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Wachstum in der Coronazeit Wachstum in der Coronazeit: Zwei Unternehmen haben ihre Arbeitsweise umgekrempelt

Von Denny Kleindienst 02.09.2020, 09:30
Kai Fischer spricht sich für Arbeit im Homeoffice aus.
Kai Fischer spricht sich für Arbeit im Homeoffice aus. Denny Kleindienst

Halle (Saale) - Es gibt auch Unternehmen, die in der Coronakrise keine Einbußen hinnehmen mussten. Die im Gegenteil sogar ein leichtes Plus verzeichnet haben. Zu ihnen zählen die beiden Firmen mit dem etwas sperrigen Namen „KVM Service Plus“ und „GA Versicherungsservice“. Beide Firmen sind Tochterunternehmen der Allianz.

Laut Unternehmenssprecher Kai Fischer sind am Standort Halle rund 750 Mitarbeiter angestellt, am zweiten Standort in Magdeburg noch einmal 150. Und KVM/GA will weiter wachsen. Knapp 1.000 Mitarbeiter sollen es insgesamt bis Jahresende werden.

Homeoffice-Tätigkeit bei 90 Prozent der Belegschaft

Die beiden Unternehmen, so Fischer, hätten dabei ihren Anteil geleistet, dass die Allianz in Deutschland ihren Umsatz insgesamt in den vergangenen Monaten gesteigert hat. Er sagt: „Geholfen hat uns, dass wir einen gewissen Grad der Digitalisierung schon erreicht haben.“

Anfang März sei es schon 200 Mitarbeitern möglich gewesen, im Homeoffice zu arbeiten. Mitte März gelang die Homeoffice-Tätigkeit dann bei 90 Prozent der Belegschaft. Dafür habe neue Hardware bestellt werden müssen, was kurzfristig auch passiert sei. Die KVM/GA bedient verschiedene Geschäftsfelder. Im Kundenservicecenter, früher sagte man Callcenter dazu, werden Anliegen der Allianz-Kunden geklärt.

Onlineberatung zur betrieblichen Altersversorgung

Es findet die Onlineberatung etwa zur betrieblichen Altersversorgung statt. In Halle werden zudem die Social-Media-Auftritte der Allianz betreut, zum Beispiel auf Facebook oder Twitter. „Die Kommunikation auf diesen Kanälen wird hier gemacht“, sagt Fischer. Relativ neu sei, dass die Mitarbeiter sich auch um den technischen Support für die Allianz-Kunden wie auch für die Allianz-Mitarbeiter kümmern.

Wer Fragen im Umgang mit dem Kundenportal oder der Allianz-App hat, wird von Halle aus beraten. Pro Woche, so Fischer, werden bei der KVM/GA rund 30.000 Schriftstücke bearbeitet und 30.000 Telefonate geführt.

Am Homeoffice soll derweil weiterhin festgehalten werden

Fischer sagt auch, dass durch Corona die Nachfrage nach Onlineberatungen gestiegen sei, ebenso wie die Zugriffszahlen auf die Allianz-Homepage. Am Homeoffice soll derweil weiterhin festgehalten werden. Auch wenn die Mitarbeiter in Zukunft nicht mehr jeden Tag von Zuhause aus arbeiten, so sollen sie es doch zumindest teilweise tun.

Ab und zu nicht extra zur Arbeit fahren zu müssen, ist laut Fischer auch ein Vorteil für die Mitarbeiter. Und obwohl die Veränderung durch Corona über Nacht gekommen sei, so bewertet der Unternehmenssprecher sie doch positiv: „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht.“

Im August 18.466 Frauen und Männer im Agenturbezirk ohne Arbeit

Petra Bratzke, die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Halle, bezeichnet KVM/GA denn auch als Unternehmen, „dass per se anders arbeitet“, als sie am Dienstag die aktuellen Arbeitsmarktzahlen vorstellt. So waren im August 18.466 Frauen und Männer im Agenturbezirk ohne Arbeit, 124 mehr als im Vormonat. Bratzke erklärt das aber mit dem „klassischen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Sommer“. Der gebe sich in der Regel wieder. „Wir müssen sehen, was der herbst bringt“, so Bratzke.

Allerdings lag die Arbeitslosenquote im August des letzten Jahres bei 7,3 Prozent, nun sind es 8,6 Prozent. Corona wirkt nach. Wobei verschiedene Wirtschaftsbereiche unterschiedlich stark von der Krise getroffen wurden. Die Industriebetriebe und das Handwerk zum Beispiel weniger als etwa der Hotel- und Gaststättenbereich, wie die Agenturchefin sagt.

Demografischer Wandel als die größte Herausforderung

Den demografischen Wandel sieht sie derweil als die größte Herausforderung. „Sobald wir aus der Krise heraus sind, wird der Fachkräftemangel das dringendste Thema sein.“ Mut macht ihr, dass Unternehmen nach wie vor ausbilden. Aktuell sei man „in der Hochphase der Ausbildungsvermittlung“.

Rund 300 unversorgte Bewerber sind derzeit bei der Agentur gemeldet. Doch die Zahl ändere sich beinahe täglich. „Im Ausbildungsmarkt ist gerade viel Bewegung drin“, sagt die Agenturchefin und fügt hinzu: „Es gibt einen stabilen robusten Arbeitsmarkt im Moment.“ (mz)