Was schmust d'r Lubbert? Was schmust d'r Lubbert?: So witzig kann Halles Mundart sein

Halle (Saale) - „Unse hallsche Mundart steht je bei jewissen Leiten nich jrade in hohken Ansehn“, heißt es eingangs des Buches „Hallisch“ von Manfred Lemmer. Darin sind Beiträge vereint, die der Sprachhistoriker zwischen 1988 und 1990 für die „Liberal-Demokratische Zeitung“ und das „Hallesche Tageblatt“ verfasste.
Buch zur Erinnerung an 90. Geburtstag von Manfred Lemmer
Zur Erinnerung an den 90. Geburtstag des 1928 in Halle geborenen und 2009 dort gestorbenen Gelehrten hat die Altgermanistin Andrea Seidel die Texte jetzt im Renneritz-Verlag herausgegeben (hier bei Amazon kaufen). Mag die hallische Mundart bei gewissen Leuten auch nicht in hohem Ansehen stehen - Lemmer hat sie geliebt. Seit 1983 Dozent und ab 1986 Professor für Sprachgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle, erhielt er 1991 den Lehrstuhl für Geschichte der deutschen Sprache und älteren deutschen Literatur.
Die Herausgeberin erinnert daran, dass es üblich ist, Sprachbezeichnungen auf „-isch“ enden zu lassen: Es ist also richtig, von „hallischer Mundart“ zu sprechen. Deren Geschichte verfolgt Lemmer in seinen mit leichter Hand verfassten Beiträgen von der Entstehung bis 1990. Damals stellte er fest, die Mundart sei im Aussterben begriffen, weil sie als provinziell gelte. Herausgebildet hat sie sich hier aus dem Niederdeutschen, gemischt mit Elementen des Jiddischen und dem Rotwelsch, einer Gaunersprache.
Mundart der Stadt leitet sich angeblich aus dem Keltischen her
Eine der bekanntesten Wendungen in hallischer Mundart ist die noch am Ende des 19. Jahrhunderts oft gestellte Frage: „Was schmust d’r Lubbert?“. Die Auflösung findet sich natürlich bei Lemmer, der mit dem Hinweis überrascht, dass „schmusen“ so viel wie sagen oder sprechen bedeutet und „Lubbert“ für die Taschenuhr steht.
Manfred Lemmer spannt den Bogen weit und erläutert unter anderem die mundartlichen Begriffe und Redensarten, die einst Schüler und Studenten in Halle gebrauchten, und er vertritt hier die Meinung, dass sich der Name der 806 erstmals erwähnten Stadt Halle nicht aus dem Germanischen, sondern aus dem Keltischen herleite. (mz)
Andrea Seidel stellt das Buch an diesem Freitag im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Halle um 19 Uhr im Germanistischen Institut, Hörsaal V, Ludwig-Wucherer-Str. 2, vor.