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Bergmannstrost und Universitätsmedizin Von Implantat-Recycling bis Digitalisierung - wie Kliniken in Halle nachhaltiger werden wollen

Das BG Klinikum Bergmannstrost und die Universitätsmedizin Halle wollen Lösungen zur nachhaltigen Transformation der Medizin finden. Wie das gelingen soll und welche Themen im Fokus stehen.

Aktualisiert: 29.07.2025, 13:47
Ärzte während einer Operation
Ärzte während einer Operation (Symbolfoto: picture alliance / imageBROKER)

Halle (Saale)/MZ/EI. - Das Thema Nachhaltigkeit ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zukunft. Dies gilt auch für das Gesundheitssystem und hier speziell für Krankenhäuser, die als ressourcenintensive Großverbraucher gelten und hohe Mengen Abfall und CO2 produzieren. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sorgt der Gesundheitssektor weltweit für rund 4,4 Prozent der CO2-Emissionen. Das ist mehr als der Flugverkehr oder die Schifffahrt. Doch wie können in der Medizin Materialien recycelt und Müll eingespart werden?

Unfallchirurgie in Halle ist Untersuchungsgegenstand

Um das herauszufinden, startet das BG Klinikum Bergmannstrost in enger Kooperation mit der Universitätsmedizin Halle das auf drei Jahre angelegte Projekt "i", für das 1,26 Millionen Euro an EU-Fördergeldern fließen. Ziel des Projektes sei es, am Beispiel der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie nachhaltige Prozesse, zum Beispiel bei der Testung und Nutzung von Implantaten, zu erarbeiten und die Ergebnisse als übertragbaren Lösungsansatz für andere medizinische Disziplinen bereitzustellen, heißt es in der Mitteilung des Klinikums.

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Konkret gehe es um die Sammlung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Materialien aus Implantaten mit dem Ziel, wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen. „Bislang werden sogenannte Explantate nicht recycelt, sondern verbleiben beim Patienten oder werden als Asservate in Kliniken aufbewahrt, alternativ im Klinikmüll entsorgt", erklärt Prof. Dr. Philipp Kobbe, Projektleiter sowie Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. „Doch weder kennen wir den genauen Umfang, noch gibt es Ansätze zum Beispiel für eine nachhaltige Prozessoptimierung und ein intelligentes Handling.“

Digitalisierung in Medizin soll mehr Freiräume für Mitarbeiter schaffen

Ähnliches gelte für das Thema Verpackungsmüll im unfallchirurgischen OP: „Implantate müssen hygienisch einwandfrei verpackt sein, oft doppelt und dreifach. Da entstehen riesige Mengen Abfall.“ In einem ersten Schritt sollen deshalb die notwendigen Daten erfasst werden, abschließendes Ziel ist die Implementierung von Implantat-Recycling und ein nachhaltiges Abfall-Management.

Ein weiterer Aspekt des Projekts ist darüber hinaus die Analyse und Digitalisierung bestehender Arbeitsprozesse, beispielsweise mithilfe Künstlicher Intelligenz. Ein einfaches Beispiel sei hier die bislang noch zeitaufwändige Übermittlung radiologischer Daten für die präoperative Planung per 3-D-Druck. „Durch eine stärkere Digitalisierung und Verbesserung der Abläufe können wir Freiräume für Mitarbeitende schaffen und eine patienten-zentrierte Medizin stärken“, betont Kobbe.