Wie vor 150 Jahren Wie vor 150 Jahren: Händelhaus hat verschwundene Tordurchfahrt wieder hergestellt

Halle (Saale) - Die Leute gucken schon. Seit die große Glastür eingesetzt wurde, können Passanten von der Großen Nikolaistraße aus direkt ins Foyer des Händel-Hauses schauen. Und gucken sollen sie auch. Denn dieser Blick wurde extra wieder geschaffen.
Ehemalige Einfahrt hat sich an der Stelle der neuen Glastür befunden
Die früheste Abbildung des Geburtshauses Georg Friedrich Händels stammt aus dem Jahr 1859. Laut Clemens Birnbaum, dem Direktor der Stiftung Händel-Haus, ist darauf zu erkennen, dass es neben der normalen Eingangstür damals eine Hofdurchfahrt gegeben hat. In den 1930erJahren sei das Haus dann baulich verändert und die Toreinfahrt verschlossen worden. Birnbaum ist froh, dass es diesen Zugang nun wieder gibt: „Endlich können Besucher das Händel-Haus so erleben, wie es zu Zeiten Händels in etwa ausgesehen haben könnte.“
Weil die historischen Abbildungen ungenau sind, war allerdings nicht ganz klar, wo genau sich die frühere Hofdurchfahrt befunden hat. Laut dem Direktor war beim Durchschlagen der Mauer anhand der Steine und Hölzer aber zu erkennen, dass sich die ehemalige Einfahrt genau an der Stelle der neuen Glastür befunden haben muss. Vergangenes Jahr wurde mit der Umgestaltung des denkmalgeschützten Gebäudes begonnen. Im Außenbereich sind die Bauarbeiten inzwischen abgeschlossen.
Händelhaus stellt verschwundene Toreinfahrt wieder her
Mit dem Mauerdurchbruch wurden „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, sagt Maria Scheunpflug, die Pressesprecherin der Händel-Haus-Stiftung. Denn es wurde nicht nur die historische Ansicht wieder hergestellt, sondern zugleich das Haus geöffnet. So wurde es von Seiten der Stiftung als Nachteil empfunden, dass das Gebäude von außen wie ein gewöhnliches, eher verschlossenes Wohnhaus wirkte. Nicht wie ein Gebäude mit öffentlicher Nutzung.
Auch der Zugang zum Händel-Haus über die Holztür, die noch dazu im Winter geschlossen bleiben musste, wurde bemängelt, weil er Besucher eher abweise, als sie zum Besuch zu animieren. Die Glastür sorgt nun für eine bisher nicht vorhandene Offenheit. Und nach dem Blick von außen ins Gebäude ist die Hürde für den Schritt hinein weniger groß - das ist zumindest die Hoffnung.
Aktuell dauern die Umgestaltungsarbeiten im Foyer des Händel-Hauses noch an. Das Baudenkmal wird barrierefrei ausgebaut. Zwei Aufzüge für Rollstuhlfahrer werden noch eingebaut. Der eine vor der Haupttreppe im Foyer, der andere im Anbau gleich daneben. Über diesen gelangen Rollstuhlfahrer dann direkt in den Kammermusiksaal.
Händel-Haus wird behindertengerecht
Damit wird sozusagen die dritte Fliege mit derselben Klappe geschlagen: Das Händel-Haus wird behindertengerecht. Anfang September, sagt Maria Scheunpflug, soll der Umbau fertig sein und feierlich eröffnet werden. Möglich war die Umgestaltung, weil die Händel-Haus-Stiftung finanzielle Unterstützung in Höhe von knapp 370.000 Euro über das Kulturerbe-Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung erhielt.
Nachdem Anfang Mai bereits die zwei Dauerausstellungen „Händel - der Europäer“ und „Historische Musikinstrumente“ sowie die Jahresausstellung „Meine Seele sieht im Hören - Händels Opern, Oskar Hagen und die Bildkraft der Musik“ wieder für Besucher geöffnet wurden, finden inzwischen auch wieder Konzerte im Händel-Haus statt. Der abendliche Trubel im Haus wird zukünftig ebenfalls von außen zu sehen sein - und Interesse wecken. (mz)