Wanderung Wanderung: Im Wald rund um den Petersberg wird der Pilzfreund fündig

Petersberg - Wer dieser Tage noch in die Pilze gehen will, der ist ein wenig spät dran, oder - da es ja das ganze Jahr über Pilze geben kann - er muss gut schauen können. Viel Herbstlaub ist bereits gefallen und hat so manchen Pilz halb oder ganz zugedeckt. „Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“, meint Barbara Schuldt, Pilzberaterin und Mitglied der Fachgruppe Mykologie.
Am Petersberg waren die Pilzfreunde offenbar nicht zur richtigen Zeit. Dort gibt es Hallimasche, scheinbar ohne Zahl. Das sei interessant, da es im letzten Jahr kaum Hallimasche gab, sagt Barbara Schuldt. Allerdings würde sie die vom Petersberg jetzt nicht mehr in ihr Körbchen tun, sie sind viel zu alt.
Trotzdem waren auf einer rund zweistündigen Wanderung im Wald rund um den Petersberg mehr als zwanzig Pilzarten zu entdecken. Essbare waren dabei wie der Safran-Schirmpilz und Stockschwämmchen, giftige wie der Gifthäubling, der grünblättrige Schwefelkopf und der Rosa Rettich-Helmling, ungenießbare Mürblinge und einige, die man in ein Mischpilzgericht mit hineintun könne, die aber kein besonderes Aroma hätten wie der fuchsige Trichterling.
Wenn Barbara Schuldt gezielt in den Wald geht, Pilze zu suchen, dann hat sie stets ein Körbchen dabei, damit die Pilze luftig liegen. „Und ein Taschenmesser gehört unbedingt zur Ausrüstung“, meint sie. Das brauche man aber nicht zum Abschneiden der Stiele, sondern um die Pilze aus der Erde zu holen. Manche Pilze kann man erst richtig bestimmen, wenn man weiß, wie das Mycel aussieht. Am Safran-Schirmpilz erklärt sie die Merkmale deutlich, angefangen von der schirmartigen Kappe, dem verschiebbaren Ring am weißen Stiel, der wiederum in eine knollige Verdickung übergeht, ehe man zum weißen Mycel kommt. „Von Safran-Schirmpilzen sollte man nur die Kappen nehmen und diese in der Pfanne braten. Wenn man sie paniert, sind sie saftig wie ein gutes Schnitzel“, sagt die Pilzexpertin.
Barbara Schuldt ist seit 40 Jahren Pilzberaterin. Mit Pilzen kannte sie sich jedoch schon als Kind gut aus. Das Wissen bekam sie damals von ihrem Vater mit auf den Weg, der im Urlaub oft mit der Familie die Zutaten fürs sommerliche Pilzgericht zusammensammelte, einmal einen ganzen Eimer voller Stockschwämmchen. „Seitdem sind das meine Lieblingspilze“ sagt sie. Als junge Pharmazie-Ingenieurin bekam die gebürtige Hallenserin in Werder an der Havel eine Stelle. Im Hof der Apotheke wuchsen an einem Birkenstamm Hallimasche. Die wollte sie mit nach Hause nahmen. Die Kollegen glaubten ihr nicht, dass es sich um gut essbare Pilze handelte.
Dass man ihr als junger Pilzkennerin nicht glaubte, ärgerte sie. Also erkundigte sie sich, ob man ein Zertifikat erlangen könnte, und wurde somit nach abgelegter Prüfung im Jahr 1975 Pilzberaterin, zunächst im Raum Potsdam, später wieder in ihrer Heimatstadt Halle.
Was sie an diesem Hobby reizt, sei der Umstand, dass man ständig dazulernen könne. Die Pilze seien in Wachstum, Farbe und Form so verschieden, dass Barbara Schuldt, die sie gern mit den Menschen vergleicht, die ja auch ganz verschieden aussehen. Auch die Sammler nehmen sie unterschiedlich wahr. Viele Pilzarten würden auch nicht jedes Jahr einen Fruchtkörper ausbilden. Es könne sein, dass man an einem Ort einen bestimmten Pilz finde, dann aber die nächsten zehn Jahre dort nicht mehr.
„In diesem Jahr sah es zunächst aufgrund der langen Trockenperiode eher schlecht aus mit den Pilzen“, sagt Barbara Schuldt. Das sei bis Ende August so gewesen. Anfang September hoffte sie auf Steinpilze und Maronen im Harz, fand aber keine. Vier Tage später bekam sie von dort einen Anruf: Überall seien Steinpilze zu finden. (mz)
Die Fachgruppe Mykologie veranstaltet zum Saisonabschluss am Samstag, 7. November, noch einmal eine Pilzwanderung für alle Interessenten. Treffpunkt ist 10 Uhr am Heidebahnhof.


