwickler.

Billig sind die Wohnungen im Wittekind freilich nicht. Aber wer wollte dies angesichts der Lage und des Sanierungsaufwandes auch erwarten.

Mit der Stadt wurde vertraglich vereinbart, bis 2018 die Wittekind-Bad-Sanierung zu beenden. Das soll sogar bis Ende 2016 geschafft sein. Dieses Jahr beginn auch die Rettung des prominenten Badehauses. Tausende Hallenser haben dort bis in die 1970er Jahre salzhaltige Luft inhaliert. Geplant ist weiter eine Nutzung durch medizinische Einrichtungen. Schuh prüft gerade, ob die in nur 14 Meter sprudelnde Solequelle wieder aktiviert werden kann. Und wie diese öffentlich nutzbar gemacht werden kann. Es wäre Halles einziger Salzbrunnen. (mz)

Temba Schuh vor der „Margarethe“
Temba Schuh vor der „Margarethe“
Günter Bauer Lizenz
Noch dieses Jahr soll die Sanierung des markanten Badehauses beginnen.
Noch dieses Jahr soll die Sanierung des markanten Badehauses beginnen.
Günter Bauer Lizenz