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Verkehrssicherheit Warum in Halle bald Gummi in die Straßenbahnschienen kommen soll

Immer wieder kommt es zu Unfällen mit Radfahrern, die in den Strecken der Straßenbahn hängenbleiben. Die Stadt soll nun fahrradsichere Gleise prüfen.

Von Jonas Nayda 02.06.2022, 11:42
Radfahren im Bereich von Schienen - wie hier in der Großen Steinstraße - soll künftig sicherer werden.
Radfahren im Bereich von Schienen - wie hier in der Großen Steinstraße - soll künftig sicherer werden. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Auf Schienen ist man im Verkehr meistens sehr sicher unterwegs. Zumindest wenn man sich in einem Schienen-Fahrzeug befindet. Befährt man Schienen allerdings mit einem Fahrrad, kann es schnell zu einem Unfall kommen. Vor allem die dünnen Reifen von herkömmlichen Stadtfahrrädern können leicht in die Spurrille gelangen und sich dort verhaken. Gefährliche Stürze sind nicht selten die Folge.

Im Stadtrat von Halle wurde schon mehrfach über das Problem gesprochen, schließlich gehören die Gleise in Halle der Halleschen Verkehrs AG (Havag), einer städtischen Gesellschaft. Bislang lautete die Aussage der Stadtverwaltung meistens, dass technische Lösungen entweder nicht vorhanden oder zu teuer wären. Eine Anregung der Fraktion Mitbürger & Die Partei, die harte Gummieinlagen in die Schienen legen lassen wollten, wurde seitens der Verwaltung noch im vergangenen Jahr abgelehnt, weil der Schienentyp, der in Halle eingesetzt wird, diese Lösung nicht zulasse. Doch nun gibt es neue Hoffnung. Die Fraktion Hauptsache Halle & Freie Wähler (HH/FW) hatte einen erneuten Antrag zu dem Thema eingebracht, der in der vergangenen Woche mehrheitlich verabschiedet wurde.

Die Stadtverwaltung muss nun prüfen, an welchen Unfallschwerpunkten im Straßenbahnschienennetz „fahrradsichere Systeme“ installiert werden könnten und welche Kosten dabei entstehen würden. HH/FW schlägt das sogenannte Velogleis vor, das von der thüringischen Firma Sealable patentiert wurde. Laut Firmenangaben könne das Velogleis bei allen gängigen Schienentypen eingesetzt werden und sei obendrein ohne schwere Technik einbaubar. 2021 hat Sealable für ihre Entwicklung den Innovationspreis der polnischen Eisenbahnmesse „Trako“ gewonnen.

Das System besteht aus einem elastischen Kunststoff (Elastomer), der die Schienenrille vollständig ausfüllt. Nur unter hohem Druck verformt es sich und kehrt danach wieder in seine Ursprungsform zurück. Dadurch verschwinden die für Radfahrer gefährlichen Rillen, aber eine Bahn kann trotzdem noch die Schiene nutzen, weil sie viel schwerer ist. Laut Sealable sei das Velogleis bereits von mehreren Unternehmen erfolgreich getestet worden.

HH/FW-Fraktionsvorsitzender Andreas Wels ist überzeugt vom Velogleis. „Eine Realisierung dieses Projektes wäre ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer“, sagte er. Laut Wels würden nicht nur Radfahrer von den verschlossenen Schienen profitieren, sondern auch Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollatoren, die ebenfalls immer wieder Probleme mit Straßenbahnschienen hätten. Als konkrete Orte, an denen die Stadt das Velogleis unbedingt prüfen solle, schlägt Wels als erstes den Marktplatz und die Kreuzung Kleinschmieden/Große Steinstraße vor. Dort sei ihm erst vor kurzen ein heftiger Unfall bekanntgeworden, bei dem eine Person sich schwer verletzt hatte.

Die Stadtverwaltung steht dem Ratsbeschluss nicht abgeneigt gegenüber. Seitens der Havag sei auch schon signalisiert worden, dass man sich von der Firma ein Angebot für einen Versuchseinbau einholen möchte, hieß es in einer Stellungnahme von René Rebenstorf, dem Beigeordneten für Stadtentwicklung. Laut Beschlussvorschlag soll die Stadtverwaltung das Ergebnis ihrer Prüfungen im September diesen Jahres vorlegen.