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Waggonbau Ammendorf Waggonbau Ammendorf: Letzter Schliff für den ICE 4 in Halle

Von Michael Falgowski 28.09.2016, 05:30
Der Triebkopf des neuen ICE ist kantiger als sein Vorgänger. Die Wagen stehen nun nicht nur in Berlin wie auf diesem Fotos, sondern auch in Halle.
Der Triebkopf des neuen ICE ist kantiger als sein Vorgänger. Die Wagen stehen nun nicht nur in Berlin wie auf diesem Fotos, sondern auch in Halle. dpa

Halle (Saale) - Bei der MSG Waggonbau Ammendorf ist am Freitagabend einer neuer ICE 4 vorgefahren. Beziehungsweise hat eine „geborgte“ Lok aus dem Hafen in Trotha den künftigen Fernverkehr-Star der Deutschen Bahn auf das Ammendorfer Werksgelände geschoben. Am Montag wurde der rund 320 Meter lange neue Triebzug - ohne Lokomotive - auseinander genommen.

Denn Halles Waggonbauer von der MSG Maschinenbau und Service Ammendorf haben einen lukrativen Großauftrag an Land gezogen: Nachdem bereits im Frühjahr - unter größter Geheimhaltung - ein neuer ICE 4 als eine Art Probe gewartet wurde, sollen nun sechs weitere Züge des neuen Flaggschiffs der Bahn folgen.

Retrofitting für ICE 4

Dabei handelt es sich um das sogenannte Retrofitting: Vor der endgültigen Auslieferung werden die Züge auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und im Probebetrieb aufgetretene Probleme wie etwa Steinschlag im Lack beseitigt. Bis Sommer nächsten Jahres haben die Mitarbeiter von MSG damit zu tun. Auch Siemens hat dafür Kollegen im Werk stationiert. „Das ist für uns natürlich ein sehr schöner und auch prestigeträchtiger Auftrag. Man ist übrigens auf uns zugekommen.

Es gibt nicht so viele Firmen in Deutschland, die dafür die Kapazitäten und technischen Voraussetzungen haben“, sagt Uwe Albrecht, Geschäftsführer der MSG Waggonbau Ammendorf. Dazu zählen etwa die beiden 180 Meter langen Gleise in der Halle, aber auch die benötigten Zughebezeuge oder die Lackiererei. Wichtig sind aber auch die Fachkenntnisse der 200 Fahrzeugbauer von MSG, das aus dem früheren Waggonbau Ammendorf hervorgangenen ist.

Bau der neuen ICE-Flotte

„Der Bau der neuen ICE-Flotte ist der größte jemals in Deutschland erteilte Auftrag für die Bahnindustrie, der größte Auftrag der Deutschen Bahn sowie der größte Auftrag für Zugbauer Siemens“, sagt Sven Frotscher. Der Hallenser ist Autor der Buchreihe „Das stählerne Herz Halles“ über die Geschichte des traditionsreichen Großbetriebs Waggonbau Ammendorf. Das Unternehmen hatte einst bis zu 5.000 Beschäftigte. Nach der Wende übernahm Bombardier große Teile, 2005 aber wurde der Betrieb geschlossen.

Heute setzt Hersteller MSG die Ammendorfer Schienenfahrzeugbau-Tradition fort. „Dass das Unternehmen MSG nun an dem ICE-4-Großauftrag Anteil hat, darauf kann man in Halle stolz sein“, sagt Frotscher. Für Ammendorf bedeute das eine längerfristige Auftragsstabilisierung. Das ICE-4-Programm laufe für die ersten 130 Züge bis etwa 2025 und so würden wohl noch viele ICE nach Halle kommen.

Probe- und Einführungsphase für ICE 4

Erst vor wenigen Tagen wurde der Superzug mit dem kantigeren Design, das den „runden“ Vorgänger ersetzt, offiziell vorgestellt. Die mehrmonatige Probe- und Einführungsphase hat bereits begonnen, die Deutsche Bahn soll die ersten sieben Exemplare des Superzugs im Herbst nächsten Jahres übernehmen. Der Forderungskatalog der Bahn an den Hersteller umfasst mehr als 9.000 Punkte, die Hersteller Siemens erfüllen muss.

Im neuen ICE sind neben größerer Beinfreiheit unter anderem eine Fahrradmitnahme und W-LAN im Multiprovidersystem möglich. Der Innen-Himmel ändert die Farbe: ist es draußen kalt, sind die Farben warm - und umgekehrt. (mz)

Der ICE 4 wird im MSG-Werk in Ammendorf rangiert.
Der ICE 4 wird im MSG-Werk in Ammendorf rangiert.
Sven Frotscher