Ein „Garten“ für Millionen Wie es um eines der größten Immobilienprojekte in Halle steht
Eines der größten Immobilienprojekte in Sachsen-Anhalt kommt ins Rollen. Doch gibt es in Halle ausreichend Nachfrage nach teuren Wohnungen?

Halle (Saale) - Es ist eines der größten Wohnungsbauprojekte im südlichen Sachsen-Anhalt seit der Wende: Direkt an der Saale soll in Halle ein Wohn-, Büro- und Einzelhandelskomplex mit dem Namen „Saale Garten“ entstehen. Hinter dem 130-Millionen-Euro-Projekt, das nun konkrete Formen annimmt, steht kein internationaler Immobilien-Entwickler, sondern ein hallescher Unternehmer: Michael Lämmerhirt.
„Saale Garten“ soll Platz für 200 Wohnungen schaffen
Am Rande der südlichen Innenstadt ist ein Quartier mit acht einzelnen Gebäuden geplant. Terrassenförmig sollen die Gebäude zur Saale gebaut werden. Wie Finger würden sich die Bauten, die das hallesche Architekturbüro Däschler entwarf, in Richtung des Flusses erstrecken. Von den Balkons wäre der Blick frei auf das Gewässer.
„Eine solche Lage ist in Halle nicht einfach zu bekommen“, meint der 44-jährige Lämmerhirt. 200 Wohneinheiten sollen in dem Wohnensemble entstehen. Dazu kommen Büros, ein Supermarkt und kleine Einzelhandelsgeschäfte. In diesem Jahr soll noch der Bauantrag eingereicht werden, ab dem kommenden Jahr könnte gebaut werden.
Bauruine „Sportparadies“ muss weichen
Bis dahin ist Schwerstarbeit zu leisten - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn noch steht auf dem Gelände die Bauruine des „Sportparadies“. Ein Leipziger Investor wollte Ostdeutschlands größtes und modernstes Sportzentrum bauen - multifunktional für Tennis, Fußball, Klettern und vieles mehr. Doch während des Baus explodierten die Kosten von anfangs zehn Millionen auf zuletzt 35 Millionen Euro.
Aber nur der Rohbau - mit einigen Baufehlern - steht. Das Projekt wurde aufgegeben. Lämmerhirt erwarb nach eigenen Angaben mit seiner Firma die Flächen und Gebäude, denen zuletzt Feuchtigkeit und Vandalismus zusetzten. „Allein der Abriss wird 1,5 Millionen Euro kosten“, sagt Lämmerhirt. Seit einigen Tagen rollen die Bagger.

Petition gegen Vorhaben
Begeisterung löst der geplante Millionen-Bau nicht überall in der Stadt aus. Anwohner haben eine Online-Petition gegen das Projekt initiiert, die den Angaben zufolge mehr als 2.000 Hallenser unterstützt haben. Den Initiatoren stößt vor allem ein zehngeschossiges Gebäude mit 37 Metern Höhe zur Straßenseite auf. „Die Architektur der Gebäude passt nicht in das bestehende Stadtquartier, sondern folgt offensichtlich einer Gewinnmaximierung. Sogar ein Hochhaus ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gründerzeithäusern und Gärten geplant“, heißt es in der Petition, die der Stadt übergeben worden ist.
Lämmerhirt hält die Kritik für unberechtigt: „Wir orientieren uns am Gründerzeitcharakter der vorhandenen Häuser.“ Das hohe Haus sei in das Ensemble eingebunden. „Hochpunkte sind im Süden der Stadt nichts ungewöhnliches wie Hochbauten anderer Wohnungsunternehmen zeigen.“
Erstes Großbauprojekt für Lämmerhirt
Mit der Stadtentwicklung Halles kennt sich der gebürtige Thüringer, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Halle lebt, aus. Jahrelang saß er im Stadtrat, war Vorsitzender des Planungsausschusses. Dass er nun dieses Großprojekt in Angriff nimmt, hat viele aus der Immobilienbranche jedoch überrascht.
Lämmerhirt führt bereits das Unternehmen Lubey AG in Halle, das Software im Bereich Entsorgungswirtschaft erstellt. Große Automobilfirmen gehören zu den Kunden. Der Lubey-Aufsichtsrat ist prominent besetzt. Er wird von Dieter Althaus, Manager beim Autozulieferer Magna und ehemaliger Thüringer Ministerpräsident, geführt. Große Wohnungsbauvorhaben hat Lämmerhirt bisher noch nicht gestemmt. Nach seinen Worten wird das Projekt von 22 Mitarbeitern unter anderem von der neu gegründeten City-Domizil GmbH in Halle bearbeitet. „Bei der Finanzierung sind Banken an Bord“, sagt Lämmerhirt. Namen nennt er nicht.
Preise steigen weiter
Immobilien-Experten sehen weiterhin Bedarf an hochwertigen Wohnraum in Halle. „Sowohl bei Bürgern aus der Stadt als auch bei überregionalen Investoren ist das Interesse weiterhin hoch“, sagt Immobilien-Makler Dirk Radde, der auch den Immobilienverband Deutschland IVD Regionalverband Mitte-Ost vertritt. Zwar seien die Kaufpreise in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, doch sieht Radde nun eine Grenze von etwa 4.500 Euro pro Quadratmeter. „Darüber hinaus wird es schon schwierig, Käufer zu finden“, sagt Radde. Die Grenze bei den Mietpreisen sieht er bei zehn bis zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.
Nach Lämmerhirts Angaben sollen die Wohnungen teilweise als Eigentumswohnungen verkauft und als Mietwohnungen angeboten werden. Dabei solle es ein breites Preisspektrum geben, konkrete Preise kann er noch nicht nennen. Eine Herausforderung sind die von Jahr zu Jahr steigenden Baupreise, die nach seinen Angaben eine Kalkulation erschweren. „Wir haben daher schon in einem frühen Projektstadium Baufirmen aus Halle eingebunden, die für uns die Häuser errichten werden.“

Parks und Spielplätze geplant
Das Quartier „Saale Garten“ soll, wie der Name andeutet, auch durch eine grüne Umgebung attraktiv werden. So sollen auf dem 30.000 Quadratmeter großen Gelände kleine Parks mit drei - zumindest teilweise öffentlichen - Spielplätzen entstehen. „Ein besonderer Anziehungspunkt soll das Krähennest werden“, wirbt der Unternehmer. Dabei handle es sich um ein kreisrundes Restaurant auf Stelzen.
Darunter solle ein großer Biergarten entstehen. Für Bootstouristen auf der Saale soll es einen direkten Weg dahin geben. Natürlich will Lämmerhirt vorrangig mit dem Projekt Geld verdienen. Doch er wirbt auch damit: „Wir werden das öffentliche Leben der Stadt bereichern.“ (mz/Steffen Höhne)