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Vorlesungen digital, keine Kneipentouren oder WG-Partys Vorlesungen digital, keine Kneipentouren oder WG-Partys: Corona macht die Erstis einsam

Von Oliver Müller-Lorey 14.11.2020, 10:00
Willkommen in Halle: Paul Schach hat ein Studium an der MLU aufgenommen und holt sich seinen Begrüßungsbeutel ab. Auf WG-Partys, Kneipentouren und das persönliche Kennenlernen seiner Kommilitonen muss er erst einmal verzichten. Schuld ist die Corona-Pandemie.
Willkommen in Halle: Paul Schach hat ein Studium an der MLU aufgenommen und holt sich seinen Begrüßungsbeutel ab. Auf WG-Partys, Kneipentouren und das persönliche Kennenlernen seiner Kommilitonen muss er erst einmal verzichten. Schuld ist die Corona-Pandemie. Silvio Kison

Halle (Saale) - So hatte sich Paul Schach seinen Start ins Studentenleben nicht vorgestellt. Die Vorlesungen: digital. Die Suche nach einer WG: mit Maske. Die Kneipentouren, um Stadt und Kommilitonen kennenzulernen: abgesagt. „Es ist schon eine verrückte Zeit, um mit einem Studium anzufangen. Den Einstieg ins Studium und vor allem das soziale Leben macht die Corona-Pandemie nicht gerade einfacher“, sagt der 21-Jährige.

So wie ihm geht es Tausenden „Erstis“, also Erstsemestern, die neu an der Uni Halle sind. Normalerweise sind die ersten Wochen als Student geprägt von jeder Menge neuer Erfahrungen und Kontakten. Doch auf die müssen die Erstis in der Pandemie weitestgehend verzichten. Bei der Immatrikulationsfeier wurde schon bei so manchem der Grundstein für eine lebenslange Freundschaft - oder Ehe - gelegt. In diesem Jahr fand sie digital statt.

„Komisch war das. Irgendwie unpersönlich“

„Komisch war das. Irgendwie unpersönlich“, sagt eine 27-jährige Neu-Studentin, die am Donnerstag ihren sogenannten Welcome-Bag vom Stadtmarketing im Marktschlösschen abholt. Uni und Stadtmarketing geben sich trotz der Pandemie alle Mühe, den Studenten den Start in Halle so angenehm wie möglich zu machen und geben, wie in den vergangenen Jahren, Beutel mit kleinen Geschenken und Infomaterialien an die Erstis aus.

Im Gespräch mit der MZ verrät die 27-jährige Studentin der Volkswirtschaftslehre, wie ihr Uni-Alltag jetzt aussieht. „Ich persönlich habe keine Vorlesungen im Hörsaal oder Präsenzveranstaltungen. Digital zu lernen, finde ich sehr anstrengend.“ Wie unter diesen Bedingungen Prüfungen stattfinden sollen, könne sie sich noch nicht vorstellen. Das geht der Uni-Verwaltung offenbar ähnlich: „Prüfungen, die vor Ort an der Universität stattfinden, werden weiterhin eine Ausnahme sein“, heißt es auf der Website.

„Die WG-Castings fanden zum Teil mit Maske und Sicherheitsabstand statt“

Glück für die Studentin ist, dass sie schon seit Jahren in einer eigenen Wohnung in Halle lebt und ihr die Wohnungssuche unter Corona-Bedingungen erspart blieb. Anders war das bei Paul Schach, der aus Karlsruhe in die Saalestadt zog. „Die WG-Castings fanden zum Teil mit Maske und Sicherheitsabstand statt“, sagt er. Er hatte Glück und fand eine passende WG. Die Einweihungsparty, wie sie bei den meisten Erstis üblich ist, fällt aber aus.

Unter den Studenten gibt es offenbar unterschiedliche Meinungen, wie mit der Pandemie umzugehen ist. „Es gibt Chatgruppen, in denen manche etwas gemeinsam unternehmen wollen. Andere wollen das nicht, weil sie die Kontakte reduzieren wollen“, sagt Schach, der Geografie studiert. Er selbst habe sich noch nicht in größeren Gruppen getroffen. Die Stadt erkundete er aber schon auf eigene Faust - mit dem Rad.

„So viel Präsenz wie verantwortbar“

Die Uni verfährt unterdessen nach dem Motto „So viel Präsenz wie verantwortbar“. Vor allem Veranstaltungen für Erstsemestler sollen vor Ort angeboten werden, zu erwarten sei eine Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen. Was das konkret bedeutet, erzählt ein 22-jähriger Student im Fach Nahoststudien, der sich am Donnerstag ebenfalls seinen Beutel abholt. „Ich habe auch viele digitale Vorlesungen, aber der Sprachkurs ist eine Präsenzveranstaltung“, sagt er.

„Und das ist auch gut so, weil man eine Sprache besser lernt, wenn man persönlich da ist.“ Insofern wundere er sich, dass er und die anderen Studenten im Sprachkurs eine Maske tragen müssen. „Beim Erlernen einer Sprache kommt es ja auch auf die Aussprache und die Lippenbewegungen an. Das ist mit Maske eher schwierig.“

Doch was die Maskenpflicht angeht, bleibt die Uni eisern. Sie gilt nicht nur während der Lehrveranstaltungen, sondern in allen Uni-Gebäuden und sogar beim Warten davor. Digitale Zuhörer haben es das leichter. (mz)

Die Uni hat strenge Corona-Maßnahmen verhängt.
Die Uni hat strenge Corona-Maßnahmen verhängt.
dpa