Wespen als Haustiere? Wespen als Haustiere?: Weshalb manche Hallenser die Insekten gerne aufnehmen

Halle (Saale) - Das Gefühl trügt nicht: In diesem Jahr sind in Halle mehr Wespen unterwegs als sonst. Das bestätigt Halles Stadtimkerin Gabriele Huber-Schabel, die derzeit alle Hände voll zu tun hat. „Ich siedle mehr Wespen- und Hornissennester um als sonst. Bis heute waren es sicher schon 20 Wespen- und fünf Hornissennester“, sagt sie.
Einige Völker würde sie in ihren eigenen Garten umsiedeln, andere finden ein gänzlich ungewöhnliches neues Zuhause. „Es gibt einige Hallenser, die solch ein Nest gerne in ihrem Garten haben wollen, weil die Wespen Schädlinge fressen“, erzählt die Imkerin. So würden sich manche Hallenser - zumindest bis in die Herbstmonate - ein paar Tausend der ungewöhnlichen Haustiere halten. Den Winter überleben sie jedoch nicht. Die sogenannten Langkopfwespen werden schon in den kommenden Wochen sterben, sagt Huber-Schabel.
Kurzkopfwespen werden noch bis in den Oktober überleben
Die Kurzkopfwespen werden noch bis in den Oktober überleben. Doch wer sich jetzt über weniger aggressive Insekten auf der Kaffeetafel freut, für den hat die Stadtimkerin schlechte Nachrichten. „Die Langkopfwespen, die jetzt bald sterben, sind friedlich und interessieren sich nur für andere Insekten“, sagt sie. Die aggressiveren Kurzkopfwespen, zu denen die Gemeine und die Deutsche Wespe gehören, werden dagegen noch länger nerven. Die Plage liegt Huber-Schabel zufolge an dem warmen Wetter.
„Im vergangenen Jahr gab es wenig Wespen, da es im Frühjahr noch einmal einen Kälteeinbruch gab und es so viele Königinnen nicht geschafft haben, ihr Nest zu bauen.“
Viele Wespen treffen vor allem die Gastronomen in Halle
Die vielen Tiere treffen vor allem die Gastronomen in Halle. Wie Bodo Peter Czok, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Halle sagte, sei das Aufkommen der Tiere in diesem Jahr extremer als sonst, auch wenn man zum Glück noch keine Gästeeinbußen zu beklagen habe. „Manche Wirte behelfen sich mit Tricks, wie ein Italiener in der Kleinen Ulrichstraße. Er stellt ein Glas mit Essig und Zucker in einiger Entfernung auf“, so Czok. Andere Wirte, mit denen er wegen der Wespenplage im Austausch sei, würden versuchen, die Tiere mit Marmelade von den Tischen wegzulocken.
Nicht immer hilft das und Hallenser werden gestochen. Zwar heißt es aus den Bergmannstrost und der Uniklinik, man behandle nicht mehr Gestochene wegen allergischer Reaktionen als sonst. Doch in der Notaufnahme des Elisabeth-Krankenhauses häufen sich die Fälle von Patienten, die wegen einer allergischen Reaktion behandelt werden müssen, sagt Kliniksprecher Jan-Stephan Schweda.
Wespen: In Apotheken steigt der Absatz von Fenistil
Derweil steigt in Apotheken der Absatz von Fenistil, einem Gel zur Kühlung nach Stichen. „Die Verkaufszahlen sind so ab Juni, Juli gestiegen“, kann Bernhard Fürst, Vorsitzender des Halleschen Apothekenvereins, zumindest für seine Apotheke in der Kohlschütterstraße berichten.
Er rät bei Stichen dazu, die Stelle zu kühlen. Aber auch alten Hausmitteln wie Zwiebelsaft ist er nicht nicht abgeneigt. Die Kaufmännische Krankenkasse in Halle (KKH) hat außerdem einen Tipp, damit die Wespen gar nicht erst zustechen: Nicht nach ihnen schlagen, sondern sie sanft mit der Hand wegschieben oder sie mit feinem Wassernebel aus einer Sprühflasche benetzen. „Gibt man eine Stunde zuvor ein paar Gewürznelken ins Wasser, ist der Vertreibungseffekt noch sicherer. Denn Wespen mögen Nelken überhaupt nicht“, so die KKH (mz)