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Von Christa Wolf bis Moritz Bleibtreu  Von Christa Wolf bis Moritz Bleibtreu : So viel Film steckt in "Hallewood"

Von Alexander Schultz 24.05.2016, 09:28
Halles „Polizeiruf“-Team Schmücke und Schneider
Halles „Polizeiruf“-Team Schmücke und Schneider dpa

Halle (Saale) - „Halle ist Filmstadt“. Dass dies nicht nur ein leerer Slogan ist, zeigen etliche Kino- und Fernsehproduktionen, die seit Jahren die traumhaften und morbiden Filmkulissen der Saalestadt für ihre Dreh- und Filmarbeiten nutzen. Ob zuletzt „Stereo“ mit den bekannten Schauspielern Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu, „24 Wochen“, der einzige deutsche Beitrag auf der diesjährigen Berlinale, oder „Timm Thaler“ des Star-Regisseurs Andreas Dresen, unter anderem mit Axel Prahl und Harald Schmidt – die Branche gibt sich in Halle Jahr für Jahr die Klinke in die Hand. Jedoch reicht die hallesche Filmgeschichte weiter zurück. „Professor Mamlock“ von 1961 und die Christa-Wolf-Verfilmung „Der geteilte Himmel“ (1964) gelten heute als Klassiker. Ein neuer Stadtrundgang von der Agentur „Stattreisen“ nimmt sich nun dem Thema Film- und Medienstandort an und bietet Gästen der Stadt sowie filminteressierten Hallensern eine spezielle Reise mit dem Titel „Vom Zorn-Thriller bis Hallewood“. Mit einem Tablet ausgerüstet werden die Spuren von Filmen und Postproduktionen in der Saalestadt erkundet. Die MZ hat sich unter die Gäste gemischt und die sieben Stationen der Tour begutachtet.

Stadtbad

Die erste Station ist das Stadtbad. 125 Jahre hat das schöne Gebäude schon auf dem Buckel. Frisch saniert erstrahlen das alte Gemäuer und seine prunkvollen Innenräume in frischem Glanz. Ein außergewöhnlicher Ort mit besonderem Charme. Das haben auch die Macher der halleschen Krimi-Reihe von „Zorn“ erkannt und immer wieder als Filmkulisse genutzt.

Die Verfilmungen der Bücher des halleschen Bestsellerautors Stephan Ludwig sind die wohl derzeit bekanntesten Filme aus Halle. Vier Folgen sind in der Saalestadt umgesetzt worden, sehr oft an den Originalschauplätzen der Buchvorlage. Die Kommissare Zorn und Schröder sind inzwischen Kult, ob im Buch oder im Film. Der erste Teil der Reihe, „Zorn – Tod und Regen“, wurde 2013 in Halle gedreht und das Stadtbad zum Schauplatz skurriler Szenen zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Ermittlern. Auch in den weiteren Verfilmungen wurde das Gebäude von den Regisseuren immer wieder als Motiv benutzt. Doch auch Nordbad, Wittekindbad, Burg Giebichenstein und viele weitere bekannte und unbekanntere Orte der Stadt dienten in „Zorn“ schon als natürliche Kulisse.

Hallesche Wohnungsgesellschaft

Die Geschichte von Halle als Krimistadt ist jedoch schon älter. Zwischen 1996 und 2013 ermittelten die beiden Kriminalhauptkommissare Herbert Schmücke, gespielt von Jaecki Schwarz, und Herbert Schneider (Wolfgang Winkler) in der Saalestadt. Dabei wurde der zweite Standort des Stadtrundgangs, das alte Hauptpostamt am Hansering, welches heute die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG beherbergt, zum Hof des TV-Polizeireviers.

Insgesamt 50 Fälle lösten die beiden beliebten Ermittler und machten die Saalestadt zu einem festen Bestandteil der bundesweiten Fernseh-Krimilandschaft. Ihren letzten Fall sahen knapp 10 Millionen Zuschauer, die drittbeste Quote in 40 Jahren Polizeiruf. Tourleiterin Kerstin Kiefel zeigt Szenen des Duos auf dem großen Tablet und erzählt den Gästen auch eher Unbekanntes. „Wussten Sie, dass Wolfgang Winkler vor seiner Schauspielkarriere Lokfahrer war?“

Neues Theater

Das Neue Theater ist die dritte Station der Tour. Kein Filmort, „aber die Arbeitsstätte vieler Schauspieler, die auch aus Filmen bekannt sind“, sagt Kiefel. So haben sich die Hallenser Matthias Brenner, Hilmar Eichhorn, Per Uwe Teska, Henning Peeker, Saskia Rosendahl oder Caroline Teska in der Filmlandschaft etabliert.

Von Motionworks bis MDR

Motionworks

Die hallesche Animationsfirma Motionworks ist in der Medienstadt „Hallewood“ ein echter Leuchtturm. Dass der Sitz in Halle liegt, ist wohl eher wenigen bekannt. Zu Spitzenzeiten beschäftigt das Unternehmen knapp 100 Mitarbeiter. Als Gründer und Motionworks-Kopf Tony Loeser 1998 die Saalestadt als Standort für seine auf Kinderfilme ausgelegte Kreativschmiede auswählte, war der große Erfolg noch nicht absehbar. Begonnen im Multimediazentrum (MMZ) zog das Unternehmen später in das frisch sanierte „Intecta“-Gebäude in der Großen Ulrichstraße.  Mit großen Fernseh- und Kinoproduktionen und Abenteuergeschichten machte sich die Firma einen internationalen Namen, wobei Loeser mit Produzenten aus Kanada, Indien, Spanien oder Australien zusammenarbeitet. Mit Filmen wie „Lauras Stern“, „Der kleine Eisbär“ und „Mullewapp“ hatte und hat Motionworks weltweit Erfolg. Die liebevollen Animationsfilme aus Halle kennt heute jedes Kind, nicht nur in Deutschland.

Moritzburg

Die Tour führt weiter zur Moritzburg, die auf eine ganz eigene Fernsehgeschichte zurückblickt. Hier, wo heute das Kabarett „Die Kiebitzensteiner“ residiert, wurde 1965 das Fernsehtheater gegründet. Etliche Theaterproduktionen für das DDR-Fernsehen wurden im „Ohnsorg-Theater des Ostens“ produziert – auf kleiner Bühne vor gerade einmal 44 Zuschauerplätzen. Das Fernsehtheater war Außenstelle vom „Studio Halle“ welches von 1964 bis Mitte der 90er Jahre am Waisenhausring seinen Stammsitz hatte. „Sindermanns Fernsehfabrik“ produzierte in Halle eine Vielzahl an Filmen und Shows, unter anderem „Den Krug zum grünen Kranze“.

Mitteldeutsche Multimediazentrum

Die nächste Station ist das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ). Als modernes Existenzgründerzentrum für die Medien- und Kreativwirtschaft in Sachsen-Anhalt ist es Halles wichtigstes Instrument bei der weiteren Entwicklung des Medienstandortes.

Unter den rund 50 Unternehmen befindet sich unter anderem auch Arri Media. Die Postproduktionsfirma, die sich um Bild- und Tonbearbeitung von Filmen kümmert, bearbeitete unter anderem „Timm Thaler“, „Nackt unter Wölfen“ und auch „Bornholmer Straße“. Die Tragikomödie um die Öffnung der Berliner Mauer mit Charly Hübner in der Hauptrolle erschien 2014 und wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Mitteldeutscher Rundfunk

Mit dem Sitz des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) am Salzgrafenplatz endet die Stadttour nach rund zwei Stunden und 1,5 Kilometern Fußmarsch. Der MDR, der in Halle vor allem Radioprogramme produziert, ist aber auch für viele Filme als Geldgeber und redaktioneller Begleiter verantwortlich. Auch für Filme in Halle. Beispielsweise unterstützte der Fernsehsender den Film „Ente gut!“, der am Donnerstag in den Kinos anläuft.

Die Geschichte um eine besondere Mädchenfreundschaft und das Leben unterschiedlicher Kulturen wurde im Sommer 2015 in Halle als farbenfroher Familienfilm gedreht. Das Drehbuch stammt von der halleschen Autorin Antonia Rothe-Liermann. Auf der diesjährigen Berlinale wurde „Ente gut!“ im Programm der „Generation Kplus“ gezeigt und gefeiert. (mz)

Mehr Infos zu der Tour und andere Angebote der Agentur "StattReisen" in Halle finden Sie unter: www.stattreisen-halle.de

„Bornholmer Straße“ mit Charly Hübner
„Bornholmer Straße“ mit Charly Hübner
dpa
Der dicke Schröder und „Zorn“ im Stadtbad
Der dicke Schröder und „Zorn“ im Stadtbad
MDR
„Lauras Stern“ von Motionworks
„Lauras Stern“ von Motionworks
dpa
„Ente gut“
„Ente gut“
Meike Birck